Weltmeisterteam weg: Die Hintergründe zum SHR-Rückzug
Dennis Beadman: Die Leidenschaft des Silikonherstellers ist der Motorsport
Das grösste Team im Supermoto-WM- und EM-Tross zieht sich nach dieser Saison zurück, SHR wird sich auf den Strassenrennsport konzentrierten. Damit steht der neue Weltmeister Mauno Hermunen ohne Arbeitgeber da. Der Ausstieg erfolgt überraschend, die Gründe werfen Fragen auf. Erfolglosigkeit kann es sicherlich nicht sein. SPEEDWEEK.com sprach nach dem WM-Finale in Südfrankreich mit Teambesitzer Dennis Beadman.
Dennis, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum WM-Titel – du hast dein Ziel erreicht!
Ja, endlich nach 5 Jahren!
Du hast dich entschieden, das Engagement von SHR in der Supermoto-WM und -EM zu beenden. Was sind die Gründe für diese Entscheidung?
Okay, Es gibt zwei Dinge in meinem Leben, die ich liebe – das eine ist Supermoto und das andere ist die Tourist Trophy! Die TT in diesem Jahr ist für uns wirklich sehr schlecht gelaufen und ich habe gesehen, dass wir uns darauf fokussieren müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir müssen das TT-Team professioneller aufziehen. Paul Iddon, der Vater von Christian Iddon, wird das Team leiten.
Russ Mountford wird unser Hauptfahrer werden und wir werden auch drei Juniorfahrer im Team haben. Zwei davon kommen aus unserem Supermoto-Team, Ben Stafford und Malachi Mitchel-Thomas. Ein dritter junger englischer Fahrer wird noch dazukommen. Mein Ziel ist es, auch die drei jungen Fahrer voranzubringen und weiterzuentwickeln, so dass sie auch in der Lage sein werden, die TT zu gewinnen.
Um das machen zu können, müssen wir uns auf die TT fokussieren, unsere Ressourcen bündeln und dort einsetzen. Das hat zur Konsequenz, dass wir unser Engagement im Supermoto leider beenden müssen.
SHR ist das größte Team in der WM. Wird der Rückzug einen Einfluss auf die Weltmeisterschaft haben?
Wenn fünf Fahrer aus einer Meisterschaft gehen, ist das nie gut! Aber das ist ein Problem, das am Ende der Promoter und der Organisator haben. Wir müssen die Plätze in dieser Form zurückziehen. Zwei Fahrer, Mal und Ben, hätten ohnehin nächstes Jahr auf die Straße gewechselt. Wir waren insgesamt sehr erfolgreich. Wir haben fast die EM gewonnen. Es tut mir sehr leid für Malachi (Anm.: EM-Titel im zweitletzten Lauf mit Sturz in Führung liegend verspielt, Schulter ausgekugelt), aber so ist das Leben. Sami Salstola wurde in der EM Dritter, was eine großartige Leistung ist. Wir sind Weltmeister geworden und haben zweimal die Italienische Meisterschaft gewonnen.
Es wird sicherlich Auswirkungen auf die WM haben, aber kein Team macht eine ganze Weltmeisterschaft aus. Es sind immer viele Teams, die das Ganze ausmachen. Es haben sich schon viele Teams und Fahrer aus der WM verabschiedet, darunter weitaus größere Teams als unseres, aber es gibt die WM noch immer. Unser Rückzug hat nichts damit zu tun, dass hier etwas falsch läuft oder schlecht organisiert ist oder dass es Dinge gibt, mit denen ich nicht zufrieden bin. Es gibt immer Dinge im Leben, mit denen man nicht zufrieden ist…
Aber das hat hier alles keine Rolle gespielt. Der einzige Grund, warum wir uns aus dem Supermoto-Sport zurückziehen, ist, weil wir die TT und eventuell auch die TT-Serie (Anm.: geplante Meisterschaft mit verschiedenen Strassenrennen) gewinnen wollen; und nichts anderes.»
Der Unternehmer Dennis Beadman ist seit Kindsbeinen ein Motorsportverrückter. In früheren Jahren arbeitete er selbst ehrenamtlich als Streckenposten bei Motorradrennen. Nachdem er mit seinem Unternehmen Silicone Engineering Ltd., dem führenden Silikonhersteller Europas, zu etwas Wohlstand gekommen ist, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, im Supermoto und bei der Tourist Trophy jungen Talenten unter die Arme zu greifen und sie zu fördern.
Mit seinem Team Silicone Honda Racing (SHR) ist der Industrielle seit 2010 in der Supermoto-WM dabei, nach dem Wechsel zu TM-Motorrädern wurde nur noch das Akronym SHR als Name verwendet. Zu den Fahrern die für ihn fuhren beziehungsweise von ihm gefördert wurden zählen unter anderem Christian Iddon, Matt Winstanley, Petr Vorlicek, Mauno Hermunen und Malachi Mitchel-Thomas. Durch die konsequente Förderung durch SHR konnte zum Beispiel Mitchel-Thomas seit seinem Einstieg 2011 innerhalb von drei Jahren an die EM-Spitze gelangen.