Antonio Giovinazzi: Opfer des falschen F1-Systems?
Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi muss sich mit der Reservisten-Rolle bei Alfa Romeo begnügen
Als Antonio Giovinazzi bei den letztjährigen Vorsaison-Tests in Barcelona für den verletzten Sauber-Stammfahrer Pascal Wehrlein einspringen musste, erntete er von der Schweizer Mannschaft bereits viel Lob. Denn der schlaksige Ferrari-Junior lieferte genau das, was von ihn gewünscht wurde – und wurde dafür mit zwei GP-Einsätzen belohnt.
Weil Wehrlein seinen Trainingsrückstand aufholen musste, durfte Giovinazzi im Rahmen des WM-Auftakts im Albert Park von Melbourne zu seinem ersten Formel-1-Rennen ausrücken. Und mit dem zwölften Platz im unterlegenen Renner aus Hinwil stellte er bei seiner GP-Premiere auch gleich sein Können unter Beweis.
Etwas schwieriger gestaltete sich das zweite Rennwochenende in Shanghai, in dem der Italiener vielmehr durch Crashs als durch starke Rundenzeiten auffiel. Dennoch waren sich die GP-Experten einig: Der Italiener ist reif für den Sprung in die Königsklasse. Schliesslich hatte ihn selbst der strenge Ferrari-Präsident Sergio Marchionne als den vielversprechendsten Nachwuchsfahrer aus Italien bezeichnet – und das bereits vor zwei Jahren.
Auch in jüngster Zeit gab es viele nette Worte vom Italo-Kanadier für den eigenen Nachwuchspiloten. Dennoch muss sich Giovinazzi in diesem Jahr mit der Rolle des dritten Fahrers von Alfa Romeo Sauber begnügen, denn für die Schweizer dürfen Ferrari-Junior Charles Leclerc und der bisherige Stammfahrer Marcus Ericsson in diesem Jahr an den Start gehen.
Das entspricht ganz dem Wunsch von Teamchef Frédéric Vasseur, der sich trotz des neuen Alfa-Romeo-Deals gegen Marchionne durchgesetzt und den sehr viel erfahreneren Schweden für ein weiteres Jahr verpflichtet hat. Doch spätestens 2019 sollte dann Giovinazzi zum Zug kommen – das fordert zumindest ein weiterer Nachwuchspilot: Sean Gelael, Sohn des indonesischen KFC-Magnaten Ricardo Gelael, plädiert für einen baldigen Aufstieg seines Freundes.
«Antonio ist sicherlich gut genug, um ein Formel-1-Cockpit zu bekommen», erklärte der 21-Jährige aus Jakarta im Gespräch mit den Kollegen von Italiaracing. «Er hätte bereits in diesem Jahr einen Platz in der Formel-1-Startaufstellung verdient. Deshalb denke ich, dass irgendetwas mit dem System nicht stimmen kann, wenn ein solcher Fahrer sein Ziel im nächsten Jahr nicht erreicht.»
Giovinazzi sass bereits 2017 auf der Formel-1-Reservebank – als offizieller dritter Mann bei Ferrari. Ausserdem durfte er im vergangenen Jahr einige Trainingseinsätze für das Haas-Team bestreiten, das eine enge technische Partnerschaft mit der Scuderia verbindet. Marchionne versuchte denn auch, seinen Schützling im US-Team unterzubringen. «Er fragte, und wir sagten nein», bestätigte Haas-Teamchef Günther Steiner die Anfrage des Fiat-Chrysler-Oberhaupts.