Kenan Sofuoglu: Sein letzter großer Kawasaki-Auftritt
Imola wird das letzte Rennen für Kenan Sofuoglu
«Das ist wirklich mein letztes Rennen», begrüßte Kenan Sofuoglu den SPEEDWEEK-Redakteur grinsend, als wir uns im Truck des Kawasaki-Puccetti-Teams treffen. «Ich bin seit Australien Ende Februar auf keinem Motorrad gesessen und habe auch kein körperliches Training gemacht. Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht einfach, Weltmeisterschaft zu fahren.»
Wer den ehrgeizigen Türken kennt, wundert sich ob dieser Geschichte – das sieht ihm gar nicht ähnlich.
«Seit dem Rennen in Thailand habe ich über den Rücktritt nachgedacht», leistete Sofuoglu Aufklärung. «Eigentlich war geplant, dass ich in Imola im Lederkombi eine Ehrenrunde drehe und danach eine Pressekonferenz gebe. Letzten Samstag sagte ich zu Manuel Puccetti, dass es dem Team helfen würde, wenn ich das Rennen fahre. Das Team macht eine schwierige Zeit durch, mit so schlechten Resultaten wie noch nie. Es ist gut für die Show, wenn ich fahre. Gut für das Team, für die Sponsoren, das Image und das Fernsehen. Manuel mochte die Idee, also habe ich Kawasaki angerufen und sie stimmten sofort zu. Mein Ziel ist nicht, dieses Rennen zu gewinnen. Ich will nur fahren, um das Team und die Sponsoren glücklich zu machen und meine Karriere auf dem Motorrad zu beenden.»
Der 33-Jährige weiter: «In der Türkei gab es viele Spekulationen darüber, ob ich nach meinen Verletzungen noch laufen kann, ob ich noch Motorrad fahren kann. Ich möchte den Menschen zeigen, dass ich noch fahren kann, dass es aber Zeit ist aufzuhören. Deshalb habe ich beschlossen aufzuhören – das war keine leichte Entscheidung.»
Kenan, ich kenne dich seit 14 Jahren, du wirst im Rennen am Sonntag nicht spazieren fahren. Dass du nach den Freitag-Trainings Fünfter bist und nur 0,687 sec Rückstand auf die Bestzeit hast, beweist meine Behauptung.
«Da hast du wohl Recht», schmunzelte der 43-fache Sieger. «Wenn ich meine Lederkombi anziehe, dann kämpfe ich auch – deshalb wurde ich fünfmal Weltmeister. Ich gebe niemals auf. Deshalb war das erste Training ein Desaster, ich war nur 14. So schlecht war ich die letzten sechs Jahre nie. Ich wusste aber, wenn ich meinen Rhythmus finde, dann schaffe ich es auch in die Top-5. Derzeit gibt es fünf starke Yamaha-Fahrer, sie zu schlagen ist nicht einfach – vor allem nicht mit der Kawasaki. Yamaha hat ein neues Motorrad, wir haben mit unserem Paket nicht nachgezogen.»
Dein Ziel ist, hinter Caricasulo, Mahias, Cortese, Cluzel und Krummenacher am Sonntag Best of the Rest zu sein? «Ich werde es versuchen», versprach Kenan. «Wenn ich es im Rennen in die Top-5 schaffe, bin ich glücklich. Einfach wird das nicht. Nicht wegen mangelnder Pace, sondern wegen meiner körperlichen Verfassung. Ich werde schnell müde und kann im Training wohl auch keine Rennsimulation machen.»