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SBK klappt auch ohne Alonso, neue Aufgabenverteilung

Von Günther Wiesinger
Daniel Carrera (li.) mit Javier Alonso

Daniel Carrera (li.) mit Javier Alonso

Superbike-WM-Promoter Dorna hat sich vom einflussreichen Topmanager Javier Alonso getrennt. Jetzt wird an einer Umstrukturierung gearbeitet, große Umwälzungen sind nicht nötig.

Die Dorna will sich erst zu einem späteren Zeitpunkt über die recht abrupt erfolgte Trennung von Javier Alonso äußern, der als «Managing Director der Events Area bei Dorna Sports» tätig war und als designierter Nachfolger von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta galt.

«Wir arbeiten an einer Neuorganisation der Firma», ist das einzige Statement, das von der Dorna zu hören ist. Offiziell heißt es, Alonso sei beurlaubt.

Aber wer sich in den letzten eineinhalb Jahren regelmäßig mit Funktionären von Dorna, IRTA und FIM sowie mit Teammanagern, Teambesitzern, Team Principals der Werke, hochrangigen Abgesandten der Werke und anderen Partnern der Dorna unterhielt, bekam nicht nur Gutes über Alonso zu hören. Er hat offensichtlich im Lauf der Zeit etliche Menschen verärgert. Deshalb dürfte es schrittweise zu einem Zerwürfnis mit Ezpeleta gekommen sein.

Auch das Verhältnis von Alonso zu Dorna-COO Enrique Aldana soll seit längerer Zeit angespannt gewesen sein. Aldana, ein Rechtsanwalt, gilt als graue Eminenz der Dorna; er mischt sich aber ins operative Geschäft nicht ein und kümmert sich in erster Linie um Verträge und die Finanzen.

Nach dem Abgang von Alonso rücken etliche Beteiligte mit der Sprache heraus. Alonso habe mitunter ein mangelhaftes, unfreundliches Benehmen an den Tag gelegt, er habe sich sehr machtbewusst und manchmal launenhaft verhalten, auch von den Mitgliedern der Race Direction ist hinter vorgehaltener Hand Kritik zu hören. Aber laut und «on the record» wollte bisher niemand darüber reden, denn Alonso galt als der künftige starke Mann der Dorna.

In den letzten Wochen und Monaten dürfte sich Javier «Juppi» Alonso weiter unbeliebt gemacht haben, beim Valencia-GP ist die Situation offenbar eskaliert.

Denn bei der Dorna wurde dort bereits überlegt, dem Ezpeleta-Vertrauten Alberto Puig zusätzliche Aufgaben anzuvertrauen. Puig, der 500-ccm-GP-Sieger von Jerez 1995 und Dani-Pedrosa-Entdecker, hat bereits Aufgaben im Zusammenhang mit dem Red Bull Rookies-Cup übernommen und managt im Auftrag auch den Shell Advance Asian Talent Cup; dazu baut Puig gerade ein Moto3-Honda-WM-Team für die Dorna auf, das sich vorläufig GB-Team nennt und John McPhee einsetzen wird.

Dorna-CEO Ezpeleta und Enrique Aldana, Chief Operating Officer und Chief Financial Officer, Manel Arroyo, Managing Director, Media Area und Marketing-Direktor Pau Serracanta bilden jetzt den engsten Kreis der Dorna-Führung, die seit 1992 die GP-Serie vermarktet und seit 2012 auch die Superbike-WM.

Nach der Trennung von Alonso werden dessen bisherige Aufgaben bald neu verteilt sein. Alberto Puig soll künftig statt Alonso die Zusammenarbeit mit den Teams und der IRTA in den Klassen Moto3 und Moto2 übernehmen. Alonsos Platz in der Grand Prix Commission wird Ezepleta bis auf weiteres selbst einnehmen, in technischen Fragen kann er auf den Rat von Corrado Cecchinelli vertrauen, den Director of Technology der Dorna.

In der MotoGP-Race-Direction kommt der dreifache Weltmeister Loris Capirossi für die Alonso-Nachfolge in Betracht, das ist längst ein offenes Geheimnis.

Die Organisation des MotoGP-Paddocks wird zwar von der Teamvereinigung IRTA gemanagt, Alonso bildete aber oft die Schnittstelle zum Promoter. Er hielt im Auftrag der Dorna auch Kontakt zu den Politikern, die bei GP-Verträgen involviert sind. Für diese Aufgaben muss wohl ein neuer Verantwortlicher gesucht werden.

Alonso war seit Herbst 2012 auch Ezpeletas Statthalter in der Superbike-WM. Diese Agenden werden jetzt zusätzlich Daniel Carrera übertragen, der bei der Dorna schon bisher als Managing Director für die Superbike-WM zuständig ist und dort die Fäden zieht. Ihm steht Gregorio Lavilla als Verantwortlicher für die sportlichen Belange zur Seite.

Offenbar sucht die Dorna keinen echten Nachfolger für den vielseitigen und emsigen Alonso, der mit der Zeit recht viel Macht angehäuft hatte; seine Aufgaben sollen auf mehrere Personen verteilt werden.

Und in einer Übergangsphase wird Carmelo Ezpeleta (70) nichts anderes übrig bleiben, als wieder mehr Einfluss zu nehmen und noch mehr Präsenz zu zeigen.

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