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Sergey Sirotkin (Williams): Dritter Russe am GP-Start

Von Mathias Brunner
​Wenn Williams die Verpflichtung von Sergey Sirotkin endlich bestätigt, steht fest: Der 22jährige Moskauer wird 2018 zum dritten Russen, der in der Formel 1 einen Stammplatz erhält.

Williams, dritterfolgreichster Formel-1-Rennstall nach Ferrari und McLaren, wird 2018 mit dem 19jährigen Lance Stroll aus Kanada und dem 22jährigen Sergey Sirotkin aus Russland an den Start gehen. Informationen aus England zufolge werden die letzten Vertragsdetails mit Sirotkin derzeit geklärt, eine Ankündigung von Williams ist nur noch eine Frage der Zeit.

In Russland gilt es seit Dezember als beschlossene Sache, dass Sergey Sirotkin (2015 und 2016 Gesamtdritter der GP2-Serie, 2017 dritter Mann von Renault) Williams-Fahrer wird.

Die Bank SMP und andere Geldgeber sollen ein Paket im Wert von rund 20 Millionen Euro geschnürt haben, das sie zu Williams bringen. Zudem konnte Sirotkin bei den Abu-Dhabi-Tests durch seinen Speed überzeugen.

Auch Formel-1-Insider Flavio Briatore hat bestätigt, dass es wohl nichts wird mit dem Comeback von Robert Kubica: «Es tut mir sehr leid, dass Kubica es nicht geschafft hat, Williams zu verführen. Ich weiss, dass alles versucht worden ist, aber der Russe bringt ein enormes Budget mit. Wir reden hier von zwanzig Millionen. Kubica konnte zwischen sieben und zehn Millionen aufbringen.»

«Mir tut das alles sehr leid. Wenn Robert in den Grand-Prix-Sport zurückgekehrt wäre, so wäre das auch ein Erfolg für die Formel 1 gewesen. Ich finde es sehr merkwürdig von der Formel-1-Führung, dass sie Robert keine helfende Hand hingehalten haben.»

Vielleicht kam die helfende Hand auch deshalb nicht, weil global ein Russe in der Formel 1 wichtiger ist als ein Pole.

Sirotkin: Auf Umwegen in die Formel 1

Sirotkin kommt auf Umwegen in die Formel 1. Denn der ursprüngliche Plan bestand darin, dass er mit dem Schweizer Sauber-Rennstall in den GP-Sport aufsteigt. Doch die 2013 angekündigte Kooperation mit einer Reihe von russischen Partnern (Investment Corporation International Fund, State Fund of Development of Nortwest Russian Federation sowie National Istitute of Aviation Technologies) platzte. Mit deren Hilfe sollte die langfristige Zukunft des einzigen Formel-1-Rennstalls mit Sitz in der Schweiz gesichert werden. Als Gegenzug sollte der junge Russe Sergej Sirotkin aufgebaut werden. Über die wahren Hintergründe zum Scheitern dieses Bündnisses wird bei Sauber bis heute nicht gesprochen.

Sirotkin blieb gezwungenermassen in der Formel Renault 3.5, über die Rolle des Testfahrers von Sauber kam er nie hinaus.

Während er in der GP2 (heute Formel 2) antrat, holte ihn Renault für 2016 als Entwicklungsfahrer, für 2017 wurde er zum offiziellen Test- und Ersatzpiloten ernannt. Aber als klar wurde, dass er keine Chance auf ein Renncockpit bei den Franzosen hat, orientierte sich Sirotkin neu – Richtung Williams. Ex-Williams-Fahrer Jacques Villeneuve schnödete, der Rennstall habe seine Seele verkauft.

Die anderen Russen

Sirotkin ist der dritte Russe, der in der Formel 1 einen Stammplatz erhalten wird.

Wegbereiter war Sergey Zlobin, der 2003 als Testfahrer zum Minardi-Team kam (heute Toro Rosso). Bald kristallisierte sich heraus – es mangelte am notwendigen Format für den Posten eines Stammfahrers, es mangelte auch an mehr Geld von Gazprom. Zlobin wurde aussortiert.

Der zweite Russe war Vitaly Petrov: Der heute 33-Jährige aus Vyborg hat von 2010 bis 2012 57 Formel-1-WM-Läufe bestritten – 2011 wurde er im Renault solider WM-Zehnter. In der gleichen Saison erreichte er mit Rang 3 in Melbourne sein bestes Formel-1-Ergebnis. Dennoch wurde er am Ende der Saison nicht weiter verpflichtet. Ende 2012 musste Vitaly dann auch bei Caterham sein Cockpit räumen: der Franzose Charles Pic und der Holländer Giedo van der Garde konnten mehr Mitgift vorweisen.

Am meisten Schlagzeilen hat Petrov beim WM-Finale 2010 in Abu Dhabi gemacht. Durch einen strategischen Fehler von Ferrari strandete Superstar Fernando Alonso hinter dem Renault des Russen und kam nicht an Petrov vorbei. Das war einer der Gründe, wieso er den WM-Titel an Sebastian Vettel verlor.

Während Petrovs Zeit bei Renault stieg dort ein weiterer Russe in den Formel-1-Boliden, allerdings nur zu Testfahrten: Der heute 30 Jahre alte Moskauer Mikhail Aleshin durfte als Champion der Formel Renault 3.5 den F1-Renner der Franzosen fahren. Meister wurde er übrigens im Duell mit jenem Daniel Ricciardo, der heute GP-Sieger bei Red Bull Racing ist. Aleshin bewegte auch Rennwagen von Red Bull Racing – bei Demofahrten. Im Nachwuchsprogramm von Red Bull fiel er jedoch durch. Aleshin wurde IndyCar-Fahrer.

Erfolgreichster Russe in der Formel 1 wurde Daniil Kvyat: Der Red-Bull-Zögling fuhr für Toro Rosso und Red Bull Racing insgesamt 72 WM-Läufe, er stand zwei Mal auf dem Siegerpodest (Zweiter in Ungarn 2015 und Dritter in China 2016), wurde 2015 WM-Siebter, aber im Herbst 2017 trennte sich Red Bull von Kvyat.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass Daniil einen sehr hohen Grundspeed hat. Er war manchmal sogar schneller als Ricciardo. Aber irgendwie konnte er das in den vergangenen beiden Jahren nicht zeigen. Er war in viele Zwischenfälle verwickelt. Er war zu aggressiv manchmal. Er wollte auf den ersten hundert Metern zu viel. Erfolg – egal, was es kostet. Das setzt dich unter Druck, unnötigen Druck, der niemals etwas bringt. Ich hoffe, er bekommt eine neue Chance, er hätte sie verdient.»

Nikita Mazepin (18) sitzt seit 2016 regelmässig im Force-India-Renner – für den Rennstall aus Silverstone eine gute Gelegenheit, die Kasse klingeln zu lassen. Nikitas Vater Dmitry ist der Düngerkönig von Russland. Als Formel-3-EM-Zehnter drängt er sich aber nicht für eine Beförderung auf.

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