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SBK und MotoGP: Was in Thailand ausgetüftelt wird

Von Ivo Schützbach
Der Buriram International Circuit in Thailand will zum festen Bestandteil der Superbike- und MotoGP-WM werden. SPEEDWEEK.com sprach mit Tanaisiri Chanvitayarom, dem Managing Director der Rennstrecke.

Buriram liegt 400 Kilometer nordöstlich von Bangkok, seit 2015 gastiert die Superbike-WM dort, die Begeisterung der thailändischen Fans kennt kaum Grenzen.

Nach drei Jahren ist der erste Teil des 3+2-Vertrags zwischen dem Buriram International Circuit und WM-Vermarkter Dorna erfüllt, Gespräche über 2018 und 2019 laufen.

«Als wir vor drei Jahren den Vertrag unterschrieben, wollten wir einen Fünf-Jahres-Vertrag», erklärte Daniel Carrera, Managing Director der Superbike-WM, im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Für die Rennstreckenbetreiber war die Superbike-WM etwas Neues, sie fühlten sich mit einem 3+2-Vertrag wohler. Jetzt werden wir uns die ersten drei Jahre anschauen und dann darüber reden, ob das Startgeld, damit die Superbike-WM nach Buriram kommt, angepasst werden muss. Die bisherigen Gespräche liefen sehr positiv, das Strecken-Management und die Stadt Buriram sehen keine Gründe, weshalb sie den Vertrag nicht erneuern sollten.»

Dass Buriram ab 2018 auch ein MotoGP-Rennen ausrichten möchte, wird dem SBK-Vertrag nicht schaden, meint Carrera. «Der thailändische Markt ist für beide Meisterschaften wichtig», weiß der Spanier. «Wir sprechen von unterschiedlichen Rennserien, wir gehören aber zur gleichen Firma. Unser Ziel ist, dass beide Meisterschaften in Buriram fahren. Wir müssen uns den Kalender genau ansehen und für die zwei Events einen guten Platz finden. Wenn SBK das zweite Rennen nach Australien bleibt, könnte MotoGP später in der Saison dorthin kommen. Bis Mitte des Jahres 2017 sollten die Verträge unter Dach sein, im April haben wir ein Meeting mit dem Rennstrecken-Management.»

Tanaisiri Chanvitayarom, der Managing Director des Buriram International Circuits, erzählte SPEEDWEEK.com alles über den Stand der Verhandlungen.

Tanaisiri, euer Drei-Jahres-Vertrag für die Superbike-WM endete mit dem Rennen Mitte März, ihr habt eine Option für zwei weitere Jahre. Habt ihr auch MotoGP-Pläne?

Natürlich wollen wir ein MotoGP-Rennen haben, das steht seit letztem Jahr auf unserem Plan. Das ist einer der Gründe, weshalb wir die Strecke so gebaut haben, dass wir eine Homologation für alle Rennserien erhalten.

Um MotoGP zu bekommen, braucht man Unterstützung von der Regierung – da geht es um viel Geld. Das lässt sich mit Sponsoren alleine nicht bewerkstelligen. Dazu muss das Land Thailand und die Stadt Buriram dahinterstehen. So können der Tourismus und die lokale Wirtschaft angekurbelt werden. Das ist bei uns nicht anders als in jedem anderen Land, wir brauchen viel Unterstützung.

Wir haben die Superbike-WM jetzt zum dritten Mal ausgetragen, die Regierung hat gesehen, dass ein solcher Motorsport-Event viele Touristen bringt und das Geschäft ankurbelt.

Ihr habt aber noch keine Bestätigung von der Regierung?

Noch nicht. Letztlich muss der Regierungschef alles absegnen. Das Ministerium für Sport und Tourismus hat das Konzept für MotoGP bereits gutgeheißen. Darauf folgt normal die Absegnung durch den Regierungschef.

Die garantierte Unterstützung durch die thailändische Regierung ist der eine Baustein, der Vertrag mit WM-Vermarkter Dorna der andere.

In unseren Gesprächen mit der Dorna wurde klar, dass Thailand einen großartigen neuen Markt darstellt. Wir haben schon mit den Superbike-Rennen massiven Zuschauerzuspruch. Und bei uns werden viele Motorräder verkauft – letztes Jahr fast doppelt so viele Superbikes wie im Jahr davor. Die letzten fünf Jahre hatten wir bei den Superbikes ein Wachstum von fast 300 Prozent.

In Thailand gibt es viele Fans von Rossi und Márquez und den anderen bekannten Fahrern.

Ist MotoGP in Thailand berühmter als die Superbike-WM, obwohl SBK seit drei Jahren bei euch fährt und MotoGP noch nie da war?

Davon gehe ich aus.

2015 hatten wir den ersten Motorrad-WM-Lauf bei uns. Die Menschen, die damals kamen, waren nicht unbedingt große Superbike-Fans, sie wollten das Spektakel sehen. Schon im zweiten Jahr konnten wir beobachten, wie sich die Fans entwickelten, sie kennen jetzt viele Fahrer. Heute haben wir große Fangruppen von Kawasaki, Nicky Hayden oder Yamaha hier.

Im ersten Jahr war das Rennen ausverkauft, wie war es seither?

Das erste Jahr war besser als das zweite, die Leute waren wegen der WM-Premiere sehr aufgeregt. Und wir hatten Ratthapark Wilairot in der Supersport-WM, er ist in Thailand ein sehr berühmter Rennfahrer. Er gewann dann auch noch, dadurch wurde die Superbike-WM sehr schnell berühmt.

Die Leute kommen auch nicht nur wegen des Rennens zu uns. Wenn sie kein Ticket mehr bekommen, laufen sie im Superbike-Village herum oder machen Party in der Stadt. Sie kommen auch, um Ferien zu machen.

Was kostet ein Ticket bei euch?

Für die Haupttribüne 1500 Baht pro Tag, für die Nebentribünen 300 Baht. Das sind zirka 40 und 8 Euro.

Wir haben auch viele gemeinsame Aktionen mit unseren Sponsoren. Kunden von Chang Bier, Yamaha oder Honda erhalten beispielsweise 25 Prozent Ermäßigung auf ihr Tribünenticket, diese Firmen nützen unsere Tickets auch für Promotion.

Was habt ihr für eine Zuschauerkapazität?

Auf der Haupttribüne 12.000, dazu kommen 22.000 Sitzplätze auf den anderen Tribünen und noch zirka 1400 VIP-Plätze.

Wurden im ersten Jahr nicht um die 50.000 Zuschauer kommuniziert?

Das ist richtig, damals hatten wir noch eine Tribüne in der Zielkurve. Im zweiten Jahr entschieden wir uns diese wegzulassen, weil es darauf zu heiß war.

Thailand ist nicht Europa, wo die Leute herauskommen, wenn die Sonne scheint. Bei uns steht niemand den ganzen Tag in der Sonne, sogar im Schatten ist es heiß.

Dieses Jahr waren am Sonntag 40.000 Fans da. Unser bislang größter Erfolg war das Rennen der Super GT bei der Rennstreckeneröffnung, eine japanische Autorennserie. Jeder in Thailand kennt diese Autos, weil jedes Kind damit spielt. Autos wie der Toyota Supra oder Nissan GT-R.

Könnt ihr euch vorstellen, MotoGP und SBK auszurichten?

Ja. Wir haben die Superbike-WM über drei Jahre bei uns aufgebaut, wir machen viel Marketing, damit die Leute diese Rennserie kennen.

Falls wir ein MotoGP-Rennen bekommen, wären unsere ganzen Bemühungen während drei Jahren vergeudet, würden wir keine Superbike-WM mehr ausrichten.

Macht ihr euch keine Sorgen, dass die Hersteller und Sponsoren ihr ganzes Engagement in MotoGP stecken, alle Fans zu MotoGP strömen und die Superbike-WM daneben untergeht?

Einige Fans besitzen sicher genügend Hingabe für beides. Das hängt aber auch davon ab, wie viel Geld jemand ausgeben möchte.

Einige werden sich sicher ausschließlich für MotoGP entscheiden. Viel wird aber auch von den Tickets abhängen. Wenn du ein Kombiticket für beide Rennen kaufst, sparst du ungefähr 50 Prozent.

In der Superbike-WM sind die Fahrer viel nahbarer als in MotoGP. Genießen es die Thais, wenn sie sich Autogramme von Johnny Rea holen oder Selfies mit Marco Melandri machen können?

In Thailand gibt es viele Leute, die bereits Fan von MotoGP sind. Sie besuchen jedes Jahr das Rennen in Sepang, sie wissen genau wie schwierig es ist, an Rossi heranzukommen. In der Superbike-WM ist alles freundlicher, in der Paddock-Show kann jeder zu Jonathan Rea hingehen und ein Foto mit ihm machen. Diese Fans kennen den Unterschied zwischen Superbike und MotoGP.

Ein weiterer Unterschied ist, dass bei den Superbikes das Motorrad und der Hersteller mehr im Vordergrund stehen. Es gibt mehr Hersteller als in MotoGP, auch BMW ist dabei. Die Hersteller nützen die Serie für ihr Marketing. Dort fahren die Motorräder, die verkauft werden.

In MotoGP geht es mehr um die Fahrer, dass sind die Superstars.

Dieses Jahr sehen wir zum ersten Mal die neue Einsteiger-Weltmeisterschaft Supersport 300. Ist es für euch wichtig, dass diese Klasse zukünftig auch bei euch fährt? In Asien sind Sportbikes mit wenig Hubraum sehr angesagt.

Wir freuen uns auf diese Klasse. In unserer nationalen Meisterschaft gibt es ebenfalls Supersport 300, Supersport 600 und Superbike. Wir nützen unsere Serie als Plattform für die Weltmeisterschaft. Wer Thailändischer Meister wird, bekommt eine Wildcard für die WM. In die Weltmeisterschaft zu kommen, ist nicht einfach. Wir ebnen den Weg dafür.

Der Sepang Circuit in Malaysia unternimmt viel, um Nachwuchs heranzuziehen. Gibt es bei euch vergleichbare Programme?

Die haben wir. Einige Thailänder sind im Trainings-Camp VR46, Nakarin Atiratphuvapat fährt 2017 die Moto3-WM. Einige Honda-Piloten aus Thailand fahren bereits in Europa.

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