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Lewis Hamilton–Sebastian Vettel: Die Sieger-Strategie

Von Mathias Brunner
Mercedes-Chefstratege James Vowles spricht darüber, wie die dreifachen Weltmeister beim Spanien-GP Ferrari ausgetrickst haben. Dank einer tollen Strategie brachte Mercedes Hamilton ganz nahe an Vettel ran.

James Vowles hat bei Mercedes nicht das letzte Wort, das liegt bei Teamchef Toto Wolff. Aber der Engländer ist jener Mann, der für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas die vielversprechendsten Strategien ausheckt, unterstützt von seinem verlässlichen Team. So auch in Spanien, wo diese hellen Köpfe mithalfen, dass Lewis Hamilton dicht an Sebastian Vettel herankam, was es ihm erlaubte, den entscheidenden Angriff auf den Ferrari-Piloten zu starten.

James Vowles erzählt zum turbulenten Spanien-GP: «Sebastian Vettel hielt verhältnismässig früh zum ersten Stopp an. Er hatte einen schönen Vorsprung herausgefahren, während Lewis alles gab, um ihm so dicht als möglich auf den Fersen zu bleiben. Wir haben dann versucht, Ferrari ein wenig in die Irre zu leiten. Mit Lewis gab es Funksprüche, die darauf hinweisen sollten, dass wir Leader Vettel zu unterschneiden versuchen, der so genannte „undercut“, dass wir also früher reinkommen als der Führende.»

«Wir hofften, dass Ferrari darauf reagiert und selber früh reinkommt, um eben solch einen Undercut zu vermeiden. Vettel kam tatsächlich früh rein, schaffte es aber an Daniel Ricciardo vorbei, das war ganz entscheidend, weil das wiederum uns unter Druck setzte.»

Vettel hatte inzwischen die Hürde Ricciardo überwunden, aber nun tauchte er im Rückspiegel von Valtteri Bottas auf, und es wurde schnell klar, dass der Finne keine Lust hatte, seinen Platz ohne einen Kampf preiszugeben.

James Vowles weiter: «Die Rolle von Bottas war ganz wichtig für den weiteren Verlauf des Rennens. Wir sahen ja später, als Vettel wirklich im Hundertstelsekundenbereich neben Hamilton auf die Bahn zurückkam, wie eng es in diesem Rennen zu und her ging. Alles war da wichtig, auch Bottas, der Vettel einige Runden lang aufhielt.»

«In Runde 21, also sieben Runden nach Vettel, holten wir Lewis rein und gaben ihm die mittelharten Pirelli. Die mittelharte Mischung deshalb, weil wir zwar wussten, dass die weiss markierten Reifen nicht so schnelle Runden erlauben wie die weichen Pirelli, aber wir haben ja im Reglement die Vorgabe, dass wir mit beiden Mischungen mindestens einmal fahren müssen. Uns war klar, zu diesem Zeitpunkt des Grand Prix mussten wir etwas Anderes machen als Ferrari, sonst würden wir es nie schaffen, dass Lewis den Sebastian einholt.»

Die Chance kam durch eine virtuelle Safety-Car-Phase, da behielten Vowles und seine Kollegen einen kühlen Kopf. Viele Teams brachten ihre Fahrer sofort rein, Mercedes wartete. «Wir wussten – wenn wir Hamilton sogleich reinbringen, dann wird Ferrari reagieren. Aber das würde auch bedeuten: Es bliebe beim Unterschied von sieben oder acht Sekunden zwischen ihm und Hamilton. Der Rest ist ein wenig Mutmassen. Wir mussten ungefähr abschätzen, wann die virtuelle Safety-Car-Phase enden würde. Wir wollten uns in eine Position bringen, Hamilton reinzuholen, ohne dass Ferrari sofort reagieren kann.»

«Wir sahen, dass Vettel draussen bleibt. Das erzeugte für uns eine Gelegenheit. Wir haben nicht nur Leute an der Strecke, die alle Varianten durchspielen, sondern auch im Werk. Aber für die perfekte Strategie sind immer auch gehörige Portionen Vermutung und Glück wichtig. Wir haben das Ende der Safety-Car-Phase richtig eingeschätzt, Hamilton reingeholt als Vettel nicht reagieren konnte, will heissen – Lewis konnte davon profitieren, dass Sebastian noch mit gedrosseltem Tempo fahren musste, er selber konnte nach dem Stopp aber Vollgas geben.»

«Wir funkten dann Lewis an, um ihm zu sagen, dass er auf seiner ersten Runde nach dem Reifenwechsel wirklich alles geben muss, um auf gleiche Höhe mit Seb zu kommen, er tat das, und wie wir dann erlebt haben, fuhr Vettel fast Nase an Nase mit dem Auto von Hamilton auf die Piste zurück. Das war wirklich hochdramatisch, nicht nur für die Fans, auch für uns.»

«Lewis hatte nun den Vorteil, dass er mit den weicheren Reifen Vettel unter Druck setzen konnte, der seinerseits nun mit der mittelharten Mischung unterwegs war. Lewis konnte Vettel jagen und ihn überholen. Aber das alles wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn wir in Sachen Strategie nicht das Richtige getan hätten – dank viel Hirnschmalz und auch einer schönen Portion Glück.»

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