Claire Williams: «Gebt Lance Stroll mehr Zeit!»
In der Formel 1 wird derzeit über Williams gespottet: Wie soll ein Einwagen-Team WM-Rang 5 verteidigen? Wo doch der Kampf im Mittelfeld härter denn je ist? Felipe Massa hat mit Rang 6 in Australien bislang die Kastanien aus dem Feuer geholt, sein junger Stallgefährte Lance Stroll steht punktelos da und ist in der WM Letzter, nach zwei Ausfällen. Im dritten freien Training zum Bahrain-GP musste sich der erst 18jährige Kanadier von Veteran Massa gleich eine Sekunde aufpacken lassen, der Brasilianer war Sechster, Stroll ist auf Rang 14 zu finden. In manchen Trainings fällt auf, dass Stroll das Tempo des WM-Zweiten von 2008 nicht mitgehen kann.
Stroll hat mit seinem Crash im Testwinter Williams einen Tag (und viel Geld) gekostet, er hat sein Auto in Melbourne geschrottet und war auch in Shanghai nicht fehlerfrei.
Einst galt in der Formel 1 die Faustregel: Im ersten Jahr soll ein Fahrer in Ruhe sein Handwerk lernen, so richtig über ihn geurteilt wird erst in der zweiten Saison. Aber so viel Zeit hat im modernen GP-Sport niemand. Ein paar schlechte Wochenenden in Folge, und schon wird gnadenlos darüber spekuliert, wann wohl die Zeit des betreffenden Piloten ablaufe. Bestes Beispiel: Jolyon Palmer bei Renault.
Mit der Familie Stroll und Williams ist die Sachlage ein wenig anders. Papa Lawrence Stroll ist eine finanzielle Stütze des Teams. Ohne den kanadischen Unternehmer müsste das Traditions-Team den Gürtel sehr eng schnallen.
Zur Kritik an Lance Stroll sagt Teamchefin Claire Williams in Bahrain: «Ich verstehe, dass die Leute Bedenken haben, wenn ein Team wie Williams einen Rookie ins Auto setzt. Aber wir stehen noch ganz am Anfang von Lances Entwicklung. Wir finden – er hat sich sehr gut in die Formel 1 eingelebt.»
«Die Leute führen als Argument seine zwei Nuller ins Feld, aber sie erwähnen dabei nicht – beide Ausfälle von Stroll gehen nicht auf seine Kappe. Fakt ist auch, dass Lance in Shanghai an seinem zweiten GP-Wochenende schon der Sprung in die Top-Ten gelungen ist und dies, nachdem er am Freitag wegen der bekannten Probleme mit dem Rettungs-Heli wie alle Anderen kaum zum Fahren gekommen war. Wir bei Williams sehen die Situation nicht so negativ.»
«Wir sind der Meinung, dass Lance seinen Platz verdient. Und wir werden ihm genügend Zeit lassen, um sich zu entwicklen. Wenn wir nicht daran glauben würden, dass er in die Punkte fahren kann, dann hätten wir ihn auch nicht verpflichtet. Die Leute sollten daran denken, was er alles lernen muss. Ich finde er hat das alles bislang gut gemacht. Gebt ihm ein wenig Zeit.»