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San Remo 1981 - Mouton: Der schwarze Vulkan bebt

Von Toni Hoffmann
Der 10. Oktober 1981 ist in die Geschichte des Rallyesports eingegangen, die schwarzhaarige Französin Michèle Mouton gewann im Audi Quattro als erste Frau in Italien einen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft.

Der Vesuv bei Neapel, der Ätna auf Sizilien, das sind bestens bekannte Vulkane in Italien. Am 10. Oktober 1981 bebte an der Riviera im Touristenort San Remo ein neuer Vulkan, es war der schwarze Vulkan aus Frankreich mit dem Namen Michèle Mouton, ein Name, der die fast ausschließlich von Männern beherrschte Welt im Rallyesport auf den Kopf stellte.

Madame Mouton erdreistete sich zusammen mit der italienischen Beifahrerin Fabrizia Pons, im Audi Quattro gegen die etablierten Herrenreiter Walter Röhrl, Hannu Mikkola, Markku Alen, Henri Toivonen, Ari Vatanen und auch gegen Miki Biasion den italienischen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Michèle Mouton, die man wegen ihrer schwarzen Löwenmähne bald auch den «schwarzen Vulkan» bezeichnete, deklassierte im Audi Quattro auf den engen Asphaltstraßen in den ligurischen Seealpen und auf den schnellen geschwungenen Schotterpisten in der Toskana die Konkurrenz.

Henri Toivonen kam nach 61 (!) Prüfungen über mehr als 750 Bestzeitkilometer um 3:25 Minuten abgeschlagen im Talbot Sunbeam Lotus auf dem Ehrenrang ins Ziel. Der damals unter dem Pseudonym fahrende Italiener Tony wurde im Opel Ascona 400 mit einem Rückstand von 6:18 Minuten und 6:12 Minuten vor Hannu Mikkola, dem Teamkollegen von Mouton, auf Dritter. Auf die Liste der vielen Ausfälle musste auch Walter Röhrl, der Weltmeister von 1980, gesetzt werden. Röhrl musste auf der 41. Prüfung den Porsche 911 SC, mit dem er nicht richtig glücklich wurde, mit Getriebeschaden abstellen.

Michèle Mouton tat an diesem Mittag am 10. Oktober 1981 das, was in Italien für Sieger Tradition wurde. Sie sprang in voller Montur in den Hotelpool zu ihren Mechanikern. Danach wollte sie ihre Ruhe. Später sagte sie: «Ich fühlte mich einfach unverwundbar.»

In der letzten Nacht dieser legendären Rallye sah sie mit ihrer gekrausten Mähne wie ein aggressiver Löwe aus, der um alles in der Welt um seine Beute kämpft, im Falle Mouton war dies der Sieg. «Ich bin keine Verliererin. Ich will gewinnen», war ihr Credo vor den letzten sieben Prüfungen.

Als sie ins Finale startete, wirkte sie aufgeregt, war gereizt. Doch am Start der ersten Nachtprüfung legte sie alles ab, war ganz ruhig. «Ich hatte alles verdrängt», sagte sie. Dieser Wandel zu höchster Konzentration sollte die Chronik der Rallye-Weltmeisterschaft umschreiben. Alles sprach nun für sie, alles passte, der Aufschrieb, den Fabrizia Pons routiniert und ruhig vorlas, das Wetter und die Technik. Sie blieb von technischen Mucken verschont.

Sie brach in die bis dato uneinnehmbare Phalanx der Männer im Rallyesport ein. Diese musste sich erst an die neue Konkurrentin, die 1977 die Europameisterschaft gewann, was ihr einen Werksvertrag 1978 mit Fiat einbrachte, gewöhnen.

Mouton: «Ich bin kein Wanderpokal»

Sie merke aber auch im Verhalten der Männer Unterschiede. «Einige Kollegen freuten sich, wenn ich gut war, andere schauten mich gar nicht an. Erst langsam haben sie mich ernst genommen. Die einzige Herausforderung bestand für sie darin, mich ins Bett zu kriegen. Ich habe ihnen aber schnell klar gemacht, dass ich eine Konkurrentin bin und kein Wanderpokal», erklärte sie damals.

1982 sollte sie als Teamkollegin von Hannu Mikkola und Stig Blomqvist im Audi Quattro noch in Portugal, Griechenland und Brasilien gewinnen. Bei der Rallye Elfenbeinküste 1982, dem vorletzten WM-Lauf verlor sie wegen eines Fahrfehlers die nahe Weltmeisterschaft gegen Walter Röhrl, der im Opel Ascona 400 dort siegte, und musste sich mit der Vizemeisterschaft begnügen.

1986 verabschiedete sich der «schwarze Vulkan» mit dem Gewinn der Deutschen Rallye-Meisterschaft im von Peugeot Deutschland eingesetzten 205 T16 im Oktober in Straubing als werdende Mutter einer Tochter vom aktiven Rallyesport. «So, das war’s», waren ihre Abschiedsworte. Danach kümmerte sie sich mit ihrem jüngeren schwedischen Lebensgefährten Fredrik Johnsson um das Race of Champions, bevor bei der FIA die heutige Position als Rallye-Managerin übernahm.

Quelle teils: Rallyestars

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