MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Wanderarbeiter Anthony West: Wer erbarmt sich?

Von Ivo Schützbach
Für die Saison 2018 ist Anthony West bislang ohne Job. «Viele Fahrer bringen Geld mit und die Werksteams wollen mich nicht», klagt der Australier über die Gegebenheiten in der Superbike- und Supersport-WM.

Anthony West fuhr dieses Jahr Endurance-, Supersport- und Superbike-WM, dazu MotoAmerica, Asiatische und Russische Meisterschaft. Abgesehen von Asien hatte der 36-Jährige nirgends eine Festanstellung für die ganze Saison, er war immer nur Aushilfe.

«Ich bin wie ein Zigeuner und lebe von der Hand in den Mund», bringt West seine Situation auf den Punkt.

Seit Mitte September arbeitet West für das Puccetti-Team. Erst ersetzte er in Portimao und Magny-Cours den verletzten Randy Krummenacher in der Superbike-WM, die letzten Rennen in Jerez und Doha wird er für die italienische Truppe Supersport fahren – weil Teamchef Manuel Puccetti lieber Ex-Weltmeister Sylvain Guintoli die ZX-10RR fahren lässt.

In der Supersport-WM fällt Kenan Sofuoglu nach seinem mehrfachen Beckenbruch in Frankreich für den Rest des Jahres aus. Und Teamkollege Kyle Ryde fliegt bei Puccetti raus, wie jetzt aus Italien durchsickerte. Weil er trotz Werksmaterial nur WM-Zwölfter und Rang 4 beim Auftakt in Australien sein bestes Ergebnis ist.

West bekommt für die letzten beiden Rennen das Bike von Ryde, um die Maschine von Sofuoglu zu besetzen, schaut sich Teamchef Puccetti derzeit um. Bevorzugt möchte er einen Italiener mit Moto2-Erfahrung.

West will sich mit guten Ergebnissen für 2018 empfehlen – egal in welcher Klasse und auf welchem Bike. In Magny-Cours ist ihm das gründlich misslungen: Im Regen wurde er überrundet, im trockenen zweiten Rennen wurde er nur 14.

«Ich brauche einen Sponsor, um in der Superbike-WM weitermachen zu können», sagt der zweifache GP-Sieger. «Ich bin Australier, es gibt kaum Sponsoren dort. Es geht im Fahrerlager viel um Politik. Viele Fahrer bringen Geld mit. Puccetti will Fahrer, die Geld bringen. Werksteams wollen mich nicht, weil ich älter bin und Resultate wie die in Frankreich einfahre. Ich bekomme nie die Chance auf einer Werksmaschine. Diese Bikes bekomme ich nur, wenn einer stürzt oder eine ähnliche Situation auftritt. Die meisten Teams wollen Geld. Ich kann im Moment nur ohne Lohn fahren, weil ich etwas Geld von Leuten in Russland bekommen habe. Dieses Geld war dafür gedacht, zwei Supersport-Wochenenden zu fahren. Damit muss ich nun bis zum Saisonende auskommen.»

Bei Puccetti Kawasaki ist für die Superbike-WM 2018 Toprak Razgatlioglu gesetzt, neben dem jungen Türken ist Guintoli Wunschkandidat.

In der Supersport-WM wird das Team entgegen bisherigen Ankündigungen erneut mit zwei Fahrern antreten. Neben Rekordweltmeister Sofuoglu wird der Japaner Hikari Okubo fahren, wie dessen jetziger Honda-Teamchef Simon Buckmaster verriet.

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