Max Verstappen: Ayrton Senna ist nicht sein Idol
Max Verstappen, ein Star zum Anfassen
Vor mehr als 25 Jahren begann in Spa-Francorchamps das Formel-1-Phänomen Michael Schumacher, in Form seines GP-Debüts bei Jordan. Ein Jahr später gewann Schumacher, nun im Benetton, in Belgien seinen ersten Grand Prix, das grösste Fan-Magnet der Formel 1 begann, seine Anziehungskraft voll zu entfalten. Zehn Jahre später waren die Ardennen fest in deutscher Hand – auf den Tribünen: ein Meer von Rot.
Anno 2016 erkannten wir auf der belgischen Traditionsstrecke ähnliche Tendenzen. Statt tausender Rotkäppchen für Schumi sahen wir nun jedoch Oranje-Hemden für Max Verstappen. Der 19jährige Red Bull Racing-Pilot und Spanien-GP-Sieger lockte niederländische Fans in Scharen nach Spa-Francorchamps. Kurz vor dem dritten freien Training meldete damals die belgische Polizei: Neun Kilometer Stau bei der Ausfahrt Francorchamps! Selbst vom Pressesaal aus waren die Massen auf der Autobahnbrücke zu sehen.
Die Schätzungen variierten ein wenig, aber Jos Verstappen (44) meinte zum Rummel um seinen Sohn: «Wenn das so weitergeht, würde ich mich nicht wundern, wenn sich 50.000 Niederländer auf die Socken machen, um Max bei einem Rennen zu sehen.»
Schwer zu sagen, wo Max Verstappen ohne seinen Vater Jos heute wäre. Der frühere Arrows- und Tyrrell-Pilot Jos hat seinen Jungen konsequent gefördert, aber die männliche Version einer Eislaufmutti war Jos nicht. Für Verstappen senior war es ganz wichtig: «Es war Max selber, der die Initiative ergriff. Er war viereinhalb Jahre alt, als er uns eröffnete, er wolle Kart fahren. Damals war ich noch in der Formel 1, bei Arrows. Klar hatte ich selber auch schon daran gedacht, ihn in ein Kart zu setzen, aber eigentlich wollte ich damit noch ein wenig warten. Ich dachte mir damals, wenn er sechs Jahre alt ist, dann versteht er alles etwas besser, aber nein, Max machte ziemlich unmissverständlich klar, dass er ein Go-Kart haben wollte und zwar jetzt.»
Zwei Jahre später begann Jos Verstappen seinen Sohn gezielt zu fördern: «Da gab es eine Situation, da war Max sechs Jahre alt. Schnell war er im Kart schon vorher gewesen. Als Sechsjähriger war er Gleichaltrigen weit voraus. Aber in diesem Alter musste er gegen Fahrer antreten, die acht, neun oder zehn Jahre alt waren. Da war er ein wenig langsamer. Der grosse Schritt kam eines Tages, als unsere belgische Kartstrecke Genk, wo wir zumeist an der Arbeit waren, geschlossen war. Also fuhren wir weiter zu einer Bahn, die Max kaum vertraut war. Max war dort sofort konkurrenzfähig. Ich musste ihm gar nicht mehr viel über die Linien in den verschiedenen Kurven sagen. Da dachte ich – jetzt hat er es verstanden. Als wir dann zurück waren auf der Hausbahn Genk, war dieser markante Schritt nach vorne ebenfalls zu sehen.»
Das schönste Kompliment für die jahrelange Arbeit von Jos Verstappen hat Max seinem Vater im Rahmen der Skirennen von Kitzbühel gemacht. Frage der Journalisten: Welcher der grossen Racer ist für Max Verstappen ein Idol? Senna vielleicht? Oder Schumacher? Da antwortete der WM-Fünfte von 2016: «Mein Idol ist nicht Senna, mein Idol war immer mein Vater.»
Heute ist Max Verstappen drauf und dran, selber ein Idol zu werden – vor allem junge Zuschauer begeistert der 19-Jährige mit seiner unbekümmerten Art. Beim Ausbau der Formel 1 unter der Führung von Liberty Media wird der junge Verstappen eine ganz elementare Rolle spielen.
Und Max bleibt keck, genau in der Art, wie ihn die Fans auf und neben der Strecke lieben. Klar wird der Red Bull Racing-Pilot entlang der Skipiste von Österreich auf die Ziele für 2017 angesprochen, und der junge Verstappen unterstreicht: «Das Ziel besteht darin, um den WM-Titel mitzukämpfen. Das neue Auto erfüllt uns mit Zuversicht, und nicht zuletzt dank weiteren Fortschritten von Renault sollten wir Mercedes ziemlich nahe kommen. Aber auch Ferrari wird alles daran setzen, konkurrenzfähig zu sein – das könnte eine ziemlich interessante Weltmeisterschaft werden.»