Verrückt: Windkanalmodell von Sauber in Suzuka, Japan
Die Japaner sind komplett durchgeknallt, was die Formel 1 angeht. Ihre Rennverrücktheit zeigt sich nicht nur in phantasievoller Bekleidung – einige schneidern selber, andere kaufen sich für teures Geld Original-Memorabilien, die sich dann voller Stolz tragen.
Es gibt kein Land, in welchem die Fans so viele Geschenke für die Fahrer basteln. Sebastian Vettel sagt: «Die Fans sind einzigartig. Ich kenne kein anderes Land, in dem so viele Fans schon am Donnerstag auf ihren Tribünenplätzen sitzen, dabei fährt gar niemand von uns auf die Bahn. Sie wollen einfach die Autos sehen und den Mechanikern bei der Arbeit zusehen. Das Gleiche gilt nach dem Rennen – da bleiben sie auf ihren Plätzen sitzen und geniessen das Spektakel. Sie saugen wirklich alle Eindrücke in sich auf und vermitteln uns das Gefühl tiefer Dankbarkeit, dass wir hier Rennen fahren.»
Jedes Jahr erhält Sebastian Vettel von den japanischen Fans einen Daruma, einen der beliebtesten Glücksbringer in Japan. Er besteht aus Pappmaché und wird mit einem Gewicht beschwert, damit er nicht umfallen kann. Somit macht er Mut, sich in jeder Situation wieder aufzurichten. Auf den Darumafiguren stehen die japanischen Schriftzeichen Glück oder Erfolg. Daruma gilt als Helfer bei der Erfüllung von Wünschen. Zunächst wird ein Auge des Glücksbringers ausgemalt und er an einen Ort gestellt, an dem man möglichst jeden Tag vorbeikommt. Ist der Wunsch in Erfüllung gegangen, wird das andere Auge ausgemalt. Dann kann die Figur in einem Tempel verbrannt werden.
Daniel Ricciardo meinte: «Es gehört zu den japanischen Fans, dass du als Rennfahrer jede Menge verrückter Dinge geschenkt bekommst. Einer liess ein T-Shirt drucken, darauf war er in der Mitte zu sehen, mit meinem Physio links und ich rechts. Und unten stand – beste Freunde. Das fand ich unglaublich süss.»
«Die Menschen sind die seltsamste Kombination der Welt aus ausgewählter Höflichkeit und Liebenswürdigkeit, aber sobald es um Rennsport geht, drehen sie komplett durch. Manchmal habe ich den Eindruck: Die japanischen Fans wissen mehr über dich als du selber. Fans warten mit Fotos auf dich von Szenen, an die kannst du dich selber gar nicht mehr erinnern. Ich kenne kein Land, in dem zwei Extreme so in den Menschen verankert sind.»
Seit Jahren spaziert ein Japaner als Ayrton Senna in Suzuka herum, komplett im roten McLaren-Honda-Overall und natürlich immer mit knallgelbem Helm.
Die Formel-1-Freunde rennen nicht nur den zahlreichen Fanartikel-Betreibern die Bude ein. Sie investieren auch viel Geld für (hoffentlich echte) Sammlerstücke wie Bremsscheiben von GP-Rennern, Overalls, Rennhelme und vieles mehr.
Besonders enttäuscht ist in diesem Zusammenhang der langjährige Formel-1-Fahrer Martin Brundle. Der Engländer liebt Japan, aber er twittert entrüstet: «Habe diesen Helm gestern für einen aufgeregten Fan in gutem Glauben signiert. Heute wird der Helm für 3500 Pfund angeboten. Gauner! Das ruiniert es für alle.»
Es geht noch skurriler: Ein aufmerksames Mitglied aus der Twitter-Gemeinde hat in einem der zahlreichen Läden auf dem Lunaparkgelände gleich bei der Rennstrecke ein ausgewachsenes Windkanalmodell von Sauber gefunden!
Sauber twittert dazu augenzwinkernd: «Das bist du ja. Wir haben auf der ganzen Welt nach dir gesucht, du unartiges kleines Ding.»
Aber jetzt mal ernsthaft: Wie kommt ein Windkanalmodell von Sauber aus Hinwil im Zürcher Oberland nach Suzuka?
«Es kann nur eine Möglichkeit geben», antwortet ein Sauber-Sprecher auf unsere Frage. «Es muss sich um jenes Windkanalmodell handeln, das Kamui Kobayashi während seiner Sauber-Zeit erhalten hat.»
Eine kurze Recherche vor Ort zeigt: Im Gegensatz zu Martin Brundles Helm wird das Modell in Suzuka nicht verscherbelt, sondern es handelt sich um eine Leihgabe – um im Schaufenster Leute anzulocken.
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