Portugal 1980: Teufelsritt von Röhrl über Arganil
Der Fiat 131 Abarth von Walter Röhrl
Arganil ist seit 2001 wieder Bestandteil des portugiesischen Laufes zur Rallye-Weltmeisterschaft. Ähnlich wie die Prüfung «Fafe» ist «Arganil» nicht irgendeine Prüfung, zumindest nicht aus deutscher Sicht. Sie ist eine Legende, die 1980 geboren wurde. Damals führte sie dort über 44 km, heute ist sie nur noch ein Drittel (14,44 km) lang.
Aber was machte «Arganil» zur Legende? Die Länge war es nicht. Solch lange Prüfungen waren 1980, dem Jahr der zweiten offiziellen Austragung der Fahrer-Weltmeisterschaft, schon fast die Norm. Die Schotterpisten waren es auch nicht, denn die gehören zur Rallye Portugal.
Die «Arganil»-Legende des Walter Röhrl wird in einer kalten, regnerischen Nacht während der Rallye Portugal im Jahr 1980 geboren, auf der Sonderprüfung 44 Kilometer über die Gebirgskämme von Arganil. «Keine zwei Meter weit», sei die Sicht damals gewesen, erzählte Röhrl, der die Prüfung in der Nacht vorher in seinem Hotelbett im Kopf 'abgefahren' ist. So hat er seinen Fiat 131 Abarth dann auch den Berg hinauf geprügelt, nach genauen Ansagen seines Beifahrers Christian Geistdörfer.
Der Finne Markku Alén mit drei Siegen in Portugal war Favorit und führte früh, aber nur für eine Etappe. Bernard Darniche und Ari Vatanen führten ebenfalls, bis eine durchgebrannte Kopfdichtung den Lancia Stratos stoppte und dem Ford Escort RS1800 die Straße ausging. Dann waren nur die Fiat 131 Abarth vorne.
«Ich war damals neu im Fiat-Team», berichtet Röhrl. «Und Alén war Mister Portugal, er hatte schon dreimal dort gewonnen. Er war immer vorne. Diesmal war es wieder so. Wir lagen 10 Minuten vor dem nächsten Auto, aber Markku attackierte immer noch. Ich bin aus einer Prüfung herausgekommen. Mein Servicewagen kam die Straße hoch und knallte gegen mein Auto. Die Räder war danach nicht mehr gerade. Und vor uns lag noch Arganil.»
Röhrl's Vorbereitung
Doch der Lange aus Regenburg hatte seine Hausaufgaben für die 44 km lange Prüfung gemacht. Er war vor der Rallye dort unterwegs gewesen, hatte viel mit den Einheimischen gesprochen, auch über das Wetter.
«Ich wusste, dass Nebel kommt», erzählte Röhrl weiter, «also habe ich für diese Prüfung mehr als für jede andere geübt. Normalerweise mache ich das zwei- oder dreimal, aber dort habe ich es fünfmal gemacht. Ich kannte sie gut.»
Als er in seinem Hotelbett lag, lief in seinem Kopf wie ein Film diese Prüfung ab. Sogar eine Stoppuhr ließ er mitlaufen.
«Als ich meine Augen öffnete, war ich im Ziel dieser Prüfung», führte Röhrl fort. «Ich habe die Zeit angehalten und die Zeit war fast dieselbe, die ich dann auch wirklich gefahren bin. Ich 4:59 Minuten schneller als jeder andere.»
Dann kam bei der Rallye am Start bei Arganil eine typische Röhrl-Bemerkung gegenüber seinem Beifahrer Christian Geistdörfer: «Ich sagte zu Christian 'schnall di an und zieh di fest'. Ich wollte die die anderen dazu bringen, am Ende dieser Prüfung den Führerschein abzugeben. Ich wollte sie alle besiegen.» Das tat er auch.
Alles spielte sich im dichten Nebel wie im Film ab, alles lief so ab, wie er es auswendig gelernt hatte. Er brauchte nicht die sonst üblichen Referenzpunkte, um sich zu orientieren.
Röhrl's Nebelradar
«Es war, als könnte ich direkt durch den Nebel sehen. Das hat mir gezeigt, wie wichtig die Vorbereitung ist. Du vertraust deinen Vorbereitungen und dann nimmst du deinen Mut aus diesem Vertrauen», so Röhrl.
Die Bezeichnung 'Blindflug' wies Röhrl von sich. «Blödsinn! Es war ja auch kein richtiger Blindflug. Zwei Meter Sicht hatten wir ja noch», korrigierte Röhrl und ergänzte: «Vier Minuten 50 schneller zu sein auf einer Prüfung als die gesamte Weltelite, ist schon eine Ansage», merkte Röhrl damals an, der dort seinem Teamkollegen Markku Alen eben diese 4:59 Minuten einschenkte und gewann.