Ecclestone schießt zurück: Formel 1 wie Starbucks
Bernie Ecclestone
Der neue Formel-1-CEO Chase Carey spart nicht mit Kritik, wenn es um die Entscheidungen seines Vorgängers Bernie Ecclestone geht. Zuletzt erklärte er auf die Frage, warum er dem Indy-500-Gastspiel des McLaren-Honda-Stars Fernando Alonso zugestimmt hat: «Unter Bernie Ecclestone war die Formel 1 ein Geschäft, das zu allem nein gesagt hat. Wir wollen nun sehr viel mehr zulassen.» Daneben sei der Sport bislang nicht vermarktet worden, die sozialen Medien seien vernachlässigt worden. Ecclestone habe immer nur kurzfristige Lösungen im Blick gehabt, so Carey.
Ecclestone, der von den neuen Besitzern eher unelegant entmachtet worden war, ist der Ärger ob der Kritik deutlich anzumerken. Der Brite legte nun in der Welt am Sonntag nach. «Die Formel 1 wird geführt wie eine Filiale von Starbucks. Es ist immer jemand da, der noch mal Milch in den Kaffee kippt. Bei jeder Angelegenheit ist immer jemand ansprechbar, obwohl die Abläufe schon immer so funktioniert haben», sagte der 86-Jährige, der die Vorwürfe Careys mit seinem bekannten Sarkasmus konterte. «Vielleicht hätte ja der Mann, der seit einem halben Jahrhundert die Fäden in den Händen hielt, seinen Job anders machen müssen.»
Ecclestone verteidigte seine Art, wie er die Formel 1 führte, vehement. Im Endeffekt haben Carey und Co. ja auch mit dem Kauf der Königsklasse bewiesen, dass das Produkt so schlecht nicht sein kann, so Ecclestone.
«Ich habe die Formel 1 immer so gemangt, dass die Anteilseigner davon profitieren. Und das nicht zu wenig. Die Anteile der Formel 1 sind dadurch sehr hochwertig. Und genau darum, so denke ich jedenfalls, hat Liberty Media sie auch gekauft. Das Unternehmen hätte sie ganz sicher nicht erworben, wenn ich meinen Job nicht so gut gemacht hätte.»
Liberty Media hatte Ecclestone mit einer neuen Rolle als Ehrenpräsident weggelobt. Eine Rolle, über die sich Ecclestone stets lustig gemacht hat. Er stellte auch klar, dass die neuen Besitzer, speziell Chase Carey, ihn bislang noch nicht um Rat gefragt haben. «Er braucht mich nicht. Er weiß, was er tut - jedenfalls sagt er das. Außerdem ist er noch von Menschen umgeben, die auch von sich behaupten, dass sie wissen, was sie tun», sagte Ecclestone.
Ecclestone wurde bei seiner Kritik an den neuen Besitzern allerdings auch konkret, und zwar was die Lockerungen in den sozialen Medien betrifft, mit denen wiederum Ecclestone nie etwas anfangen konnte. «Ich war und bin nie von dieser Art Kommunikation überzeugt gewesen, weil ich nie überzeugt war, dass dieses Medium einen guten Beitrag zum Thema Formel 1 leisten kann», sagte Ecclestone.
Teams und Fahrer dürfen in diesem Jahr kurze Video-Sequenzen aus dem Fahrerlager und der Boxengasse über ihre eigenen Internet-Kanäle ausspielen. Ecclestone warnte nun, dass die Lockerung die Fernsehsender verunsichern könnte, was ihre Exklusivität betrifft. «Im Moment sieht es so aus, dass viele die Formel 1 kostenlos frei Haus geliefert bekommen», so Ecclestone.