Neues Rätsel Racing-Raritäten: Schlecht getarnt
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Zur Auflösung der Vorwoche – wir hatten geschrieben: «Das Bild stammt ganz offenbar aus einer Zeit, in welcher mit der Sicherheit fahrlässig umgegangen wurde. Wie die Formel 1 am betreffenden Rennwochenende auf schmerzhafte Weise erleben musste. Der Fahrer selber: ein absoluter Exot, unterwegs für eine tolle Marke.»
Die Bemerkung mit der Sicherheit bezog sich natürlich auf das Fehlen jeglichen Prallschutzes, von Auslaufzonen ganz zu schweigen. Wir sehen viel Wiese, viel Wald, einen Erdwall. Das führte zu einigen Lösungen wie Spa-Francorchamps oder Nürburgring. Aber der Hinweis mit dem schmerzhaften Ausgang des Wochenendes sollte verstanden werden als – wir sind in Rouen (Frankreich), und das Rennen 1968 kostete Jo Schlesser das Leben. Der Franzose kam mit seinem schwer zu bändigenden Honda von der regennassen Bahn ab, der Wagen ging in Flammen auf. Das Magnesium-Chassis war nicht zu löschen, die Ordnungskräfte waren zudem (wie so oft damals) am heutigen Stand gemessen jämmerlich ausgerüstet.
Der Fahrer, den wir auf unserem Foto sehen, ist Georges-François «Johnny» Servoz-Gavin, die tolle Marke bezieht sich auf seinen Cooper-Rennwagen.
Wir haben Servoz-Gavin deshalb als Exot bezeichnet, weil seine Karriere einen ungewöhnlichen Verlauf nahm und der Franzose auf alle Konventionen pfiff. Der Grenobler kam über die Stationen Rallye, Formel 3 und Formel 2 in den GP-Sport. Bei Matra sprang er 1968 in Monte Carlo für den verletzten Jackie Stewart ein, stellte sein Auto sensationell in die erste Startreihe, leistet sich dann aber einen Fehler, touchierte eine Leitschiene, dabei ging die Halbwelle seines Autos zu Bruch, aus.
Auch 1969 kam er für Matra nur sporadisch zum Einsatz, wurde in Kanada Sechster, was ihm eine historische Fussnote einbrachte: Servoz-Gavin ist der einzige Fahrer, der mit einem Allradrenner einen WM-Punkt erobern konnte.
Im Winter 1969/1970 zog er sich bei einem Offroad-Ausflug eine Verletzung am Auge zu. Sehstörungen und die vielen Unfälle seiner Fahrerkollegen führten zum frühen Rücktritt nach dem Training zum Monaco-GP 1970, wo er ein weiteres Mal mit der Leitschiene in Kontakt kam. Mit 28 Jahren war für ihn Schluss.
Servoz-Gavin führte ein Zigeunerleben, vor und nach der Formel 1. Seine Autobiographie, in welcher er schonungslos über seine Ausschweifungen berichtet (Alkohol, Frauen, Drogen), wäre heute ein ausgemachter Skandal und ein gefundenes Fressen für Anwälte.
Der Franzose lebte lange auf einem Hausboot, dort zog er sich 1982 bei einem Unfall mit einer Gasflasche schwere Verbrennungen zu. Nach längerer Krankheit verstarb er in Grenoble 2006 an einer Lungenembolie.
Damit zur neuen Aufgabe: Die GP-Rennställe haben heute die Vorgabe, dass beide Autos in einheitlicher Lackierung fahren müssen – und zwar das ganze Jahr über. Ein so frecher Auftritt wie auf unserem Rätselfoto, mit einem Design, das an Tarnfarben erinnert, wäre heute nicht mehr möglich. Der Hintergrund dieser Lackierung war aber genau das Gegenteil von Tarnen.
Wer ist der Fahrer? Wo und wann ist das Bild entstanden? Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!