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Fernando Alonso vor Indy 500: «Alle haben Chancen»

Von Mathias Brunner
​Gelingt Fernando Alonso an diesem 28. Mai 2017 das scheinbar Unmögliche? Sieg beim Indy 500, diesem grossen Ziel hat sich der Spanier verschrieben. Er geht die Herausforderung demütig an.

Sonntag, 28. Mai 2017, bietet zwei absolute Rennsport-Highlights: In Monte Carlo wird der prestigeträchtigste aller Grand Prix ausgetragen, Start am 14.00 Uhr. Ein wenig mehr als vier Stunden später machen sich die IndyCar-Piloten auf die 500-Meilen-Reise im Indianapolis Motor Speedway, Lokalzeit Indy 12.19 Uhr, das ist 18.19 in Europa.

Alle Augen sind in Amerika auf Fernando Alonso gerichtet. Der 35jährige Spanier hat mit seinem bisher überaus eindrucksvollen Einsatz im IndyCar-Sport viele zusätzliche Fans gewonnen.

Indy-Veteranen wie Scott Dixon oder Helio Castroneves wunderten sich nicht wenig, welches Medieninteresse sich auf den 32fachen GP-Sieger kanalisiert.

Alonso selber geht die Herkulesaufgabe Indy-500-Sieg in aller Bescheidenheit an: «Ich weiss, dass mir die anderen Fahrer viel voraus haben. Es ist das Eine, im Honda-Rennsimulator zu sitzen, es ist etwas ganz Anderes, im Pulk auf der echten Bahn zu fahren. Ich werde gewisse Lektionen im laufenden Rennen lernen müssen. Aber ich muss mir nichts vorwerfen – ich hätte nicht noch mehr arbeiten können, um mich auf das erste Indy 500 vorzubereiten. Ob das für ein gutes Ergebnis reicht, das ist hingegen eine ganz andere Frage.»

Alonso musste lachen, als ihn die Journalisten darauf ansprechen, dass er in gewissen Wettbüros in Las Vegas als Favorit gehandelt wird: «Indy ist verrückt. Eine Chance haben fast alle. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Fahrer, der vom, sagen wir 26. Platz losgefahren ist, nach einer halben Stunde führt. Aber ich mache mir nichts vor: Natürlich ist meine Siegchance kleiner als für einen erfahrenen Indy-Piloten. Wenn ich eine Chance sehe, dann will ich sie packen. Aber ich tue das mit einem Riesenrespekt vor dieser Rennstrecke und auch vor meinen 32 Kollegen.»

«Einen Plan habe ich nicht. In Indy brauchst du viel Geduld. In der Formel 1 weiss ich – eine bessere Gelegenheit, um schlagartig Plätze gutzumachen, als die erste Runde, die gibt es nicht. Indy ist komplett anders. Wichtig ist, dass du in einen Rhythmus kommst, dass du im Laufe des Rennens eine gute Abstimmung findest. Darauf kommt es an, nicht auf die Platzierung nach Runde 1.»

«Ein starkes Element in Indy ist die Unwägbarkeit: Du kannst weniger berechnen, was passieren wird als an einem GP-Wochenende. Wenn auf Indy der Montreal-GP folgt, dann weiss ich – vorne sind die Renner von Ferrari und Mercedes, mit Red Bull im Windschatten, dann beginnt mit Force India ein dichtes Mittelfeld. Aber du weisst ungefährt, wie das ablaufen wird. Das ist in Indy ganz anders. Da ist wirklich fast alles möglich. Hier hast du zwanzig Fahrer, die eine gute Chance haben, das Rennen zu haben. Und das garantiert automatisch Spannung und eine gute Show.»

«Dass ich es letztlich geschafft habe, aus den ersten zwei Startreihen ins Rennen gehen zu können, das hat mich gefreut und auch ein wenig überrascht. Auf der anderen Seite: Es gibt kein Rennen der Welt, auf das ich mich so intensiv hätte vorbereiten können. Das hat mir unendlich geholfen. Elementar war auch die Arbeit meines ganzen Teams, samt meiner Stallgefährten. Ich hatte jede erdenkliche Hilfe, und dafür bin ich dankbar, ich bin hier von allen mit offenen Armen empfangen worden. Besonders die Eindrücke von Takuma Sato und Alexander Rossi sind für mich von unschätzbarem Wert gewesen, weil sie wie ich den Schritt von der Formel 1 nach Indianapolis gemacht haben.»

«Das ist eine unfassliche Erfahrung für mich, am glücklichsten bin ich aber bei allem Trubel, wenn ich dann im Auto sitze. In der Formel 1 haben wir unheimlich komplexe Fahrzeuge, das wird gerne ein wenig vergessen. Daher verbringen wir so viel Zeit in den ganzen Besprechungen mit den Ingenieuren. Im IndyCar-Sport sind die Autos ein wenig einfacher, das gibt Zeit frei, welche die Fahrer mit den Fans verbringen können. Das Drumherum ist ganz anders als die Formel 1, gewiss etwas entspannter. Das finde ich erfrischend.»

«Indy 500, das ist eine so umwerfende Veranstaltung, mehr als 300.000 Fans, diese Autos, die Atmosphäre, die Historie, das ist alles einmalig, und ich bin wirklich stolz, dass ich Teil eines solch grandiosen Autorennens sein darf. Aber das alles ist vergessen, wenn ich ins Auto steige. Dann will ich als Racer das bestmögliche Ergebnis herausholen – mit dem Traum, das Indy 500 zu gewinnen.»

«Es ist egal, wie dieses Rennen ausgeht: Ich werde Indy nicht enttäuscht verlassen. Weil mir niemand diese ganzen Eindrücke nehmen kann.»

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