Neue Formel-1-Motoren ab 2021: Das sagt Honda
Yusuka Hasegawa von Honda
Ross Brawn will endlich handeln. Der langjährige Technikchef von Ferrari ist heute für die Entwicklung von Sport und Technik bei «Formula One Management» (FOM) zuständig, und für den 62jährigen Rosenzüchter und Fliegenfischer steht fest: «Die heutigen Turbomotoren der Formel 1 sind zwar technische Wunderwerke – aber fabelhafte Rennmotoren sind sie nicht. Sie sind sehr teuer, und sie machen nicht genügend Krawall. Sie beinhalten Bauteile, welche vor dem Rahmen des Reglements zu Strafversetzungen führen, die aus der Formel 1 eine Farce machen. Es gibt zu grosse Leistungsunterschiede zwischen den vier verschiedenen Motoren. Und diese Motorgeneration schreckt neue Hersteller vom Einstieg ab.»
In Zusammenarbeit mit dem Autoverband FIA ist Teams und Motorherstellern dargelegt worden, wie die Formel-1-Motoren ab 2021 aussehen könnten. Der im Oktober gezeigte Lösungsweg ist nur ein Vorschlag. Brawn betont jedoch, was für ihn unbedingt umgesetzt werden muss: Die Motoren sollen kostengünstiger zu entwickeln und zu produzieren sein. Sie sollen einfacher werden. Sie sollen Hybridtechnik beinhalten und damit eine gewisse Relevanz zum Motorenbau für Strassenfahrzeuge behalten. Sie sollen besser klingen und ein gewisses Mass an standardisierten Teilen aufweisen. Sie sollen es dem Fahrer erlauben, die ganze Zeit über volle Kanne zu fahren.
FOM und FIA kamen zum Schluss, dass aus Kostengründen die grundsätzliche Architektur der Triebwerke bleiben sollte, will heissen – 1,6-Liter-Turbomotor mit Energierückgewinnung. Sie wollen aber den teuren Generator elektrischer Energie am Turbolader, die so genannte MGU-H (motor generator unit heat) loswerden.
Mercedes und Renault gingen sofort auf die Barrikaden: Das sei nicht kostengünstiger, sondern bedeutet viel mehr Aufwand.
Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul: «Im Grunde handelt es sich um einen neuen Motor, das begünstigt ein neues Wettrüsten.»
Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Das sieht mir nach einer grossen Änderung aus, das wirkt nur oberflächlich betrachtet ähnlich.»
Ferrari-Chef Sergio Marchionne ist das Wort Vereinheitlichung ein Dorn im Auge. Er sprach davon, dass sich die Formel 1 einer globalen NASCAR-Serie angleiche und drohte gleich mal mit Ausstieg.
Nur Honda blieb still. Bis jetzt.
Denn Projektleiter Yusuke Hasegawa hat im Rahmen des Brasilien-GP erklärt: «Wir stehen in Verhandlungen mit der FIA, da ist es keine weise Idee, an die Öffentlichkeit zu gelangen und pro oder kontra zu debattieren. Wir respektieren die Entscheidung der FIA, für die Formel 1 einen guten Wettbewerb zu begünstigen. Ich glaube, bei den ganzen Vorschlägen haben wir genügend Raum für Modifikationen. Wir halten die Kostensenkung für sehr wichtig und finden es gut, wenn zusätzliche Motorenhersteller in die Formel 1 kommen.»