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Formel 1 für Memmen: «Der Witz des Jahrhunderts!»

Von Andreas Reiners
Bernd Mayländer: Kandidat für den Fahrer des Tages

Bernd Mayländer: Kandidat für den Fahrer des Tages

Die sozialen Medien sind bei aller Kritik ein schöner Stimmungs-Gradmesser in Echtzeit. Während des Brasilien-GP kochten die Emotionen hoch.

Alles begann mit dem drohenden Start des Rennens in Brasilien hinter dem Safety Car. Das Flehen via Twitter wurde nicht erhört, nach einer zehnminütigen Verzögerung musste Bernd Mayländer auf die Strecke. Und schon hagelte es Unmutsbekundungen: «Der Witz des Jahrhunderts!».

Viele wählten Safety-Car-Fahrer Mayländer gleich zum «Fahrer des Tages». Der übrigens in dieser Saison mehr Führungsrunden hat als Max Verstappen.

Die Emotionen kochten aber vor allem bei den beiden Rennabbrüchen hoch. Während der erste Abbruch nach dem Crash von Kimi Räikkönen nachvollziehbar war, hielt sich das Verständnis für den zweiten Abbruch in Grenzen.

Die Reaktionen waren geteilt: Während für die einen die Roten Flaggen aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar waren, wollten andere die Formel 1 gleich ganz begraben, titulierten die Motorsport-Königsklasse zur «Witzveranstaltung.» Oder: «Die Formel 1 ist momentan echt für Memmen».

Auch Niki Lauda hatte eine klare Meinung: «Wenn halt mehr Wasser auf der Bahn ist, verliert ein Pilot ab und an schon mal den Rennwagen aus der Kontrolle, das gehört dazu. Das sind doch die besten Rennfahrer der Welt, die sollten mit solchen Bedingungen fertig werden. Wenn ich auf der Autobahn viel Regen habe, muss ich halt langsamer fahren, basta.»

Der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende weiter: «Ich fand einfach, das Rennen wurde in Momenten neutralisiert, als die Bedingungen weniger schlimm waren als später. Ich finde, da wurden heute Fehler gemacht, und da muss man sich mit Rennleiter Charlie Whiting zusammensetzen, um das künftig besser zu machen. Rennfahrer muss man Rennen fahren lassen, auch mit schwierigsten Bedingungen müssen sie fertig werden können.»
Auch Rennsieger Lewis Hamilton wunderte sich über den zweiten Abbruch. «Die Strecke ist in Ordnung», funkte der Weltmeister.

Auch hinterher gestand der Mercedes-Pilot: «Ich habe das nicht wirklich verstanden. Als wir das Rennen wieder aufgenommen haben, blieb erst das Safety-Car ewig draußen. Und kaum war das Rennen wieder freigegeben, wurde wieder abgebrochen. Die Streckenverhältnisse waren die ganze Zeit über die gleichen, deshalb machte es für mich auch keinen Sinn, das Safety-Car einzusetzen. Wir hätten das Rennen einfach laufen lassen sollen.»
Doch Hamilton weiß auch: «Die Sicherheit geht vor und die Rennleitung hatte offensichtlich das Gefühl, hier Vorsicht walten lassen zu müssen. Und es ist niemandem etwas passiert, also war es offensichtlich die richtige Entscheidung.»

Auch WM-Leader Nico Rosberg stützt die Entscheidungen von Charlie Whiting. Der Teamkollege von Hamilton betonte auf Nachfrage: «Es war am Limit, aber die Rennleitung hat letztlich richtig entschieden. Sie haben die Lage gut eingeschätzt, aber es war heute auch ein schmaler Grat da draußen.»

Die Fans auf den Tribünen, die stundenlang im Regen standen und vor allem viel Geld für eine Karte bezahlt hatten, quittierten das Schauspiel mit Pfiffen und einem «Daumen runter». Doch die Fahrer stellten klar, dass es auf dem Kurs ein «Ritt auf der Rasierklinge» oder «am Limit» war, ein «Drahtseilakt» oder gar «Selbstmord».

War die Entscheidung der Rennleitung nun also übervorsichtig, geradezu ängstlich? Wohl eher nicht, sondern auch ein Resultat des Todes von Jules Bianchi, der in Japan 2014 im Regen schwer verunglückte und nicht mehr aus dem Koma erwachte. Die Familie hat die FIA verklagt. Das dürfte bei Charlie Whitings Entscheidung, die Autos gleich zweimal in die Boxengasse zu holen, eine große Rolle gespielt haben. Wäre in Brasilien etwas schiefgegangen, hätte er den Kopf hinhalten müssen.

Und am Ende hat er schließlich alles richtig gemacht. Denn der Rest des Rennens war alles andere als eine Witzveranstaltung. Und deshalb dominieren am heutigen Montag auch die Lobeshymnen auf Max Verstappen. Oder der emotionale Abschied von Felipe Massa. Ironischerweise während einer Safety-Car-Phase, die er selbst ausgelöst hatte

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