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Rätsel Racing-Raritäten: Scharfes Auge für Details

Von Mathias Brunner
​Unser Rätsel «Racing-Raritäten» ist oft nur auf den ersten Blick eine klare Sache. Es lohnt sich, auf der Suche nach der korrekten Lösung auf jedes Detail zu achten. Wer ist es? Wo und wann entstand da Bild?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Auflösung der Vorwoche: Der Franzose Patrick Tambay mit seinem McLaren M28-Ford in Long Beach 1979. Ungewöhnlich am Wagen – der Philip-Morris-Konzern nutzte die Gelegenheit, um mit dem Hellblau von Löwenbräu in Kalifornien Werbung für die Biermarke zu machen, statt ganz im üblichen Rotweiss von Marlboro zu fahren.

Der McLaren M28 war der vergebliche Versuch des Traditionsrennstalls, ein brauchbares Flügelauto zu bauen. Der Rennwagen sah nicht nur klobig aus, er fuhr sich auch so. Es mangelte an Abtrieb, an Traktion und an Windschlüpfigkeit. John Watson wurde trotz des Autos WM-Neunter, Tambay blieb ohne Punkte.  

Der 1949 in Paris geborene Tambay war die klassische französische Rennleiter hochgeklettert, von der Winfield-Rennschule bis in die Formel 2. CanAm-Siege im Team von Carl Haas 1977 ebneten ihm den Weg in einen von Theodore Racing eingesetzten Ensign, Tambay bedankte sich mit zwei fünften Rängen und einem sechsten Platz. Das brachte ihm den Vertrag bei McLaren ein, wo sich Patrick 1978 beachtlich aus der Affäre zog (acht Punkte, WM-14.), doch das Auto 1979 war wie erwähnt ein Fiasko.

Ohne Formel-1-Stammplatz kehrte Tambay in die CanAm-Serie zurück, gewann 1980 zum zweiten Mal den Titel, wieder ermöglichte ihm der asiatische Unternehmer und Theodore-Racing-Chef Teddy Yip den Schritt in die Formel 1. Tambay wurde in Long Beach Sechster, wechselte zur Mitte der Saison zu Ligier (Nachfolger von Jean-Pierre Jabouille), doch wieder gab es keine Punkte.

In Kyalami 1982 war Tambay von der Politik in der Formel 1 angewidert (es ging um Knüppelverträge für die Fahrer, gegen welche sich die Piloten mit einem Streik wehrten, angeführt von Didier Pironi und Niki Lauda). Tambay zog sich aus dem GP-Sport zurück. Dann kam nach dem tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve in Belgien der Anruf aus Maranello, und das Leben von Tambay veränderte sich schlagartig. Vor kurzem hat er ein überaus lesenswertes Buch zu seinem Abenteuer Ferrari veröffentlicht.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass das Buch von Patrick Tambay ausgerechnet bei Evro Publishing, also einem englischen Verlag erschienen ist. Denn Tambay hätte mit seiner zurückhaltenden, zuvorkommenden Wesensart eher für einen Angelsachsen gehalten werden können als für einen Franzosen. Der heute 67jährige Pariser hat seine beiden Ferrari-Jahre in Buchform festgehalten – mit Hilfe von Massimo Burbi, der Tambay als Achtjähriger den Grossen Preis von San Marino in Imola 1983 gewinnen sah und damit zum Tambay-Fan wurde.

Als Gilles Villeneuve also in Zolder 1982 ums Leben kam, wurde Patrick Tambay als Nachfolger verpflichtet. Fortan trug er die berühmte Startnummer 27. Im zweiten Rennen stand er erstmals in seiner GP-Karriere auf dem Podest (Dritter in England), nach dem schlimmen Unfall seines Stallgefährten Didier Pironi im Training zum Deutschland-GP gewann Tambay in Hockenheim seinen ersten Grand Prix.

Im Frühling 1983 triumphierte Tambay in Imola, ein Jahr nach dem letzten Rennen des unvergessenen Kanadiers, in seinem letzten Rennen für Ferrari in Südafrika 1983 stand Patrick auf Pole-Position.

In, natürlich, 27 Kapiteln erzählt Tambay vom Leben mit und bei Ferrari, in einer Phase, in welcher Enzo Ferrari im Spätherbst seines Lebens stand.

Die Idee zu einem Buch kam dem WM-Vierten von 1983 im Rahmen eines medizinischen Eingriffs. Möglicherweise wird bei solchen Gelegenheiten jedem Menschen die eigene Sterblichkeit wieder ein Stück bewusster. Jedenfalls hatte Tambay «das Gefühl, ich müsse den Menschen erzählen, was mir auf dem Herzen liegt. Ich wollte die Dinge ins Reine bringen.»

Typisch Tambay, dass dabei immer die Menschen im Mittelpunkt stehen, mit all ihren Stärken und Schwächen. Patrick wollte von Ferrari erzählen, «weil das für mich zwei magische Jahre waren». Seine Geschichte ist mit Herzblut verfasst – Eindrücke, Gefühle, Erklärungen über zwei hoch emotionale Saisons in Rot.

Wir begleiten Tambay bei seinen ersten Minuten in Maranello, beim Verlust seiner WM-Chance 1983 aufgrund von Fehlern der Ferrari-Führung, Patrick spricht über seine langjährige Verbindung zum Rennfahrerkollegen René Arnoux.

Ende 1983 wurde Tambay durch den Italiener Michele Alboreto ersetzt, auch der sollte nicht Weltmeister werden. Um genau zu sein, sollte es bis ins Jahr 2000 und Michael Schumacher dauern, um wieder einen Formel-1-Champion in Rot zu sehen. Die Tifosi mussten also 21 Jahre auf einen neuen Weltmeister nach Jody Scheckter warten. Das wäre heute so, als bliebe Ferrari nach dem vorderhand letzten WM-Titel mit Kimi Räikkönen 2007 noch bis 2028 ohne Titel. Nur um das in die richtige Relation zu bringen.

Den zweiten Karrierefrühling wollte Tambay bei Renault erleben, sein zweiter Einsatz als Werksfahrer eines Autoherstellers, aber die Ausbeute war mager – Pole-Position 1984 in Dijon und Rang 2, doch lediglich elfter WM-Schlussrang. 1985 wurde Tambay zwei Mal Dritter (in Estoril und Imola), WM-Schlussrang 12. Ende 1985 verabschiedete sich Renault wieder mal von der Formel-1-Bühne.

Tambay kehrte zu seinem früheren Teamchef Carl Haas zurück, doch dessen F1-Programm mit Lola und dem Beatrice-Konzern erwies sich als Fehlschlag. Ende 1986 war die GP-Karriere von Patrick Tambay zu Ende.

Damit zur neuen Aufgabe: Auf den richtigen Rennwagen zu kommen, ist in dieser Woche gewiss kinderleicht, aber dann wird es bereits schwierig. Wo nur sind wir? Und wer nur sitzt am Lenkrad?

Wie oft bei unserem kleinen Rätsel lohnt es sich, auf jedes Detail zu achten. Die ersten Antworten sind bereits eingetrudelt – machen auch Sie mit.

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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