Formel 1: Wie mutig ist Ferrari?

Nach Fahrer-Kritik: Pirelli baut neue Regenreifen

Von Rob La Salle
​Der Mailänder Formel-1-Alleinausrüster Pirelli nimmt sich die Kritik vieler Fahrer nach dem Regen-GP von Brasilien zu Herzen. Pirelli-Entwicklungsleiter Mario Isola: «Wir arbeiten an verschiedenen Lösungen.»

Haas-Fahrer Romain Grosjean rutschte von der nassen Interlagos-Bahn, da hatte der Grosse Preis von Brasilien noch gar nicht begonnen. Der Genfer zeterte danach: «Die Regenreifen von Pirelli sind von solchen Verhältnissen überfordert. Wir müssen die Walzen unbedingt verbessern. Ich war bei meinem Crash nicht mal schnell unterwegs. Diese Regenreifen sind einfach schlechte Reifen, wir haben keine Haftung. Wir gehen enorme Risiken ein, du kannst teilweise den Wagen nicht mal auf den Geraden unter Kontrolle halten. Es ist wie ein Kippschalter, schlagartig kreiselst du von der Bahn.»

Ferrari-Star Kimi Räikkönen krachte dann in der 20. Runde des Regen-GP von Brasilien in die Mauer. Der Iceman hatte Glück im Unglück, denn die heranbrausende Konkurrenz konnte seinen Ferrari wegen der starken Gischt erst spät erkennen. Manor-Pilot Esteban Ocon schoss nur knapp am roten Renner aus Maranello vorbei. «Hölle, da hat nur ein Millimeter gefehlt», funkte der Formel-1-Rookie hörbar geschockt an die Boxenmauer. Wir malen uns lieber nicht aus, was bei einer Frontalkollision passiert wäre.

Hinterher beschwerte sich auch Kimi über die aktuellen Formel-1-Regenreifen. «Sie neigen zum Aquaplaning, selbst wenn es nicht stark regnet. Das haben wir nun schon viele Male gesagt, doch offensichtlich spielen da auch andere Faktoren wie der Belag und die Strecke eine Role. Vor zehn oder zwölf Jahren waren diese Bedingungen noch kein Problem für die Regenreifen. Das Aquaplaning ist das grösste Problem. Sobald ein bisschen Wasser auf der Strecke ist, haben wir null Grip.»

Im Rahmen der Fahrerbesprechung in Abu Dhabi sprachen die Piloten ausgiebig über die Pirelli-Regenwalzen. Die Mailänder nehmen die Bedenken der Piloten nicht auf die leichte Schulter. Mario Isola, für die Entwicklung der Formel-1-Reifen verantwortlich, stellte sich den Fragen der Piloten.

Später sagte der Italiener: «Das Grundproblem besteht darin, dass wir bei den Entwicklungstests oder an den GP-Wochenenden die Regenreifen so selten fahren. Wir brauchen mehr Testtage, um besser herausfinden zu können, wie wir ein geeigneteres Produkt machen können. Die Diskussion mit den Piloten war sehr interessant.»

Eine der möglichen Lösungen: Es wird zwei verschiedene Arten von Regenreifen geben – einen für Strecken, welche dem Reifen sehr viel abverlangen, wie Suzuka oder Silverstone; und einen für Strecken, die eine weniger raue Oberfläche aufweisen oder wo es kühler sein kann, wie Monaco oder Brasilien.

Mario Isola bestätigt: «Das sehen wir uns derzeit genau an, aber nochmals – um einen besseren Reifen zu haben, brauchen wir mehr Testfahrten.»

Pirelli hat vom Autoverband FIA und den Teams 18 Testtage innerhalb der Saison 2017 gefordert. Das ist bislang nicht abgenickt.

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