Karel Abraham: «Der Unterschied zu MotoGP ist groß»
Karel Abraham glaubt an baldige Fortschritte
In seinen ersten vier Superbike-WM-Läufen kam Rookie Karel Abraham über einen elften Platz in Australien nicht hinaus, neun WM-Punkte sind seine magere Ausbeute. Einziges Highlight: Platz 2 im dritten Training in Buriram/Thailand – da ging es allerdings um nichts. Während die ersten zwei Trainings als Qualifying für die Superpole zählen, ist das dritte ein freies Training.
SPEEDWEEK.com traf sich mit dem 26-Jährigen aus Brünn vor dem Europaauftakt im MotorLand Aragón in der Hospitality seines Teams Milwaukee BMW.
Wir sehen bislang starke Leistungsschwankungen bei dir. Kannst du erklären, wo diese herkommen?
Australien lasse ich mal außen vor. Das war das erste Rennen und dort gab es auch nicht viele Hochs und Tiefs.
Das war auch in Thailand nicht so. Okay, Platz 2 im freien Training – das war ein echtes Hoch.
Meine Rennen dort waren nicht großartig. Der erste Lauf war nicht wirklich schlecht, ich bin dann aber gestürzt. Ich hatte eine Kollision mit Leon Camier, wenige Kurven vor dem Ziel. Im zweiten Lauf hatte ich Probleme mit der Vorderbremse und ich traute wegen der Hitze den Reifen nicht. Das alles zusammen genommen ergab den 15. Platz.
Mein Ziel war, dass ich mich verbessere. Das hat das ganze Wochenende geklappt, ich habe Schritte nach vorne gemacht. Im freien Training machte ich einen großen Schritt, danach ging es wieder etwas rückwärts.
In der ersten Superpole habe ich mich für die zweite qualifiziert, das war mein Ziel. Unglücklicherweise hatte ich keine Erfahrung mit der zweiten Superpole, wie dort alles abläuft, wie der Qualifyer-Reifen funktioniert. Vorab hatte man mir erzählt, dass der Qualifyer nur für eine schnelle Runde gut ist, er hielt aber zwei Runden. Und selbst wenn ich es gewusst hätte – ich kannte den Reifen nicht. Natürlich habe ich trotzdem gepusht, aber niemals so hart wie es möglich gewesen wäre.
Würde es dir helfen, wenn du in einem erfahreneren Team wärst? Bei Milwaukee BMW sind beide Fahrer und das Team neu in der Superbike-WM.
Ich halte das Team für sehr erfahren, sie haben in der Britischen Meisterschaft großartige Ergebnisse geholt. In der wahrscheinlich stärksten Superbike-Meisterschaft nach der WM.
Okay, einige Strecken und die Reifen kennen wir nicht. Und die Elektronik. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns verbessern können.
Hast du auch das Problem, dass du mit deiner BMW mit vollem Tank weniger konkurrenzfähig bist als mit fast leerem?
Ich merke den Unterschied, ich versuche in den Trainings aber mit viel Sprit zu fahren, damit es sich mehr wie im Rennen anfühlt. Das war in MotoGP nicht anders, es überrascht mich auch nicht.
Mit der Elektronik kommst du klar?
Mit ihr müssen wir noch viel arbeiten, wir alle zusammen: mein Team, meine Crew, BMW und ich. Es geht auch vorwärts, wir ebnen gerade den Weg für große Fortschritte.
Du bist in MotoGP mit sehr ausgeklügelter Elektronik gefahren: Wie fühlt sich dagegen die im BMW-Superbike an?
Der Unterschied ist sehr groß. Nicht so groß zur letztjährige Einheitselektronik von Magneti Marelli, aber doch ordentlich. Verglichen zu einer vollen MotoGP-Elektronik ist der Unterschied riesig.
Die Elektronik von BMW ist nicht schlecht. Für ein normales Straßenmotorrad ist sie perfekt. Wenn du aber am Limit fährst, fehlt ihr manchmal etwas. Sie passt sich in bestimmten Situationen nicht schnell genug der Motorbremse oder bei der Beschleunigung an, wenn das Motorrad slidet oder sich aufschaukelt. Oder die Leistung wird zu stark gekappt. Mit dieser Elektronik genau am Limit zu fahren, ist schwierig.
Ist die Elektronik euer größtes Problem?
Ich würde sagen es ist schwierig, sich an das Gesamtpaket zu gewöhnen. Es ist nicht so, dass die Elektronik Mist ist und alles andere ist gut. Nein. Etwas fehlt der Elektronik, ich muss aber auch meinen Fahrstil an diese Elektronik anpassen. Dann kommen Bremsen und Reifen hinzu und die Leistungsentfaltung des Motors. Es ist nicht so, dass dem Paket etwas fehlt. Aber es ist anders, als das was ich gewohnt war.
In MotoGP, Moto2 und 250 ccm waren die Motorräder sehr steif. Über Wellen waren sie extrem hart. Das Superbike ist viel weicher, das ändert das Gefühl komplett.
Wenn du bei den 250ern ein bisschen zu viel Gas gegeben hast, dann hattest du einen schlimmen Highsider. MotoGP-Bikes sind sehr kraftvoll. Superbikes haben auch viel Leistung, die Entfaltung ist aber anders.