Aufgedeckt: Yamaha testete stärkeren Motor für die R1
Michael Rinaldi musste auf den ersten Supersport-Test verzichten, weil er keine Freigabe von seinem diesjährigen Ducati-Superbike-Team Motocorsa erhielt. So war es an Vizeweltmeister Stefano Manzi, Ex-Champion Lucas Mahias, Yamaha-Neuzugang Can Öncü sowie den Klassenneulingen Aldi Mahendra und Yuki Okamoto, beim Roll-out mit der Rennversion der neuen R9 am Donnerstag und Freitag auf dem Cremona-Circuit in Norditalien erste Erkenntnisse zu sammeln.
Ebenfalls gesichtet: Yamahas neuer Sportchef Niccolo Canepa, der sich auch weiterhin als Testfahrer betätigt. Der 36-Jährige war mit einer Ausbaustufe des Superbike-Motors unterwegs, seit Monaten wird beim japanischen Hersteller an einer Leistungssteigerung für die R1 gearbeitet.
Am 18. September wurde die neue Serien-R1 vorgestellt, welche es in Europa nur für die Rennstrecke geben wird, die in großen Teilen der restlichen Welt aber als normales Straßenmotorrad erhältlich ist. Bereits am folgenden Wochenende traten die Yamaha-Werksfahrer in Cremona mit dieser Maschine an, an der außer der jetzt beflügelten Verkleidung nicht viel anders ist.
Das neue Homologationsmodell von Yamaha wird als Bekenntnis zur Superbike-WM gewertet, allen im Rennsport Beteiligten ist aber klar, dass eine Evolution der bisherigen R1 nicht genügen wird, um mit schnell entwickelnden europäischen Herstellern wie BMW, Ducati und Bimota Schritt halten zu können. Yamaha ist während der vergangenen Saison auch gegenüber den Landsleuten von Kawasaki und Honda ins Hintertreffen geraten.
«Ein neues Bike zu haben, ist immer schön», unterstrich Rekordchampion Jonathan Rea gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die Aerodynamik war einer der Punkte, denen wir uns widmen mussten – es gibt aber noch weitere. Das neue Motorrad hat Potenzial, das ist offensichtlich. Wir müssen vorausblickend planen und können nicht nur reagieren, das ist sehr wichtig.»
Reichen Evolutionen, um den Anschluss an die Spitze zu schaffen, oder braucht es auch bei Yamaha eine Revolution? «Von unserem Ausgangspunkt müssen wir einen großen Schritt machen», hob der Nordire hervor. «Wir müssen nichts verschleiern, derzeit erleben wir keine Sternstunde. Wir müssen uns verbessern und befinden uns in keiner großartigen Situation. Man muss das Gesamtbild sehen. Die Hersteller bringen Motorräder mit sehr unterschiedlicher Basis und gewisse Dinge dürfen nicht geändert werden. Hinzu kommt ein Algorithmus im Reglement, der für Unklarheit sorgt. Einige bekommen Super-Concessions, andere nicht. Dann holen einige mit diesen Teilen auf und werden anschließend nicht eingebremst – es ist ein Durcheinander. Mir tun die Leute leid, die nach der richtigen Balance suchen und die Superbike-WM gesund halten wollen.»
«Ab 2027 sollen die Rundenzeiten langsamer werden», ergänzte Rea. «Jetzt werden alle durch die Konzessionspunkte immer schneller – ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Die Balance zu finden, ist sehr schwierig. Wenn eine Regel nicht für dich arbeitet, dann arbeitet sie gegen dich.»
Am 26./27. November werden Rea und sein Pata-Teamkollege Andrea Locatelli erstmals mit dem neuen Motor in Jerez testen. Anschließend ist Winterpause, Ende Januar geht es mit Tests in Jerez und Portimao weiter. Dann werden auch die Yamaha-Piloten Dominique Aegerter und Remy Gardner das neue Material bekommen.