Fans: Superbike-Ass Jonathan Rea vor Lewis Hamilton
Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hat von den britischen Fans eine schallende Ohrfeige erhalten: Obschon der Mercedes-Star 2017 seinen vierten Formel-1-WM-Titel eingefahren hat und besonders nach der Sommerpause so gut wie unschlagbar gewesen ist, ist er bei einer Fan-Wahl in Grossbritannien nur auf dem sechsten Platz gelandet und nicht mal bester Rennfahrer. Bei der Wahl zur «BBC Sports Personality of the Year 2017» gewann Leichtathlet Sir Mo Farah vor dem dreifachen Superbike-Weltmeister Jonathan Rea. Nur knapp 3000 Stimmen fehlten dem Kawasaki-Piloten zur grossen Sensation.
Hamilton ist für den auf der Insel nur SPOTY genannten Preis zum fünften Mal nominiert gewesen. Aber noch nie war er so schlecht platziert wie dieses Mal. 2014 konnte er den SPOTY sogar gewinnen. Danach gab es üble Fouls anderer Sportler.
Bei der Wahl haben immer die Fans das Sagen: Sie wählen bei der BBC über Telefon ihren Sportler des Jahres. Die britischen Buchmacher handelten vor drei Jahren den Golf-Star Rory McIlroy als Favoriten, doch am Ende erhielt Hamilton am meisten Stimmen, 209.920, um genau zu sein. Das entsprach 33,8 Prozent aller Anrufe. Der Golf-Weltranglistenerste McIlroy kam auf 123.745 Stimmen (oder 19,9 Prozent). Dritter wurde der Leichtathlet Jo Pavey.
Der Fussballspieler Joey Barton (32), Mittelfeldspieler der Queens Park Rangers, schimpft nun via Twitter, eigentlich dürfte Hamilton überhaupt nicht zur Wahl aufgestellt sein, wo er doch ein Steuerflüchtling sei. Barton twittert: «Kann es nicht fassen, dass sie den SPOTY dem Hamilton gegeben haben. 1. Formel 1 ist der langweiligste Sport je. 2. Er hatte seinen Hund dabei. 3. Er ist ein Steuerflüchtling. Steuerflüchtlinge sollten davon ausgeschlossen werden, Auszeichnungen zu erhalten, welche von Steuerzahlern finanziert und vergeben werden.»
Hamilton liess das nicht auf sich sitzen: «Manche Leute klagen – er wohnt nicht in unserem Land, aber zeigt ständig und gerne unsere Flagge. Dabei kommt es doch gar nicht darauf an, wo man wohnt. Mensch, ich wurde hier geboren!» verteidigt sich der zweifache Formel-1-Champion im Interview mit dem «Sunday Times Style Magazine». Der 33-fache GP-Sieger fügte an: «Diese Menschen verstehen nicht, dass ich mein Geld in 20 verschiedenen Ländern verdiene. In diesen Ländern zahle ich Steuern, darunter auch in England, und zwar nicht zu knapp! Ich trage nicht nur durch meine Steuern zum Wohl der Briten bei, mit meiner Arbeit helfe ich dem Team auch, mehr als 1000 Mitarbeiter zu beschäftigen.»
Vielleicht ist das schwache Abschneiden Hamiltons bei der SPOTY-Wahl 2017 auch auf brisante Nachrichten Anfang November zurückzuführen.
Die so genannten «Paradise Papers» enthüllten, wie in tausenden von Fällen systematisch Steuerzahlungen umgangen worden sind. Auf der langen Liste angeblicher Sünder stand auch Lewis Hamilton.
Die vertraulichen Unterlagen aus der Anwaltskanzlei Appleby und des Treuhand-Unternehmens Asiaciti Trust wurden am 5. November weltweit zeitgleich von Journalisten aus der ganzen Welt veröffentlicht, darunter in der Süddeutschen Zeitung, dem Guardian oder bei der BBC. Insgesamt handelt es sich um mehr als 13 Millionen Dokumente, die belegen sollen, wie multinational tätige Konzerne und Superreiche systematisch Steuerzahlungen umgangen haben – in Form von Verschleierung, Splittung und Geldwäsche und unter Nutzung von Briefkastengesellschaften in Steueroasen.
In den «Paradise Papers» ebenfalls zu finden: Formel-1-Champion Lewis Hamilton. Dem Mercedes-Rennfahrer wurde unterstellt, beim Kauf seines Privatjets vom Typ Bombardier Challenger 605 die Zahlung der Mehrwertssteuer vermieden zu haben und bei der Nutzung zu tricksen. Was mehr als vier Millionen Dollar gespart hätte.
Der Trick: Das Flugzeug sei im Januar 2013 von Kanada zunächst auf die Insel Man geflogen worden. Damit wird sie nach den Regeln der Insel Man versteuert. Der Guardian schreibt: Appleby habe für Hamilton auf der Insel die Briefkastenfirma «Stealth Aviation Ltd» gegründet, welche den Jet an ein Luftfahrtunternehmen verleaste (mit dem der vierfache Weltmeister nichts zu tun hat), von jener Firma habe der Rennfahrer den Jet dann zurück gechartert. Es geht auch um den Besteuerungs-Unterschied von Privatjets zwischen privater und geschäftlicher Nutzung.
Die Anwälte von Lewis Hamilton reagierten in Grossbritannien auf die Vorwürfe mit einer Erklärung, wonach es sich bei Stealth keineswegs um eine Briefkastenfirma handle, zudem seien Leasing-Geschäfte mit Flugzeugen eine ganz normale Vorgehensweise.
In der Erklärung heisst es weiter, dass Steuerprüfer diese Praktik angeschaut und für in Ordnung befunden hätten. «Als weltweit tätiger Sportler, der in zahlreichen Ländern Steuern zahlt, vertraut Lewis Hamilton auf ein Team professioneller Berater. Diese Berater haben Lewis versichert, dass alles rechtens sei – die Angelegenheit liegt nun in Händen von Anwälten.»
BBC Sports Personality of the Year 2017
1. Mo Farah (Leichtathletik), 83.524 Stimmen
2. Jonathan Rea (Superbike), 80.567
3. Jonnie Peacock (Leichathletik), 73.429
4. Anthony Joshua (Boxen), 73.411
5. Adam Peaty (Schwimmen), 63.739
6. Lewis Hamilton (Formel 1), 60.627
7. Chris Froome (Radsport), 47.683
8. Harry Kane (Fussball), 18.759
9. Anya Shrubsole (Cricket), 15.237
10. Bianca Walkden (Taekwondo), 13.962