1000-Seen '90: Sainz sprengt skandinavisches Bollwerk
Carlos Sainz gewinnt in Finnland
Die fast zwei Millionen Finnen, die die Wälder um Jyväskylä bei der damaligen 1000-Seen-Rallye bevölkerten, hatten sich nicht träumen lassen, dass eines Tages ein Südländer im Reich der «fliegenden Finnen» siegen würde. Und dennoch mussten sie mit ansehen, wie der damalige WM-Spitzenreiter Carlos Sainz in Topform mit seinem Toyota Celica den ersten Sieg eines Nicht-Skandinaviers in der 40jährigen Geschichte der 1000-Seen-Rallye holte. Das war bitter. Mit seinem dritten Jahreserfolg untermauerte «El Matador» sehr nachdrücklich seine Ambitionen auf den ersten WM-Titels eines Spaniers und eines Toyota-Piloten.
Der WM-Lauf in Finnland brachte aber auch der Mitsubishi-Truppe das erste Erfolgserlebnis bei einer europäischen Rallye 1990. Der Finne Ari Vatanen, seit der RAC-Rallye 1989 nicht mehr ins Ziel gekommen, holte mit 19 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Sein schwedischer Teamkollege Kenneth Eriksson komplettierte mit Rang drei (+ 4:48) im Galant VR4 den starken Mitsubishi-Auftritt.
Lancia musste sich in Finnland wie ein Jahr zuvor der mächtigen fernöstlichen Konkurrenz beugen. Nur der Einheimische Juha Kankkunen, der zeitweise an der Spitze lag, trug mit dem fünften Rang (+ 6:15) etwas zur Turiner Titelverteidigung bei.
Dass der Toyota-Pilot Sainz 1990, seinem ersten Meisterjahr, in Topform war, musste auch Lancia-Sportchef Claudio Lombardi anerkennen: «Es ist zurzeit sehr schwierig, Sainz zu schlagen.» Der Madrilene bestimmte das Geschehen an der Spitze wie selten zuvor. Ab der zehnten von 41 Prüfungen (= 527,61 km) lag er in Führung, die er trotz heftiger Attacken von Ari Vatanen nicht mehr abgab.
Der Jugendtraum
«In meiner Jugend habe ich viele Videos von dieser Rallye gesehen. Mein Traum war es damals, hier einmal zu gewinnen. Er hat sich erfüllt. Dass ich als Südländer gegen eine starke nordische Konkurrenz siegen konnte, freut mich besonders. Dieser Erfolg war ein großer Schritt Richtung Weltmeisterschaft», freute sich Sainz, dessen Sieg nur wenige Neider fand.
«Meine Attacken auf der letzten Etappe haben nichts genützt. Sainz ließ sich nicht beirren. Wir hätten so schnell sein können, wie wir wollten, ich glaube nicht, dass wir noch an Sainz hätten vorbeiziehen können. Für mich und für das ganze Team war dies dennoch ein großartiger Erfolg», gestand Vatanen.
Kakkunens Pech
Allerdings half das Schicksal der Führung von Sainz etwas nach. Auf der zehnten Prüfung kam die für ihn die positive Wende. Ein gerissener Gaszug am Lancia Delta HF integrale zwang den Rallyeleader Juha Kankkunen zwei Kilometer vor dem rettenden Ziel der zehnten Prüfung zu einem Nothalt. Kankkunen musste nahe seines Heimatortes Laukaa mit ansehen, wie sein Jäger Sainz zur Führung vorbeizog. Diese Gasaktion kostete Kankkunen mehr als fünf Minuten und er fiel auf den 16. Zwischenrang zurück. Er kämpfe sich später auf den fünften Endrang vor.
«Wir können auf Carlos Sainz mächtig stolz sein. Er ist zurzeit der beste Rallyefahrer und durch niemanden zu ersetzen», war die Lobeshymne von Toyota-Teamchef Ove Andersson. Auch 1991 griff Sainz weiter ins Toyota-Lenkrad. Sein Vertrag wurde um ein Jahr verlängert, worum Sainz gebeten hatte.