MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Patrick Head (Williams): «Kubica wäre eine gute Wahl»

Von Mathias Brunner
Sir Patrick Head (71), langjähriger Wegbegleiter von Sir Frank Williams und Teilhaber des Traditionsrennstalls, sagt: «Robert Kubica wäre für Williams eine gute Wahl. Mit einer Einschränkung.»

Medien in Polen sind vorgeprescht: Robert Kubica (32) werde bald als Williams-Fahrer 2018 verkündet. Das ist ein wenig übereilig. Fest steht nur, dass der WM-Vierte von 2008 im Anschluss ans WM-Finale von Abu Dhabi auf dem Yas Marina Circuit testen wird. Dann will Williams in Ruhe eine Entscheidung fällen.

Sir Patrick Head ist nur noch selten an Rennstrecken anzutreffen. Der 71jährige Engländer war jahrelang Wegbegleiter von Sir Frank Williams, gemeinsam wurde Williams zum dritterfolgreichsten Formel-1-Rennstalls geformt, hinter Ferrari und McLaren. In einer Sendung der britischen Sky, die am Mittwochabend ausgestrahlt wird, sagt der knorrige Head zur Fahrerwahl bei Williams: «Robert war vor seinem schlimmen Rallye-Unfall einer der herausragenden Fahrer seiner Ära. Die grosse Schwierigkeit, die ich erkenne: Ist er für ein Comeback wirklich hart genug? Ist er mit ganzem Herzen bei der Sache? Nur er selber weiss es. Ist er körperlich wirklich dazu in der Lage, auf jedem Kurs und eine ganze Saison lang zu fahren? Es ist offensichtlich, dass der rechte Arm schwer beschädigt ist, und Williams will Antworten auf solche Fragen haben.»

Patrick Head, noch immer Teilhaber von Williams, meint: «Sollte er physisch dazu in der Lage sein, diese Autos zu fahren, dann wäre er aus meiner Sicht eine exzellente Wahl.»

«Lance Stroll ist in Brasilien gefragt worden, wen er gerne als seinen Stallgefährten hätte. Und er hat im Scherz geantwortet – Lewis Hamilton. 2017 war für Lance ein Lehrjahr. Um seine Fähigkeiten wirklich einstufen zu können, muss der andere Fahrer hoch angesehen sein. Denn du wirst immer an deinem Teamgefährten gemessen. Aus der Sicht von Lance also sollte im anderen Auto der bestmögliche Fahrer sitzen.»

Im Fahrerlager kursiert jedoch eine ander Version. Die Verpflichtung von Kubica würde bedeuten: Williams verstärkt sich mit einem Piloten, der erfahren genug ist, um die Entwicklung des Fahrzeugs voranzutreiben. Solch einen Fahrer braucht Williams dringend, denn der junge Stroll hat zu wenig Routine, um diesen Job zu erledigen.
Allerdings dürfte Kubica für den jungen Stroll ein härterer Brocken sein als der teddybärige GP-Veteran Felipe Massa und Williams-Ersatzfahrer Paul Di Resta. Will der einflussreiche Stroll senior wirklich einen Fahrer neben seinem Sohn sehen, der die Aktie Lance Stroll zum Sinken bringen kann? Und hat der wohlhabende Stroll genügend Einfluss, um diese Entscheidung zu beeinträchtigen?

Niemand kann heute sagen, wie es mit Robert Kubica weitergeht. Der 32-Jährige hatte im Anschluss ans ungarische GP-Wochenende auf dem Hungaroring für Renault gestetet, nur die Franzosen wissen genau, wie schnell der WM-Vierte von 2008 wirklich gewesen ist. Unseren Informationen zufolge fuhr er absolut auf dem Niveau der gegenwärtigen GP-Piloten.

Der bei einem Rallye-Unfall im Februar 2011 schwer verletzte Pole arbeitet weiter an seinem Comeback, unterstützt von Nico Rosberg, der hinter den Kulissen beim Management hilft. Nach der kalten Schulter von Renault für Kubica (zwei Tests, aber kein Renncockpit für 2018) hat der WM-Vierte von 2008 für Williams zwei Tests absolviert, einen in Silverstone, einen auf dem Hungaroring. Williams dampfte die Testarbeit auf ein einziges Wort ein: «Produktiv.»

Hinter den Kulissen ist davon die Rede: Abgesehen von einem kleinen technischen Problem in der Quali-Simulation lief die Arbeit mit dem 2014er Williams FW36-Mercedes makellos. Der Rennrhythmus des Polen war hoch.

Nach der erneuten Rücktrittsankündigung von Felipe Massa ist klar: Der Brasilianer ist kein Kandidat mehr auf das Cockpit. Die vier restlichen Anwärter heissen: Robert Kubica, Pascal Wehrlein, Daniil Kvyat, Paul Di Resta.

Kubica selber bleibt pragmatisch, wenn es um die Frage geht, was als nächstes kommt. «Ich weiss es nicht», sagt er. «Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich ein Comeback anstrebe. Aber ich bin auch Realist. Wenn es nicht klappt, dann darf ich nicht enttäuscht sein.»

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