Lewis Hamilton: Wahrheit in 10 Jahren, in seinem Buch
Lewis Hamilton zündelt
Im ersten Saisondrittel 2016 hatte Formel-1-Champion Lewis Hamilton wiederholt technische Probleme mit seinem Silberpfeil. Das führte in den sozialen Netzwerken unter Hamilton-Fans zur Unterstellung, Mercedes begünstige Nico Rosberg. Einige steigerten sich sogar so ins Thema hinein, bis das Wort Sabotage fiel.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff platzte daraufhin der Kragen. «Wer uns so etwas unterstellt, ist wahnsinnig, das kann man doch nicht ernst nehmen! Wieso um alles in der Welt sollten wir selber einen Fahrer zurückbinden? Wir wollen zum dritten Mal in Folge den Marken-WM-Titel einfahren, da werden wir doch nicht freiwillig Punkte herschenken!»
«Am liebsten würde ich solche Schwachsinnsverbreiter nicht einmal ignorieren. Der Gedanke schmerzt mich, dass wir einem Mann, der für uns zwei WM-Titel eingefahren hat, absichtlich Schaden zufügen sollten. Er hat uns nie im Stich gelassen, also wieso sollten wir ihm das zuleide tun? Nein, die Wahrheit ist einfach – dies ist ein mechanischer Sport, in dem es zu Defekten kommen kann und fertig.»
Aber Lewis Hamilton hat des Öfteren im Laufe der Saison über einen Wechsel im Rennpersonal vor der Saison gesprochen. Hintergrund: Fünf seiner 2015er Mechaniker arbeiten seit Beginn der Saison 2016 am Wagen von Nico Rosberg.
In einem Interview mit Associated Press betonte der Champion, dass dies nichts direkt mit der Standfestigkeit seines Rennwagens zu tun habe, «aber so eine Veränderung kann psychologische Auswirkungen auf einen Piloten haben. Ich möchte lieber nicht weiter darauf eingehen. Doch wenn etwas geändert wird, das eigentlich gar nicht geändert werden muss, dann kann das alle möglichen Effekte haben.»
Toto Wolff liess den unterschwelligen Vorwurf nicht stehen, Hamilton werde durch diese Veränderung benachteiligt.
Der Wiener sagte in Sepang: «Ich lasse es nicht zu, dass wir zwei Teams im eigenen Rennstall haben. Wir haben kein Team Hamilton. Wir haben auch kein Team Rosberg. Eine unserer Aufgaben besteht darin, dass sich unsere Mitarbeiter entwickeln. Das schliesst mit ein, dass sie eine andere Arbeit machen. Hinter den Kulissen werden auf diese Weise ständig Posten anders besetzt.»
«Ich kann Lewis verstehen. Aber kein Fussballspieler würde José Mourinho oder Pep Guardiola sagen, mit wem sie am liebsten aufs Feld treten würden. Das ist Aufgabe des Trainers. Du spielst mit Leuten, die du mehr oder weniger magst, aber es geht darum, dass die Mannschaft gewinnt. Ich verstehe Rennfahrer, dass sie den perfekten Kokon wollen, aber wir entwickeln 1500 Mitarbeiter, nicht nur einen.»
Bei der Abu-Dhabi-Pressekonferenz von Nico Rosberg und Lewis Hamilton ist die Personalrochade erneut ein Thema, und ein weiteres Mal zündelt der Engländer: «Ihr werdet dann in zehn Jahren in meinem Buch lesen können, was genau da passiert ist. Das wird eine überaus interessante Lektüre.»
Nico Rosberg sagt zur gleichen Frage: «Wir kämpften zwei Jahre lang um Siege und Titel. Da liegt es auf der Hand, dass zwischen den beiden Boxen eine Art Trennlinie entstanden ist. Das ist aber nicht gut, wenn es um die Gesamtleistung des Teams geht. Also wurde vor der Saison 2016 entschieden, dass beim Personal ein wenig rotiert wird. Es mag stimmen, dass zu Beginn das Gefühl etwas merkwürdig war, denn du bist deinen Mechanikern nahe. Es braucht eine Weile, bis sich das alles wieder eingespielt hat. Aber aus Team-Perspektive war der Schritt richtig.»
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