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Jacques Villeneuve: «Fernando Alonso hat eben Eier»

Von Mathias Brunner
​Die Bemerkung von Formel-1-Champion Jacques Villeneuve passt zum Osterwochenende: «Fernando Alonso hat eben Eier.» Der knackige Satz des Kanadiers bezieht sich auf den Indy-500-Start von Fernando.

Es ist interessant, hier in Bahrain zu verfolgen, wie Fernando Alonso die Meinungen spaltet: Die einen bewundern die Entscheidung des Spaniers, Ende Mai beim Indy 500 anzutreten, sie finden das eine tolle Geschichte für den Motorsport. Andere halten die McLaren-Führung für übergeschnappt, den Star-Fahrer einem solchen Risiko auszusetzen. Denn eines wissen wir alle: Das 500 ist keine gemütliche Kaffeefahrt.

Fernando Alonso will herausfinden, ob er die drei grössten Rennen der Welt gewinnen kann – Monaco, Indy, Le Mans. Nur dem Engländer Graham Hill ist das bislang gelungen.

Der Kanader Jacques Villeuve hat in Monaco nie gesiegt. Aber es gibt ja auch das grosse Rennsport-Triple Formel-1-WM-Titel, Indy-500-Triumph und Le-Mans-Sieg – und da kann der Kanadier zwei von drei vorweisen, dank seines 500-Sieges von 1995 und dem F1-WM-Titel 1997.

Villeneuve sagt im Fahrerlager von Bahrain zur verblüffenden Ankündigung von McLaren und Alonso: «Fernando hat eben Eier. Ich verstehe nicht, wenn die Leute behaupten, das Risiko sei zu hoch. Ich meine, wir haben jedes Jahr 33 Piloten am Start und eine Menge Piloten, die sich die Finger danach lecken, in Indy zu fahren. Also kann das Risiko nicht zu hoch sein. Entweder bist du ein Racer oder eben nicht. Aber was mir aufgefallen ist – wir erleben in Indianapolis im Verhältnis weniger Bezahlfahrer. Und warum nicht? Weil Papa natürlich nicht will, dass dem Sohnemann etwas passiert, und in Indy kann eben viel passieren.»

Fernando Alonso selber zuckt zu aller Kritik über seinen Indy-Start nur mit den Achseln: «Ich hatte mir schon ausgerechnet, wie einige Leute reagieren würden. Dass viele Fahrer sagen, sie würden Monaco nie sausen lassen. Und dass viele Teams sagen, sie würden ihre Piloten niemals in Indy antreten lassen. Mir war klar, dass es kritische Stimmen aus der Formel 1 geben würde. Denn Indy wird grössere Aufmerksamkeit zuteil, da ist ein wenig Eifersucht seitens der Formel 1 nachvollziehbar.»

Die Mutter aller Fragen: Wie stark wird Fernando Alonso beim Indy 500 sein?

Einer, der die Antwort zu kennen glaubt, ist Oriol Servia. Der heute 42jährige Spanier ist 2011 Gesamtvierter der IndyCar-Serie geworden, bei acht Starts im Indy 500 hat er 2012 Rang 4 an Land gezogen. Gegenüber unseren Kollegen vom Magazin Racer sagt der Katalane: «Unterm Strich ist Indy auch nur eine Rennstrecke mit vier schnellen Kurven. Einigen Piloten fällt es leichter, sich an Indy zu gewöhnen als anderen. Ich glaube, Alonso wird es mögen. Sobald er sich an alles gewöhnt hat, wird er überrascht sein, wie viel Spass Ovalfahren macht.»

Servia weiter: «Für mich fühlte sich alles ganz natürlich an. Mein erster Test fand damals in Miami statt, und ich war auf Anhieb Zweitschnellster. Meine erste Quali war in Nazareth und ich war ebenfalls Zweiter. Ich sehe keinen Grund, warum sich Alonso in Indianapolis unwohl fühlen sollte.»

Oriol, der auch 2017 beim 500 antritt (es wird sein 200. Start im IndyCar-Sport), meint weiter: «Es klingt seltsam, weil wir alle wissen, wie hoch die Geschwindigkeiten in Indy sind, aber im Cockpit muss alles gewissermassen in Zeitlupe passieren. Du musst extrem vorausschauend fahren, sehr berechnend, die Art und Weise, wie du Hände und Füsse bewegst, das ist alles mit Bedacht und sehr behutsam.»

«Nach zwei Tagen wird sich Alonso an den Speed gewöhnt haben. Was etwas mehr Zeit benötigen wird, das ist der Verkehr. In der Formel 1 fährst du ab und an hinter einem Gegner her, in Indy steckst du ständig im Verkehr. Du musst wissen, wie du dein Auto hinter dem Gegner positionierst, um genügend Luft auf deinen Frontflügel zu erhalten. Auch hier musst du vorausblicken. Im Fokus muss nicht der Gegner vor dir sein, sondern die Rennsituation drei, vier Autos vor dir. Ich halte Fernando für einen der schlausten Jungs, ich bin sicher, er wird das schon austüfteln.»

Und Oriol sagt das Gleiche wie Villeneuve: «Ich finde, Fernando gebührt der grösste Respekt für diese Entscheidung. Sich auf so etwas einzulassen, das braucht gewaltige Eier.»

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