Formel 1: FIA spricht Urteil

Rocky: Vielleicht hätte ich mir Hilfe holen sollen

Von Andreas Reiners
Mike Rockenfeller in seinem DTM-Auto

Mike Rockenfeller in seinem DTM-Auto

Mike Rockenfeller ist nicht der Typ, der auf Mentaltrainer oder Psychologen setzt. Er gibt aber zu: Nach seinem großen Le-Mans-Crash hätte er das vielleicht doch tun sollen.

Rennfahrer sind eigen. Verrückt. Selbst nach einem Monster-Crash wandern die Gedanken schnell zum Sportlichen. Bei Mike Rockenfeller war es 2011 ebenso, als er in Le Mans bei Tempo 300 böse abflog.

Der Unfall sah zum Fürchten aus, durch den Kopf ging ihm aber erst einmal etwas anderes. «Ich habe nur gedacht: ‚Scheiße, scheiße, das Rennen ist vorbei. Das gibt es doch nicht.‘ Das war einfach eine große Enttäuschung. Le Mans hat mich unfassbar viele Nerven und graue Haare gekostet, mehr als Glücksgefühle. Ich liebe es trotzdem», sagte er.

Der Audi R18 TDI mit der Startnummer 1 war zwar Schrott, Rockenfeller kam aber mehr oder weniger mit dem Schrecken davon.

Der Crash habe grundsätzlich nicht sehr viel mit ihm gemacht, verrät er. Zumindest weniger, als man bei den Bildern denken könnte. «Auch wenn ich extrem viel Glück gehabt habe. Im Unterbewusstsein war es dann aber vielleicht doch etwas mehr, als man zugibt. Ich bin der Typ, der nicht auf Psychologen oder Mentaltrainer zurückgreift, sondern so etwas mit sich selbst ausmacht.»

Ihm hing der Crash am Ende doch länger nach als gedacht. Gemerkt hat er das auf der Autobahn. In Le Mans gibt es auf der Landstraße den gestrichelten Mittelstreifen, und bei dem Unfall war das Auto ganz links, ehe es plötzlich nach rechts herüberzog, als er zum Überholen ansetzte.

«Das hat etwas mit mir gemacht», sagt Rockenfeller: «Ich habe auf der Autobahn plötzlich viel mehr auf den Mittelstreifen geachtet, auf andere Autos, was sie machen. Da bin ich dann vom Gas gegangen, was ich früher nicht gemacht hätte. Auch in Le Mans ein Jahr danach habe ich im Rennen im Verkehr ein bisschen gebraucht. Ich musste mich überwinden.»

Im Nachhinein sagt er: «Vielleicht hätte ich mir damals professionelle Hilfe holen sollen, anstatt es mit mir selbst auszumachen.»

Ans Aufhören hat er wegen des Crashs nie gedacht. An Gefahren auch nicht, wenn er im Rennauto saß. «Als Rennfahrer wächst man aber auch damit auf. Ich fühle mich im normalen Leben in vielen Situationen 100 Mal unsicherer als im Rennauto. Das ist verrückt, aber das mache ich von klein auf und ich kann die Gefahren einschätzen. Ich habe in einem Rennauto noch nie, auch nach Le Mans nicht, an Gefahr gedacht.»

Gedanken à la «Du hättest tot sein können» gab es schon, «ich weiß auch, dass ich damals Glück hatte. Ich will das auch nicht klein reden oder auf cool machen, aber das Leben hat insgesamt viele Gefahren und birgt Risiken, das gehört einfach dazu. Als Rennfahrer ist es heutzutage überschaubarer.»

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