Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Nico Rosberg zu Lewis Hamilton: Dreht er jetzt durch?

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach dem WM-Finale

Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach dem WM-Finale

​Weltmeister Nico Rosberg spricht beim Empfang in der Heimatstadt Wiesbaden über die dramatischen Sekunden der WM-Entscheidung in Abu Dhabi: «Ich fragte mich über Lewis – dreht er jetzt durch?»

Im Rahmen des Empfangs in seiner Heimatstadt Wiesbaden spricht Nico Rosberg nochmals über die atemlose Spannung im Abu Dhabi-GP. Der Mercedes-Star hatte vor allem wegen seines unberechenbaren Stallgefährten Lewis Hamilton ein reichlich mulmiges Gefühl.

Nico Rosberg wirkt im Wiesbaden ein wenig angeschlagen, und der Champion gibt freimütig zu: «Ich laufe derzeit nur auf 40 Prozent, nach den ganzen Partys und Empfängen und nachdem ich unmittelbar aus Kuala Lumpur in Deutschland eingetroffen bin. Da haben wir richtig die Sau rausgelassen. Ein paar Bilder habt ihr sicher auf den sozialen Netzwerken gesehen, zum Glück aber nicht alle! Viel geschlafen habe ich nicht. Ich komme mit wahnsinnigen Eindrücken in meine Heimatstadt, nicht nur wegen den Vorkommnissen von Abu Dhabi, sondern auch wegen des Ausflugs nach Malaysia, da waren wirklich Tausende, die mit mir gefeiert haben, das war so schön zu sehen.»

Zum Wochenende auf dem Yas Marina Circuit sagt Nico: «Das war schon irrsinnig intensiv. Ich hatte alles zu verlieren, Lewis nichts. Der ganze Druck lag auf mir, das war hinter der Geburt unser Tochter das intensivste Erlebnis meines Lebens. Umso schöner dann, als ich endlich die Zielflagge sah. Heute sage ich: Die Tatsache, dass der Druck so enorm war, macht den Erfolg noch süsser. Ich sehe Lewis als einen der besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten, und ihm nun den Titel wegzuschnappen, das ist eine sehr grosse Befriedigung.»

«Meiner Sache sicher konnte ich erst im Anblick der karierten Flagge sein. Es gab Moment im Rennen, da schoss mir durch den Kopf – oh Mann, das kann jetzt noch voll in die Hose gehen! Etwa dann, als mein Renningenieur Tony Ross mir ins Auto funkte: „Nico, es ist kritisch, für die WM musst du jetzt Verstappen überholen!“ So etwas willst du nicht hören. Und dann natürlich die letzten Runden, die waren auch grenzwertig.»

«Wie es Lewis Hamilton jetzt geht, weiss ich nicht. Ich kann nur sagen, wie es mir 2014 und 2015 ging, als ich gegen Lewis den Kampf um die WM verloren habe. Diese Niederlagen waren hart. 2014 ging es ja auch bis zum Finale von Abu Dhabi. Eine solche Niederlage zu verdauen, ist ganz schwierig. 2015 verlor ich in Texas erneut auf eine sehr unangenehme Art und Weise. Ich glaube, Lewis hat nun daran so hart zu knabbern wie ich damals.»

«Wie es im Kopf von Lewis aussieht, weiss ich letztlich nicht. Ich kann nur sagen: Ich habe in den letzten Rennen der Saison 2016 einen supermotivierten Hamilton erlebt, den besten Lewis, den es je gab. In Abu Dhabi stellte ich mir an Bord schon die Frage: Wie weit treibt er das noch? Dreht er jetzt komplett durch und versucht er gar mich von der Strecke ... – du weisst es ja nicht. Ich sah, was er mit allen Mitteln versuchte, das war schon heftig. Ich konnte Vettel und Verstappen hinter mir sehen. Ich wusste genau: Wenn ich jetzt auch nur den kleinsten Fehler mache, dann ist die Arbeit eines ganzen Jahres umsonst. Das war Wahnsinn.»

Nun begegnen sich Rosberg und Hamilton auch mit dem Titel des Weltmeisters auf Augenhöhe. Wird das etwas ändern? Nico: «Ich schliesse das nicht aus, aber schwierig wird es auch in den nächsten Jahren bleiben. Wenn du im gleichen Auto um Siege und Titel fährst, dann ist es fast unmöglich, eine gute Beziehung zu haben. Dazu ist die Rivalität viel zu kompliziert und intensiv. Was uns hier hilft, dass dank unserer Karttage in jungen Jahren immer noch dieser Grundrespekt da ist. Bei mir ist das jedenfalls sicher noch da, und ich spüre das auch von ihm. Das hilft dann jeweils in den schwierigen Momenten.»

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