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Sebastian Vettel: Kosteten Emotionen den Titel?

Von Rob La Salle
 Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Nicht nur die Ferrari-Spitze ist überzeugt, dass Sebastian Vettel ein emotionaler Fahrer ist, der zu Reaktionsfehlern neigt. Auch Toto Wolff betont, dass die Leidenschaft Vettels nicht nur positive Auswirkungen hat.

Sebastian Vettel sorgte in diesem Jahr gleich mehrmals für Schlagzeilen, weil er die Nerven verlor. Das berühmteste und zugleich unrühmlichste Ereignis dürfte der Ausraster von Baku gewesen sein, bei dem Vettel das Gefühl hatte, dass der vor ihm fahrende Mercedes-Star Lewis Hamilton während einer Safety-Car-Phase einen Bremstest unternahm.

Vettel zog neben den Silberpfeil, gestikulierte wild und krachte gleich zwei Mal mit seinem WM-Kontrahenten zusammen. Dafür kassierte er eine 10-Sekunden-Zeitstrafe – und kam damit nach Ansicht vieler Fans und Experten sehr gut weg. Denn Vettel verlor schlicht die Nerven, wie er rückblickend selbst gesteht.

«Mein grober Schnitzer war Baku», seufzte er etwa im Interview mit dem Kollegen der Schweizer Zeitung Blick. «Im Endeffekt habe ich dort sogar einen Sieg verspielt. Meine Aktion war unnötig. Hat diese letztlich den Unterschied in der WM gemacht? Ich glaube nicht, aber das macht meinen Fehler in Baku nicht kleiner.»

Das sieht Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff anders. Der Wiener, der mit Lewis Hamilton den Titelsieg im WM-Spitzenduell feiern durfte, erklärte im Gespräch mit Radio BBC 5 live: «Sebastian wirkt von aussen eher ruhig, aber unter dieser Schale ist er ein sehr emotionaler und leidenschaftlicher Fahrer. Das hat ihm in der Vergangenheit einige Titel eingebracht, doch in diesem Jahr standen ihm diese im WM-Duell im Weg.»

Und zu Baku sagt Wolff: «Wir haben uns die Daten gleich angeschaut und da war kein Anzeichen von einem Bremstest zu sehen. Doch Sebastian sind in diesem Moment einfach die Pferde durchgegangen. Ich bin mir sicher, dass er dies selbst einsieht, und rückblickend anders handeln würde, wenn er die Zeit nochmals zurückdrehen könnte.»

Zustimmung erhält der Österreicher von seinem Landsmann und Mercedes-Kollegen Niki Lauda. Der dreifache Weltmeister wundert sich: «Warum jammert Vettel immer mehr rum und warum ist er so emotional? So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie. Ich bin überzeugt, dass ihn seine Emotionen davon abgehalten haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.»

Auch Ferrari-Oberhaupt Sergio Marchionne hatte beim traditionellen Ferrari-Weihnachtsessen über die Leidenschaft des Heppenheimers gesprochen. «Vettel kommt mir in gewissen Situationen wie ein Südländer vor, das ist eine Frage des Charakters. Aber er ist auch ein Junge, der viel überlegt, und ich glaube, er hat etwas dazugelernt», erklärte der Italo-Kanadier in Maranello. Er ist überzeugt: «2018 sehen wir den südländischen Teil nicht mehr. Denn wenn wir ihm ein konkurrenzfähiges Auto geben, liegt die Verantwortung auf seinen Schultern.»

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