Melandris Ratschlag an Valentino Rossi: Aufhören!
Ein Bild von 2009: Marco Melandri (li.) und Valentino Rossi
Nach der Saison 2010 wechselte Marco Melandri von der MotoGP- in die Superbike-WM, vergangenen Oktober fuhr er in Katar seinen letzten WM-Lauf. Melandri, inzwischen 37 und ein halbes Jahr alt, genießt den Ruhestand.
Von 1998 bis 2010 war der Italiener im Grand-Prix-Sport unterwegs, seit 2003 in der Königsklasse MotoGP. Melandri gewann 22 Rennen und eroberte 62 Podestplätze. 2002 wurde er 250er-Weltmeister, dazu 1999 Vizeweltmeister in der 125er-Klasse und 2005 in MotoGP.
Nach der Saison 2010 fand der Mann aus Ravenna in der MotoGP-Klasse kein Team mehr und wechselte in die Superbike-WM, in welcher Melandri an 189 Rennen teilnahm, 22 Mal gewann und 75 Mal aufs Podest fuhr. Seine beste Saison erlebte er 2011 mit Yamaha, damals musste er sich in der WM-Wertung nur Carlos Checa auf Ducati beugen.
Der vier Jahre ältere Rossi kam 1996 in den Grand-Prix-Sport – und ist immer noch dabei.
Doch das Alter hinterlässt Spuren. 2019 fuhr Rossi nur zweimal aufs Podest, sein letzter MotoGP-Sieg gelang am 25. Juni 2017 in Assen.
Noch hat der Altmeister nicht entschieden, ob er nach der Saison 2020 weiterfährt. Es steht aber bereits fest, dass 2021 und 2022 Maverick Vinales (25) und Jungstar Fabio Quartararo (20) Yamahas MotoGP-Werksteam bilden – Rossi könnte dann für Petronas Yamaha fahren.
Quartararo hat Rossi letztes Jahr den Rang abgelaufen: Der Franzose eroberte als Rookie sieben Podestplätze und 18 Punkte mehr; in der Gesamtwertung landete er zwei Plätze vor Rossi und wurde WM-Fünfter.
Bei allem Respekt und der offensichtlichen Genialität von Rossi fragen sich Gegner, Fans und Medien gleichermaßen, ob er mit jetzt 41 Jahren zu alt ist für die MotoGP-Klasse.
«Ganz sicher, auch wenn das schwierig zu akzeptieren ist», sagte Marco Melandri im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aber du musst ehrlich zu dir selbst sein. Es ist nicht schön, wenn du die ganze Zeit pusht und es nicht mehr besser geht. Die heutigen Fahrer mit 20 Jahren sind eine andere Generation. Sie haben einen anderen Fahrstil, eine andere Fitness und sind auch im Kopf anders drauf.»
Melandri weiter: «Quartararo war in seiner Karriere nie herausragend schnell, aber jetzt hat er das beste Motorrad für seinen Fahrstil. Jetzt sind seine Leistungen förmlich explodiert. Niemand ist froh darüber, wenn Rossi aufhört. Am wenigsten die Dorna – mit ihm wird Geld verdient.»
Der Italiener weiß aus eigener Erfahrung: «Aufzuhören ist deutlich schwieriger, als schlecht weiterzumachen. Dein wahrer Gegner ist die Zeit – und Zeit kannst du nicht kaufen. Sie schreitet immer voran. Das muss ein Rennfahrer akzeptieren – und, dass sich das Leben dann verändert.»