Fahrer-Mangel: Formel-1-Aufsteiger bringen GP2 in Not
Nach Formel-1-Talent Max Verstappen steigt nun mit Williams-Aufsteiger Lance Stroll ein weiterer Nachwuchsfahrer in den GP-Zirkus ein, ohne zuvor die GP2-Meisterschaft bestritten zu haben. Die beiden Teenager sind nicht die Einzigen, die auf einen Start in der teuren Junioren.Serie verzichten.
So stieg etwa Mercedes-Neuzugang Valtteri Bottas seinerzeit direkt aus der GP3-Serie in die Königsklasse auf, genau wie Toro Rosso-Pilot Daniil Kvyat. Auch Mercedes-Junior Esteban Ocon, der in diesem Jahr im Force India-Auto um WM-Punkte kämpfen soll, war nie in der GP2 unterwegs. Nachdem der 20-jährige Franzose den GP3-Titel gleich auf Anhieb erobern konnte, wechselte er in die DTM, bevor er nach der Sommerpause das Formel-1-Cockpit von Rio Haryanto übernehmen durfte.
Dieser Trend bereitet den GP2-Teamverantwortlichen Sorgen, wie Svetlana Strelnikova im Gespräch mit den Kollegen von «Autosport.com» bestätigt. Die Teamchefin der GP2-Nachwuchsschmiede Russian Time erklärt: «Viele versuchen, die GP2 auszulassen und beispielsweise direkt aus der Formel 3 in die WM einzusteigen. Das erschwert uns die Arbeit, denn es ist nicht klar, wie das funktionieren soll. Welches System wird da aufgebaut?»
«Wenn man direkt vom Kindergarten in die Formel 1 aufsteigen kann, welchen Sinn machen dann die anderen Meisterschaften? Zuvor gab es ein System, das viele Jahre funktioniert hat. Du bist von den Karts in eine kleinere Formelsport-Serie aufgestiegen, dann in die Formel 3 gewechselt und schliesslich stand entweder die Formel Renault 3.5 oder die GP2 auf dem Programm», klagt die Teamchefin.
Und Strelnikova fügt an: «Doch nun, wenn die Leute direkt aus der Formel 3 aufsteigen, fragt man sich schon, ob Meisterschaften wie die GP2 und die Formel-Renault-Nachfolgerserie V8 3.5 überhaupt noch gebraucht werden. Selbst die V8 3.5 ist für einige Fahrer zu teuer geworden, und bei uns sind die Kosten noch höher.»
«Es ist schwierig, Fahrer zu finden. Und in einem Jahr soll ein neues Auto kommen. Das verstärkt die Unberechenbarkeit, und die Teams mögen das gar nicht. Es ist eine Frage des Geldes. Man muss neue Autos und Teile kaufen, und das erfordert ein grosses Budget. Ohne finanzielle Unterstützung des Fahrers kann man das nicht finanzieren», betont Strelnikova weiter.