Lance Stroll gegen Jacques Villeneuve: Immer negativ
Lance Stroll hat in Baku sein bislang bestes Formel-1-Rennen gezeigt. In einem Grand Prix, in welchem selbst GP-Routiniers patzten, zeigte der 18jährige Kanadier eine fehlerfreie Fahrt, die mit Rang 3 belohnt wurde. Um ein Haar wäre der Williams-Teenager sogar Zweiter geworden, aber Mercedes-Pilot Valtteri Bottas fing ihn auf der Ziellinie noch um eine Zehntelsekunde ab.
Stroll ist damit nach Gilles Villeneuve und dessen Sohn Jacques der dritte Kanadier, der in der Formel 1 einen Podestplatz erobern konnte. Er ist auch der zweitjüngste Podestbesucher in der Formel 1 nach Max Verstappen. Der Niederländer war als Sieger des Spanien-GP 2016 18 Jahre und 228 Tage jung, der Québecois Stroll brachte es in Baku auf 18 Jahre und 239 Tage.
Der feine dritte Platz in Aserbaidschan war für Stroll auch die zweite Punktefahrt in Serie: In seiner Heimatstadt Montreal hatte er als Neunter die ersten Saisonpunkte eingefahren.
Dennoch verstummt die Kritik am Milliardärssohn nicht, und einer der schärfsten Kritiker ist ausgerechnet Strolls Landsmann Jacques Villeneuve, seit Monaten.
Dem Weltmeister von 1997 ist ein Dorn im Auge, dass Papa Lawrence Stroll seinem Sohn den Weg in die Formel 1 mit Dollar gepflastert hat. Villeneuve schimpfte in der französischen Sportzeitung L’Équipe: «Talent kann man doch nicht kaufen. Wenn Stroll es schafft, dann nur, weil er der Sohn eines reichen Mannes ist. Wir reden hier von einem Unternehmer, der bereit ist, seinem Sohn ein ganzes Team zu kaufen. Das ist ein Exzess. Da wird es lächerlich.»
Natürlich hatte Stroll immer die besten Möglichkeiten. Bei allem Vermögen seines Vaters müssen wir aber auch einwenden, dass Lance Stroll in seiner noch jungen Karriere viel gewonnen hat, wie 2014 die italienische Formel-4-Meisterschaft, 2015 die Toyota Racing Series, 2016 den Formel-3-EM-Titel. Anders gesagt: Er hat jede Meisterschaft gewonnen, in welcher er angetreten ist.
Vor Strolls erster Punktefahrt in Montreal ging Villeneuve noch einen Schritt weiter. «Er ist mehr als eine Sekunde langsamer als Felipe. Resultate sprechen für sich. Es ist eine der schlechtesten Rookie-Auftritte in der Geschichte der Formel 1», ätzte der elffache GP-Sieger Kanadier beim ORF.
Das war wohlgemerkt nach dem Qualifying, das Stroll erneut gegen Massa verloren hatte. In Baku drehte Lance den Spiess erstmals um, es steht im Quali-Duell nun 1:7 gegen den Brasilianer.
Lance Stroll kann über die Kritik von Villeneuve nur mit den Achseln zucken und betont gegenüber «La Presse»: «Er ist immer so negativ, es interessiert mich nicht mehr, was er über mich sagt. Er findet immer irgend etwas zum Kritisieren. Ich finde es auch interessant, dass er ganz okay findet, was zwischen Vettel und Hamilton in Baku vorgefallen ist, während alle Anderen das Gegenteil sagen.»
«Ich konzentriere mich auf meine Arbeit. Von Jacques Villeneuve kam keine Ermutigung als ich im vergangenen Jahr den Formel-3-Titel geholt habe, und es war auch so, als ich an den ersten GP-Wochenenden der Saison Mühe hatte. Also überraschen mich seine Worte nicht. Mir ist wichtiger, ich bin glücklich, und das Team ist mit meinen Leistungen zufrieden.»