Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Tom Sykes prangert an: «Alle Ehre für MotoGP-Fahrer»

Von Gordon Ritchie und Günther Wiesinger
Während des Jerez-Tests fuhr Superbike-Weltmeister Jonathan Rea schneller als alle anwesenden MotoGP-Piloten. Tom Sykes unterstreicht, dass die Superbikes künstlich langsam gehalten werden.

Das hat gesessen: Als Jonathan Rea in den Tests auf dem Circuito de Jerez Ende November schneller fuhr als alle MotoGP-Piloten, entflammte wieder einmal die Diskussion, wozu es sündteure Prototypen-Maschinen braucht, wenn ein seriennahes Superbike gleich schnell ist.

Auch wenn die Superbikes als Einzige einen extraweichen Qualifyer-Reifen zur Verfügung hatten, der ungefähr eine Sekunde pro Runde bringt, sorgte Jonathan Rea mit seiner Kawasaki ZX-10RR mit 1:38,721 min für eine wahrhaft erstaunliche Bestzeit.

Er war damit sogar schneller als Valentino Rossi bei seiner MotoGP-Pole-Position im Mai 2016 – sie lag bei 1:38,736 min.

Und Ducati-Held Chaz Davies hätte sich damals beim Jerez-GP mit seiner Panigale auch für die zweite Startreihe qualifiziert.

Es passiert selten, dass sich so viele SBK-Asse gleichzeitig mit den MotoGP-Piloten auf der Strecke befinden. Und natürlich lassen sich die Zeiten vom Mai schwer mit den Zeiten von Ende November vergleichen. Allein wegen der Temperaturen.

Und sicher, die Stars von Repsol Honda, Ducati und Yamaha fehlten, während Suzuki nur mit Andrea Iannone fuhr – und das nur einen Tag lang. Trotzdem, was die besten Superbike-Fahrer gegen die zweite Garnitur der MotoGP-Piloten zeigten, war erstaunlich.

Vorteil Reifen

«Ich muss zugeben, dass diese Superbikes sehr schnell sind», gab Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci sichtlich beeindruckt zu. «Aber man muss gewisse Rundenzeiten auch in die richtige Relation rücken. Ich erinnere mich an die Pirelli-Reifen, ich habe sie in der CIV verwendet und als Testfahrer auf der Panigale. Die Pirelli-Qualifyer sind über eine Runde außergewöhnlich gut; aber dann steigen die Zeiten rasch um zwei Sekunden an. Außerdem funktionieren die weichen Pirelli-Mischungen sehr gut bei kühlen und kalten Bedingungen. Und in Jerez war es ziemlich kalt...»

Petrucci weiter: «Unsere Michelin-Reifen verhalten sich anders. Manchmal sehen diese Reifen nach 22 Runden noch wie neu aus. Ich konnte in Jerez mit diesen Reifen nach 20 oder 22 Runden noch bis auf eine halbe Sekunde an meine Bestzeit herankommen. Die SBK-Kollegen waren nach 20 Runden 2 sec langsamer als zu Beginn.»

Die Superbike-WM wird eingebremst

Für Vizeweltmeister Tom Sykes ist der Jerez-Test ein weiterer Beweis, dass sich die Superbike-Asse nicht vor den MotoGP-Helden verstecken müssen. «Es macht mich sehr stolz, dass wir in Jerez kaum langsamer waren», sagte der Engländer zu SPEEDWEEK.com. «Aber es gibt einflussreiche Menschen, welche die Superbike-WM nicht schätzen, das hält uns am meisten zurück.»

«Hätten wir das Motorrad von vor ein paar Jahren, wären wir heute noch schneller», ist der Weltmeister von 2013 überzeugt. «Jedes Jahr werden unsere Bikes mehr kastriert, seriennaher, das muss mehr Standard werden, blablabla. Nur, um die Lücke zu vergrößern. In meinen Augen gibt das den beiden Meisterschaften den falschen Level. Das wird nur getan, um MotoGP die ganze Ehre zu geben. Fans schauen sich die Rundenzeiten an und denken, die MotoGP-Fahrer stehen deutlich über uns. Natürlich sind sie sehr gut, wenn man aber alle Dinge in Betracht zieht, dann ist genau so eindrucksvoll, was wir mit unseren Maschinen und Budgets leisten. Aber damit müssen wir leben.»

Als WM-Vermarkter Dorna im Herbst 2012 neben der MotoGP- auch die Superbike-WM übernahm, gab sie von Anfang an als Ziel aus, die Unterschiede zwischen MotoGP und Superbike größer zu machen. Das ist auch im Sinne der meisten Hersteller.

MotoGP soll mit seinen Prototypen-Maschinen die technische Spitze des Motorrad-Rennsport sein, während die von Serienmaschinen abgeleiteten Superbikes möglichst seriennah bleiben sollen, um so die Brücke zwischen Rennsport und käuflichem Motorrad zu bauen.

«Es ist ganz klar, es soll einen deutlichen Unterschied zwischen den zwei Meisterschaften geben», prangert Sykes an. «Wenn der gleiche Promoter beide Serien macht dann will er, dass MotoGP immer die Créme de la Créme ist – der Rest muss mit dem klarkommen, was ihm zur Verfügung steht. Deshalb wird die Superbike-WM immer seriennaher. In der Vergangenheit waren Kawasaki und Aprilia nahe an den MotoGP-Rundenzeiten dran.»

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