Superbike-WM 2019: Was neu und was anders ist
Jonathan Rea ist auch 2019 der Gejagte
Der letzte Vorbereitungstest ist absolviert, bereits am kommmenden Freitag werden die ersten offiziellen Trainings der Superbike-WM 2019 gefahren. Was man vor dem ersten Saisonmeeting wissen muss.
Alle jagen Jonathan Rea und Kawasaki
In der Superbike-WM sehen wir so viel Werksteams wie länger nicht mehr. Aprilia und MV Agusta stiegen zwar aus, dafür kehren BMW und Honda mit starken Teams gewaltig in die seriennahe Motorrad-Weltmeisterschaft zurück. Bei Ducati beginnt mit der Panigale V4R eine neue Ära – sieben Jahre ohne WM-Titel ist dem erfolgreichsten Hersteller in der Superbike-WM genug. Yamaha ist auch siegfähig.
Superbike-WM mit zwei Deutschen
Deutschsprachige Piloten in der Superbike-WM waren schon immer selten. Noch immer ist Max Neukirchner mit zwei Laufsiegen der erfolgreichste Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2019 nehmen mit Sandro Cortese (GRT Yamaha) und Markus Reiterberger (BMW) gleich zwei Deutsche an der Serie teil, beide sind mit Werksmaterial ausgestattet.
Neue Fahrer
Mit Álvaro Bautista bei Aruba Ducati wechselte ein prominenter Name aus der MotoGP- in die Superbike-WM. Die SBK-Serie kann nur gewinnen. Schlägt Bautista auf Anhieb die etablierten Piloten, erhöht der Spanier das Niveau. Kann er sich nicht nachhaltig durchsetzen, spricht das bereits für das hohe Level der seriennahen Weltmeisterschaft.
Ducati beginnt neue Ära in der Superbike-WM
Mit dem traditionellen V2-Motor avancierte Ducati zum erfolgreichsten Hersteller der SBK-WM, den letzten WM-Titel gewann jedoch vor langen sieben Jahren Carlos Checa 2011 mit der 1198R. Die 1199 Panigale R war das erste V2-Bike aus Bologna, das keinen WM-Titel erreichte. Daher entschied sich Ducati zur Revolution und entwickelte mit der V4R ein Motorrad mit vielen MotoGP-Genen und V4-Motor. Bei Testfahrten bewiesen sich die Werkspiloten Chaz Davies und Álvaro Bautista auf Augenhöhe mit Yamaha, auch Kawasaki scheint wieder in Reichweite zu sein.
Hochkarätiges Fahrerfeld mit 14 Champions
Das Teilnehmerfeld der Superbike-WM 2019 ist mit aktuell 19 Piloten zwar knapp, aber knackig. Mit Jonathan Rea (4x SBK-WM), Michael van der Mark (1x SSP-WM), Sandro Cortese (1x Moto3-, 1x SSP-WM), Marco Melandri (1x 250-WM), Álvaro Bautista (1x 250-WM) und Tom Sykes (1x SBK-WM) stehen sechs Weltmeister mit zusammen zehn Titel am Start. Nimmt man Titel in Europa- und nationalen Serien hinzu, wächst die Anzahl von Champions deutlich: Markus Reiterberger (1x STK-1000-EM, 3x IDM), Ryuichi Kiyonari (3x BSB), Leon Haslam (1x BSB), Leon Camier (1x BSB), Michael Rinaldi (1x STK-1000-EM), Alex Lowes (1x BSB), Leandro Mercado (1x STK-1000-EM) und Toprak Razgatlioglu (1x STK-600-EM).
BMW greift wieder an – echter Werkseinsatz
Im Stocksport gilt die BMW S1000RR als kaum zu schlagendes Paket, in der Superbike-WM reichte es dennoch nicht zum Durchbruch – das lag an der halbherzigen Herangehensweise des BMW-Managements, als der Werkseinsatz Ende 2013 dem Rotstift zum Opfer fiel. Ab 2019 sollen das britische SMR-Team sowie Tom Sykes und Markus Reiterberger die Mission zu Ende bringen und den WM-Titel einfahren. Drei Jahre hat sich BMW verpflichtet, den Werksauftritt durchzuhalten. Die aktuelle S1000RR verspricht, technisch auf der Höhe mit der Konkurrenz zu sein.
Drei Superbike-Rennen
2019 erleben wir erstmals in der Geschichte der Superbike-WM ein eigenständiges drittes Rennen. Das auf 10 Runden limitierte Sprintrennen wird im offiziellen Zeitplan «Tissot Superpole Race» genannt und findet am Sonntagvormittag zwischen Warm-up und dem Rennen der Supersport-WM statt. Nur die Top-9 erhalten Punkte in der Abstufung 12-9-7-6-5-4-3-2-1.
Kalender ohne Wackelkandidaten
Der Kalender der Superbike-WM 2019 kommt ohne neue Austragungsorte aus, was positiv ist, und ist eine bunte Mischung aus Traditionspisten wie Phillip Island, Assen, Donington, Imola, Laguna Seca oder Magny-Cours sowie spektakulären neuen Events wie Buriram oder San Juan Villicum – die Events in Thailand und Argentinien begeisterten mit großem Fan-Zuspruch und großartiger Stimmung. Drohende Absagen und Unsicherheiten wird es kommende Saison nicht geben.
Anderes Rahmenprogramm
Markus Reiterberger geht als letzter Champion der Superstock-1000-Klasse in die Geschichte ein. Weil die Superbike-WM immer seriennäher wurde, hat die beliebte Stock-Klasse ihre Daseinsberechtigung verloren. Zukünftig werden im Rahmen der Superbike-WM, wie in MotoGP, drei Rennserien stattfinden. Neben der SBK-WM sind das die Supersport-WM und die Supersport-WM 300. Die 300er-Nachwuchsserie wird dafür auf über 50 Piloten erweitert. Das zieht nach sich, dass alle Trainings doppelt ausgetragen werden müssen. Das Fahrerfeld wird in zwei Gruppen aufgeteilt, wir werden also die freien Trainings sowie das Qualifying doppelt sehen.
Von der Superpole bleibt nur der Name
Einerseits ist die Abschaffung der Superpole (in allen Serien) zu bedauern, andererseits war es ohnehin nicht mehr der spektakuläre Shootout über eine heiße Runde – dieser wurde bereits nach der Saison 2008 abgeschafft und durch ein dreistufiges Verfahren abgelöst, bei dem jeweils eine bestimmte Anzahl von Piloten ausgesiebt wurde. Zwischen 2014 und 2018 wurde in zwei 15-minütigen Session über die Pole-Position entschieden. Zukünftig wird es nur eine Session über 25 Minuten mit allen Teilnehmern geben. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig mehr Runden als bisher gefahren werden.