Sébastien Bourdais: «Die Formel 1 war noch nie fair»
Natürlich ist es nicht nett, wenn Günther Steiner erklärt, er sehe derzeit keinen amerikanischen Piloten, den er in eines der beiden Cockpits des US-Teams Haas stecken könnte. Der Südtiroler stellte sogar klar: «Einen Amerikaner zu verpflichten, der nicht schnell genug ist, wäre nicht gut für den Sport.» Und er betonte, dass es keinen guten US-Piloten gäbe, den man beobachten könne.
Aber Steiner beteuerte auch, dass man unbedingt jemanden aus der Heimat des Rennstalls von Gene Haas finden wolle. Dennoch erntete der Teamchef viel Kritik aus Amerika. So erklärte etwa US-Rennfahrerlegende Mario Andretti, dass Steiners Aussagen «falsch und arrogant» seien. Und Alexander Rossi, der 2015 als letzter US-Pilot fünf Formel-1-Einsätze für das mittlerweile bankrotte Manor-Team bestritten hat, pflichtete dem zwölffachen GP-Sieger bei.
Nun meldet sich mit Sébastien Bourdais ein Fahrer zu Wort, der sowohl die US-Szene als auch die Königsklasse kennt. Der frühere GP-Pilot bestritt für die Red Bull-Nachwuchsschmiede Toro Rosso 27 GP-Einsätze und schaffte es dabei vier Mal in die Punkte. Mitte 2009 wurde er wegen anhaltender Erfolglosigkeit zugunsten von Jaime Alguersuari aussortiert.
Der Franzose kehrte danach wieder nach Amerika zurück, wo er vor seiner Formel-1-Karriere bereits vier Champ-Car-Titel erobert hatte. Seit 2011 ist er in der IndyCar-Serie unterwegs, auch in Langstrecken-Einsätzen zeigte der 38-Jährige aus Le Mans, was er kann. Im Gespräch mit IndyCar.com erklärt er: «Die Formel 1 lebt in ihrer eigenen kleinen Welt auf ihrer eigenen Insel. Entweder du spielst ihr Spiel, oder du wirst einfach nicht wahrgenommen.»
«Ich kann die Entrüstung der amerikanischen Piloten sehr gut nachvollziehen, ich verstehe es, dass sie diese Aussagen persönlich nehmen, denn sie sind einfach nicht fair. Aber seit wann ist die Formel 1 denn fair? Das war sie noch nie», klagte der fünffache IndyCar-Sieger. «Es ist klar, dass die Formel 1 die Spitze des Formelsports ist und man kann niemandem einen Vorwurf machen, der sich dort versuchen will.»
Dass die amerikanischen Piloten in der Formel 1 nicht den besten Ruf geniessen, sei auch seine Schuld, ist Bourdais überzeugt. «Ich musste vier US-Titel und die Formula 3000 gewinnen, um meine Chance in der Formel 1 zu bekommen. Und offensichtlich habe ich nicht gerade zu einem guten Ruf für die amerikanische Rennszene oder die IndyCar-Piloten beigetragen, denn ich habe versagt!»