Marc Márquez: «Vorsprung erlaubt nun auch Fehler»
Marc Márquez in Aragón
Vor dem Aragón-GP betonte Marc Márquez, dass es für ihn wichtiger sei, den Titel zu holen, als weitere Rennen zu gewinnen. Er wäre auch ohne weiteren Saisonsieg zufrieden, wenn er dafür Weltmeister werden würde. Schon wenige Tage später feierte der Repsol-Honda-Pilot seinen ersten Saisonsieg seit dem Sachsenring-GP, der insgesamt vierte in diesem Jahr.
Seinen großen Vorsprung in der Gesamtwertung verdankt Márquez vor allem seiner Konstanz. Als einziger MotoGP-Pilot konnte er 2016 in allen bisherigen Rennen punkten. Rossi und Lorenzo handelten sich hingegen jeweils drei Nuller ein. Ein ungewöhnliches Bild, wenn man es mit einem Blick auf die Gesamtwertung 2015 vergleicht, als Márquez sechs Rennstürze fabrizierte.
Marc Márquez hat sich in der Vergangenheit viele Spitznamen verdient. Die spanische Presse nennt ihn «El Niño», das Kind. Die englischen Journalisten haben ihn «Smiling Assassin», also der lächelnde Attentäter, getauft. Diesen Namen erhielt er, da er im normalen Leben ein netter Kerl ist, aber auf der Strecke durch Killerinstinkt glänzt. Andere nennen ihn «Márquez the Merciless», also den Gnadenlosen. 2016 wurden auch andere Attribute mit Márquez in Verbindung gebracht: Reife, Besonnenheit und Taktik. Marc Márquez 2.0, die verbesserte Version.
Der 23-Jährige hat aus der Saison 2015 viel gelernt. Sechs Rennstürze vermasseltem ihm damals die Chance auf seinen dritten MotoGP-Titel, er musste sich beiden Yamaha-Werkspiloten geschlagen geben. 2016 fährt er nun mit großem Vorsprung – 52 Punkte nach dem Aragón-GP – dem Titelgewinn entgegen. Bereits in Japan hat er seinen ersten Matchball gegen Rossi und Lorenzo. Und das trotz der großen Probleme mit der RC213V, die sich in der ersten Saisonhälfte vor allem bei den anderen Honda-Piloten wie Dani Pedrosa und Cal Crutchlow deutlich zeigten.
Wärst du mit dem Titelgewinn auch dann völlig zufrieden, wenn du kein weiteres Rennen gewinnen kannst und ein anderer Fahrer mehr Siege auf dem Konto hätte als du? «Das spielt keine Rolle», betonte Márquez. «Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass sich beispielsweise im Februar, wenn die neue Saison beginnt, die Leute nur noch daran erinnern, wer den Titel gewonnen hat und nicht daran, wer die meisten Rennen gewonnen oder die meisten Podestplätze eingefahren hat. Am Ende ist mein Ziel der Titel. Darauf arbeite ich hin. So ist auch meine Arbeitsweise ausgerichtet. Wenn ich Vierter werde, wie in Misano, dann nehme ich das hin. Wenn ich gewinnen kann und sich das Risiko lohnt, mache ich das. Das hängt natürlich immer davon ab, wie ich mich auf dem Bike fühle.»
52 Punkte Vorsprung auf Rossi und 66 auf Lorenzo lassen nun sogar Fehler zu, weiß Márquez. «Ich habe nun einen Vorteil, der mir auch kleine Fehler verzeiht. Ich führe dann noch immer die Gesamtwertung an. Doch wenn meine Gegner einen Fehler machen, dann verlieren sie noch mehr Punkte und fallen weit zurück.» Dem Spanier ist bewusst, dass der Druck nicht mehr auf ihm, sondern auf seinen Konkurrenten lastet.