So klappt eine schnelle Runde auf Phillip Island
Jonathan Rea ist mit seiner Kawasaki ZX-10RR der Favorit
Der zweifache Weltmeister Jonathan Rea könnte 2017 den Hattrick einfahren. Damit wäre er der erste Fahrer, dem dieses Kunststück gelingt. Rea fühlt sich in Australien auch abseits der Rennstrecken wohl, verbringt hier auch viel Zeit mit seiner Familie. Er ist mit einer Australierin verheiratet und hat hier viele Trainingspartner.
Im Südosten Australiens liegt die WM-Strecke auf Phillip Island. Der schnelle Nordire weiß über die Geheimnisse auf Phillip Island bestens Bescheid, immerhin errang er zum Auftakt der Saison 2016 einen Doppelsieg.
«Zweifelsohne ist Phillip Island eine der Strecken im Rennkalender, auf die ich mich immer besonders freue. Das hat einige Gründe: Es ist der Beginn der neuen Meisterschaft und jeder freut sich das es nach einer langen Vorbereitungsphase endlich losgeht. Das Wetter ist meistens gut und das Strecken-Layout ist genial», betonte Rea seine Vorfreude.
Das Wetter spielte bei den letzten zwei Superbike-Testtagen nicht wie gewünscht mit, trotzdem konnte Rea erneut die Bestzeit mit 1:30,545 min markieren. Eine Machtdemonstration, nachdem er auch am ersten Testtag dominierte.
Rea ist von Phillip Island begeistert und erklärt, warum es manchmal klüger ist, vom Gas zu gehen. Er gibt auch einen Einblick wie man mit den Reifen umgehen muss, um auch noch am Ende des Rennens voll dabei zu sein.
Ohne Zweifel bietet Phillip Island ein einzigartiges Layout mit nur wenigen langsamen Kurven, die restlichen Kurven fährt man im vierten oder fünften Gang. Dieser hektische Charakter beansprucht die Reifen sehr, daher ist das Set-Up sehr kritisch und immer ein Kompromiss aus Stabilität und Agilität. Es ist verrückt: Je härter du in Phillip Island pusht, desto langsamer bist du. Daher ist es wichtig sehr geschmeidig zu fahren. Das ist einfacher gesagt als getan in einem Superbike-WM-Rennen. Phillip Island ist körperlich sehr fordernd und daher ist es wichtig, in den letzten vier bis fünf Runden voll da zu sein – da werden die Rennen entschieden.
Rea nimmt uns nun auf eine schnelle Runde auf Phillip Island mit.
Es hat Jahre gedauert, bis ich den ersten Sektor auf Phillip Island meistern konnte, besonders die erste Ecke, in der es dich einsaugen kann. Ich begriff, dass es die klügere Option ist Geschwindigkeit rauszunehmen und mehr auf die Linie zu achten, so kannst du dort einiges an Zeit heraus holen.
Es ist eine lustige Kurve, die mich zu Kurve 2 führt – eine der heftigsten Kurven im Streckenverlauf. Eine weitere Stelle in der du sehr schnell reinlaufen lässt und ich bin ständig besorgt das Vorderrad zu sehr zu belasten. Von dort aus beschleunige ich hart in Richtung Kurve 3, die den Namen Stoner-Kurve trägt. Das ist eine Stelle, in der du die Reifen richtig hart beanspruchen kannst. Ein unglaublicher Ritt – brutal. Wenn die Reifen stark gebraucht sind, kann es hier gegen Rennende etwas haarig werden.
Die Bremspunkte der vierten Kurve tauchen dann früh auf, diese Ecke fährt man im ersten Gang. Man läuft hier Gefahr auf andere Fahrer aufzulaufen und so den Kurveneingang zu verpassen. Deswegen ist hier die Auslaufzone sehr praktisch.
Kurve 5 ist mehr oder weniger eine gerade Angelegenheit bevor du zur Kurve 6 kommst, bei der der Kurveneingang jedes Mal eine Herausforderung darstellt. Es ist vermutlich die wichtigste Stelle auf der Strecke, die hinauf zur schnellen Bergpassage führt.
Nach Kurve 6 beschleunigt man hart durch die siebente Kurve, schaltet in den vierten Gang bevor man bei man beim „Heuschuppen“ ankommt, das ist Kurve 8. Dieser Abschnitt ist körperlich sehr anspruchsvoll und abhängig vom Wind kann die Charakteristik hier enorm abweichen.
Danach windet man sich in Kurve 9 (Lukey Heights),welche eine Art Steilkurve darstellt und blind angefahren wird. Daher wird der Rhythmus etwas unterbrochen. Wegen des geringen Grips in dieser Passage, kann das deinem Vertrauen einen Streich spielen.
Rea kommt nun zu jenen Passagen, die beim Auftaktrennen der Superbike-WM 2016 das Highlight darstellten: Ducati-Pilot Chaz Davies ging in der letzten Runde in Kurve 10 am Nordiren vorbei, bevor dieser wiederum in Kurve 11 kontern konnte und sich so den Sieg sicherte.
In Kurve 10 schalte ich zum zweiten Mal in den ersten Gang meiner Kawasaki. Es ist eine Kurve in die man ungebremst hinein fährt. Triffst du den Scheitel hier genau, nimmst du genug Schwung für die Kurven 11 und 12 mit. Schaffst du das nicht, läufst du komplett hinterher.
Bei Kurve 11 muss man wachsam sein, hier habe ich schon einige wilde Stürze gesehen, vor allem bei Testfahrten. Man muss versuchen viel Auflagefläche des Hinterreifens zu nutzen, um hart Richtung Kurve 12 raus zu fahren. Hier gab es schon einige gewagte Linien über all die Jahre hinweg. Hat man hier Gegenwind, muss man achtsam sein und versuchen etwas schneller in Kurve 12 hinein zu fahren.»
Rea ist für das bevorstehende Rennwochenende auf Phillip Island vom 24. bis 26. Februar zuversichtlich.
Wenn ich alle meine Sachen wie vorgenommen gebacken bekomme, würde ich gerne eine Zeit um 1:29 min im Qualifying hinlegen und konstante Runden von 1:30 min in den Rennen fahren», so die Zielsetzung des 30-jährigen Superbike-Weltmeisters.