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Fernando Alonso (McLaren): Seine Taktik fürs Indy 500

Von Mathias Brunner
Johnny Rutherford und Fernando Alonso

Johnny Rutherford und Fernando Alonso

​Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso ist der Mittelpunkt des traditionellen Medientags vor dem Indy 500 (28. Mai). Der Spanier kündigt an, wie er beim grössten Autorennen der Welt vorgehen will.

McLaren-Honda-Star Fernando Alonso hat bislang in Indianapolis fast alles richtig gemacht, wie die Indy-Legenden Mario Andretti und Johnny Rutherford anerkennen. Vom dreifachen Indy-Sieger Rutherford erhielt der Spanier die Auszeichnung für den bisher besten Neuling. Die 5000 Dollar sind für den Multimillionär aus Spanien ein Pappenstiel, aber der 32fache GP-Sieger strahlte dennoch übers ganze Gesicht – es ist die Anerkennung, die ihm in Indianapolis entgegengebracht wird, die macht ihn glücklich.

Beim traditionellen Medientag gibt es einen Star, den Indy-Neuling aus dem fernen Europa. Den US-Amerikanern macht nicht nur Eindruck, wie klug und mit welchem Talent sich Alonso an seine Aufgabe gemacht hat, sie schätzen auch seine Demut und seine Hochachtung vor der gewaltigen Historie von Indianapolis.

Der Medientag wurde zur Alonso-Show, mit 32 anderen Piloten als Beiwerk. Neben ihm sassen, schon fast einsam, die Indy-500-Sieger und IndyCar-Champions Scott Dixon und Helio Castroneves, die in einer Mischung aus Amüsement und Verwunderung beobachteten, wie sich die Medienvertreter um Wortspenden von Fernando balgten.

Der Neuseeländer Dixon grinst: «Ich kann das schon verstehen, ich meine, Fernando ist einer der besten Piloten, die in der Formel 1 angetreten sind. Ich finde es klasse, dass er bei uns fährt.»

McLaren-Direktor Zak Brown hat Alonso nach Amerika begleitet, der Kalifornier hält fest: «Alonso in Indy, das ist eine Story, die gut für alle ist. In der Formel 1 wird über Indy gesprochen. Hier in Indy wird über die Formel 1 gesprochen. Das Rennen findet international noch mehr Beachtung.»

Pressekonferenzen sind nicht unbedingt die Lieblingsbeschäftigung von Fernando Alonso. In Indy wurde er eine Stunde lange ins Kreuzverhör genommen, und auch sonst hat der Weltmeister von 2005 und 2006 ein dichtes Programm.

Heute Freitag 26. Mai ist «Carb Day» (für «carburetion day», eine Wortleiche aus der Vergangenheit, als bei diesem Sondertraining die Vergaser fürs 500 eingestellt wurden). Es ist vor dem Rennen die letzte Gelegenheit, auf die Piste zu gehen. Am Samstag die grosse Parade durch die Stadt. Dazu gibt es viele Auftritte für Sponsoren und unzählige Autogrammwünsche. Der Brasilianer Tony Kanaan lacht am Medientag: «Ich glaube, Fernando ist ein wenig auf die Welt gekommen, was unsere Arbeit hier angeht. Überdies kommen uns hier die Fans viel näher als den Formel-1-Fahrern.»

Fernando selber meint dazu: «Der Kontakt mit den Fans macht Spass. Aber ich weiss nicht, ob das in dieser Art bei uns so funktionieren würde.»

Kern aller Fragen für Fernando Alonso: Kann der Spanier das Unmögliche möglich machen und beim ersten Einsatz das Indy 500 gewinnen?

Fernando holt aus: «Für den Beginn des Rennens habe ich keinen Plan. In der Formel 1 weisst du genau – die erste Runde bietet eine grosse Chance Plätze gutzumachen, danach wird es schwieriger. Entsprechend aggressiv fährst du. Das ist hier anders. Aber ich würde ich nicht sagen, dass ich auf Nummer sicher gehe. Wenn ich Rennen fahre, setze ich alles auf eine Karte, das ist auch hier so. Wenn ich eine Gelegenheit sehe, dann ergreife ich sie. Aber mir ist klar, wie lange dieses Rennen ist und wie du auch Geduld haben musst, wie du dich der Entwicklung eines 500 anpassen musst. Ich bleibe für alles offen. Sollte ich Ränge verlieren, ist das kein Grund zur Sorge, das Rennen ist lange genug, um zu einem späteren Zeitpunkt konkurrenzfähig zu sein. Wenn ich aber zu Beginn des Rennens spüre, dass ich gut mithalten kann, dann werde ich versuchen, da vorne zu bleiben.»

Zur Erinnerung: Seit seiner Zeit als Kartfahrer hat Alonso keinen rollenden Rennstart mehr gezeigt, er hat in einem IndyCar noch nie einen Re-Start gefahren und besitzt keine Erfahrung mit einem Boxenstopp im Getümmel von zwanzig anderen Autos.

Das Indy 500 ist für Fernando Alonso «ein Schritt ins Ungewisse, vielleicht der erste dieser Art seit meinem Einstieg in die Formel 3000 vor siebzehn Jahren. In der Formel 1 weisst du nach einer gewissen Zeit, was deine Stärken und Schwächen sind. Aber in der Formel 1 hast du auch ein krasses Gefälle, was die Konkurrenzfähigkeit der Autos angeht, die Stärke der Motoren, die Art und Weise, wie ein GP-Rennwagen mit den Reifen umgeht. Hier in Amerika ist das alles viel ähnlicher, daher haben so viele Fahrer eine Siegchance. Und daher fiebten die Fans diesem Rennen auch so entgegen.»

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