Große Sorge bei Kawasaki wegen des Gott-Paragraphen
Yoshimoto Matsuda, der Vater der Kawasaki ZX-10R
Für die Saison 2018 haben der Motorrad-Weltverband FIM, WM-Vermarkter Dorna und das Herstellerbündnis MSMA ein Reglement ausgearbeitet, welches das Feld in mehreren Schritten näher zusammenführen soll.
Im ersten Schritt wurde pro Hersteller eine Maximaldrehzahl festgeschrieben, welche je nach Erfolg oder Misserfolg alle drei Events (sechs Rennen) um 250/min nach oben oder unten korrigiert werden kann.
Außerdem wird erfolglosen Herstellern im Laufe einer Saison ein Motorupgrade zugestanden, während die Entwicklung der Aggregate des besten Herstellers eingefroren wird.
Auch wenn sich alle Hersteller diesen Regeln verpflichtet haben, ist vor allem bei Kawasaki laute Kritik zu hören. Kein Wunder, die Regeln wurden verfasst, um die Siegesserie des überragenden dreifachen Weltmeisters Jonathan Rea zu stoppen – oder dem Nordiren das Leben zumindest massiv zu erschweren.
SPEEDWEEK.com sprach im Rahmen der Kawasaki-Teampräsentation in Barcelona mit Yoshimoto Matsuda, dem Chefentwickler der ZX-10RR.
Matsuda-San, Kawasaki beginnt die Saison mit 14.100/min, das sind 1100/min weniger als 2017. Falls eure Maximaldrehzahl während der Saison ein- oder zweimal um 250/min nach unten korrigiert wird, habt ihr mit dieser Drehzahl auch getestet?
Wir haben das bei der Wahl unserer Getriebeübersetzung bereits einkalkuliert.
Unser Fahrer und unser Motorrad sind schnell, es kann gut sein, dass wir früher oder später einen weiteren Schritt zurück akzeptieren müssen.
In den Regeln gibt es einen Paragraphen, der es der Dorna jederzeit erlaubt die Drehzahlen anzupassen, auch wenn es laut den anderen Regeln nicht so wäre. Wir nennen ihn den Gott-Paragraphen. Macht dir dieser Punkt kein Kopfzerbrechen?
Darüber will ich nicht diskutieren, ich bin es leid, das mit der Dorna immer und immer wieder durchzukauen. Ich kann es ohnehin nicht ändern.
Hat Kawasaki den technischen Regeln innerhalb der Herstellervereinigung MSMA nicht zugestimmt?
Ich habe sie nur akzeptiert. So sind die Regeln eben.
Warum hast du akzeptiert? Wenn ihr mit den Regeln unzufrieden seid, hätte sich Kawasaki ja auch aus der Superbike-WM zurückziehen können.
Sicher, das wäre eine Lösung gewesen. Diese wollte ich aber nicht wählen. Wir wollen weiterhin in dieser Meisterschaft fahren, jetzt bieten sich uns eben andere Herausforderungen.
Die neuen Regeln stellen für Kawasaki ein großes Handicap dar. Wenn wir unter diesen Voraussetzungen auch gewinnen, dann haben wir viel erreicht.
Jedem muss klar sein, dass man uns stark eingebremst hat. Aber jetzt müssen wir Lösungen präsentieren.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass euch Promoter Dorna mit diesen Regeln zu einer MotoGP-Rückkehr bewegen möchte.
Ja, das sagen einige.
MotoGP ist nicht der richtige Weg für uns. Man muss darüber nachdenken, was MotoGP von einem verlangt, welche Technik es dafür braucht. Und was es einem bringt. Wenn wir das alles in Betracht ziehen, ist MotoGP nicht unsere Wahl.
Bei den Jerez-Tests letzten November war Jonathan Rea mit dem Superbike schneller als die anwesenden MotoGP-Piloten. Auch das dürfte der Dorna nicht gefallen.
Das stimmt. Seit 2015 müssen wir immer mehr Serienteile im Superbike verbauen. Schon damals war unser Motorrad im Jerez-Test schneller als die MotoGP-Maschinen. 2016 war es wieder so.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass Jerez ein spezielles Streckenlayout hat, es gibt keine lange Gerade. Und die Michelin-Reifen scheinen nicht für die kalten Temperaturen im November gemacht zu sein.
Unterm Strich ist unser Motorrad aber nicht so schlecht.