Ex-Chef Aufrecht: Award verdeutlicht DTM-Stellenwert
Hans Werner Aufrecht
Als der 78-Jährige bei der Veranstaltung im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring seine Dankesrede hielt, waren ihm vor allem zwei Dinge wichtig.
«Während des 24-Stunden-Rennens wird hier am Nürburgring der Motorsport von den Teams und Fans so intensiv gelebt, wie ich ihn liebe», sagte Aufrecht, mahnte aber zugleich auch: «Der Motorsport muss darüber nachdenken, wie er seine Zukunft sieht. Für mich sind das Unworte: Undercut, Overcut und Reifenabbau. Die Menschen wollen nicht unbedingt Überholvorgänge sehen, sie wollen die Fahrer kämpfen sehen. Das ist wichtig.»
Der zweite Punkt: «Der Mensch muss Träume haben, und die habe ich gehabt. Einer dieser Träume war, AMG dahin zu entwickeln, dass es ‚Top of the Line’ von Mercedes ist.» Das ist dem 78-Jährigen zweifellos gelungen, auch gegen anfängliche Widerstände im Vorstand.
«Dasselbe wünsche ich der DTM, dass sie auch 'Top of the Line' wird. Ich habe diesen Traum», sagte Aufrecht, der zudem klarstellte, dass sein Preis den Stellenwert der DTM verdeutliche.
Den Preis übergab «Mr. DTM» Bernd Schneider, der in seiner Laudatio das Schaffen Aufrechts würdigte: «Ohne Hans Werner Aufrecht würde es die DTM, der viele, mir inklusive, die schönsten Momente ihrer Rennfahrer-Karriere zu verdanken haben, diesen großartigen Zirkus, den so viele lieben, gar nicht mehr geben. Deutschlands Rennsport-Familie ist Hans Werner Aufrecht zu größtem Respekt und Dank verpflichtet.»
Die Jury des Nürburgring-Awards bestand aus Motorsport-Experte und Ex-Mercedes-Formel-1-Chef Norbert Haug, DTM-Star Timo Glock und Formel-1-Reporter Kai Ebel. Im vergangenen Jahr war bei der Premiere des Lifetime Achievement Awards Michael Schumacher ausgezeichnet worden.
Aufrechts Verdienste als Gründer der Weltmarke AMG sowie seine Visionen und sein unermüdlicher Einsatz an der Spitze der ITR brachten ihm den Beinamen als «Vater der DTM» ein. Aufrecht war von 1986 bis 2016 Chef der ITR, leitete und prägte 30 Jahre lang die Geschicke der DTM. Ihm gelang es, die Serie im Jahr 2000 nach dem vorübergehenden Aus nach der Saison 1996 wiederzubeleben. Er war zudem die Triebfeder für das neue Technische Reglement, das 2012 in Kraft trat und BMW von der Rückkehr in die DTM überzeugte.
Oft rieb er sich mit den Herstellern, scheiterte an ihnen und versuchte trotzdem immer wieder, die Serie voranzutreiben, was zuletzt aber immer seltener gelang, ehe er in dieser Saison von Gerhard Berger an der Spitze der ITR abgelöst wurde. Aber: Kam in den vergangenen Wochen die Sprache auf die Neuausrichtung der Serie, wurden Aufrechts Verdienste um die DTM stets betont. Nicht nur von den Verantwortlichen, sondern auch von den Fahrern. Für diese Verdienste wurde der 78-Jährige nun ganz offiziell geehrt.