Markus Reiterberger: «Bradl schlagen nicht unmöglich»
BMW-Youngster Markus Reiterberger
Seit Max Neukirchner 2013 sehen wir in der diesjährigen Superbike-WM mit Rookie Markus Reiterberger wieder einen deutschen Fixstarter. 2017 werden es mit Reiti und Stefan Bradl sogar zwei deutsche Spitzenpiloten sein.
Während Bradl über die 125er- und Moto2-WM bis in die Königsklasse MotoGP kam, fuhr Reiterberger Superstock-1000-Cup und IDM Superbike als Vorbereitung für die Superbike-Weltmeisterschaft.
Bradl wurde 2011 Moto2-Weltmeister, Reiterberger gewann 2013 und 2015 die IDM Superbike.
2017 fährt Bradl auf der neuen Fireblade im Honda-Team an der Seite von Nicky Hayden, Reiterberger ist im BMW-Topteam Althea unter Vertrag.
SPEEDWEEK.com sprach mit Markus Reiterberger über das innerbayerische Duell im nächsten Jahr.
Was meinst du zum Wechsel von Stefan Bradl aus der MotoGP- in die Superbike-WM und zu Honda?
Ich dachte mir, dass er diese Entscheidung trifft. Ich habe geahnt, dass Michael van der Mark zu Yamaha geht. Ich glaube, das ist eine gute Wahl für ihn. Er hat sich bestimmt auch länger Gedanken gemacht, weil das eine gravierende Änderung in seiner Karriere sein wird – der Schritt zurück in MotoGP wird schwierig.
Ich weiß nicht, welche MotoGP-Angebote er hatte. Das mit Avintia Ducati habe ich gehört, aber ich kenne die Rahmenbedingungen nicht. Mit der neuen Honda in einem guten Team wird er gute Möglichkeiten haben.
Ein neues Motorrad ist Chance und Risiko zugleich. Wie siehst du die Gewichtung?
Es ist ein bisschen was von beidem.
Wenn Honda ein neues Motorrad bringt, dann wissen sie genau, was sie machen müssen. Letztlich reden wir von einem Update des bestehenden Motorrads, sie werden keine komplett neue Maschine hinstellen und alles anders machen – sie werden auf die Erfahrungen aufbauen und auch bestimmt ganz viel testen. Deshalb sehe ich es mehr als Chance denn als Risiko.
Die größten Unterschiede zwischen MotoGP und Superbike sind die Reifen, Bremsen und das wackligere Serien-Chassis. Bekommt das ein Fahrer nach fünf Jahren MotoGP problemlos in den Griff oder sind diese Motorräder grundlegend verschieden?
Wenn einer gut fahren kann, dann kann er das mit allem. Ich weiß auch nicht, ob ein Superbike so viel wackliger sein soll wie eine MotoGP-Maschine. Ich bin noch nie eine gefahren, ich könnte mir aber sogar vorstellen, dass ein MotoGP-Bike flexibler ist, auch wenn es im Fernsehen nicht so aussieht.
Auf die Reifen und die Bremsen wird er sich schnell einschießen. Nicky Hayden kam ja auch gleich zurecht und hat im Regen sogar schon ein Rennen gewonnen. Da wird sich der Bradl nicht recht viel anders anstellen.
Wo siehst du Bradl vom Level verglichen mit Hayden?
Das ist schwierig zu sagen, ich weiß es nicht. Hayden ist eine richtige Kanone, er hat den MotoGP-Titel eingefahren. Bradl war mit der LCR-Honda auch weit vorne, als der Level vorne extrem hoch war. Ich schätze Stefan ziemlich gleich ein – wenn nicht sogar besser. Aber ich weiß es nicht.
Wie gut kennst du Stefan Bradl?
Nur vom sehen. Als ich Red Bull Rookies Cup fuhr, war er bei Kiefer. Da waren wir öfters mit Ralf Waldmann zusammen und ich habe ihn gesehen. Richtig zu tun hatten wir aber noch nie etwas miteinander.
Bradl nennt als Hauptgrund für seinen Wechsel in die Superbike-WM, dass er dort die Möglichkeit hat vorne zu fahren. Ist das trotzdem ein Rückschritt von MotoGP in SBK? Oder wird das nur von Fans und Medien so gesehen?
In der Superbike-WM haben wir ein hohes Niveau, das dem von MotoGP ähnlich ist. Nur ist MotoGP viel bekannter und populärer als Superbike, deshalb ist Superbike von der Medienwirksamkeit nicht ganz so. Deshalb sehen das viele Zuschauer als Rückschritt. Für einen Rennfahrer muss das nicht ein Rückschritt sein, es kann auch ein Schritt in die richtige Richtung sein. Damit er wieder erfolgreicher und ganz vorne dabei ist.
Wenn er bei den Superbikes vorne mitfährt, ist das nichts anderes wie in MotoGP. Nur ist die Meisterschaft leider nicht ganz so bekannt. Für mich ist das aber trotzdem eine supergeile Serie mit supergeilem Sport.
Traust du es dir zu nächstes Jahr, zumindest in einigen Rennen bester Deutscher zu sein und Bradl zu schlagen?
Das ist auf alle Fälle das Ziel. Aber gegen einen Bradl mit langjähriger MotoGP-Erfahrung und auf der neuen Honda wird das schwierig. Aber es ist möglich, ich werde im Winter schauen, dass ich für nächstes Jahr topfit bin, das Team und BMW werden auch das Motorrad noch ein bisschen verbessern. Dann können wir das ganz realistisch ein paar Mal schaffen, dass wir weit nach vorne kommen.