Mercedes unfair? Toto Wolff kontert Renault-Vorwurf
In der Formel 1 entscheidet nicht nur der beste Fahrer über Sieg oder Niederlage, auch sein Dienstwagen muss Spitzenklasse sein, um einen WM-Titelgewinn zu ermöglichen. Entsprechend hart ist der Wettbewerb, den sich die Teams hinter den Kulissen um die hellsten Köpfe der Königsklasse liefern.
Im vergangenen Jahr sorgte Renault für einen Aufschrei bei der Konkurrenz, weil die Franzosen den FIA-Technikexperten Marcin Budkowski an Bord locken konnten. Und da der Pole eine relativ kurze Zwangspause einlegen musste, weil er beim Automobilweltverband nach Schweizer Recht angestellt worden war, fürchteten die Gegner der Gelben, dass Budkowski dem Werksteam aus Enstone alle Geheimnisse verraten würde, die er während seiner Zeit als Technikexperte der FIA mitbekommen hat.
Renault lenkte schliesslich ein und verdoppelte die Dauer von Budkowskis Zwangspause auf insgesamt sechs Monate, in denen der Ingenieur nicht mit der Chassis-Entwicklung des Formel-1-Teams beschäftigt sein wird. Renault-Sport-Chef Cyril Abiteboul beteuerte, dass er an den Geheimnissen der Konkurrenz nicht interessiert sei.
Und der Franzose beschwerte sich im Gegenzug über die Mercedes-Praxis, Fachkräften den Wechsel zu seinem anderen Team mit langen Konkurrenzverboten zu erschweren. Das Renault-Teamoberhaupt ging sogar soweit, dieses Vorgehen als unfair zu bezeichnen. Dies, weil die vertraglich vereinbarte Zwangspause, die ein Mitarbeiter vor dem Arbeitsbeginn bei einem anderen Team antreten muss, bis zu zwei Jahren betragen kann.
Doch von unfairen Methoden will Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff nichts hören. «Es geht schlicht darum, die wichtigen Elemente einer Organisation zusammen zu halten, um Stabilität zu garantieren», betont der Wiener im Gespräch mit Motorsport.com. «In diesem Fall ging es um einen Mitarbeiter, der gerade einen neuen Vertrag unterschrieben hat und an dem Renault Interesse hatte», stellt der 46-Jährige ausserdem klar.
Für Wolff spricht, dass Mercedes in der Vergangenheit durchaus einige Schlüsselfiguren hat ziehen lassen. So wechselte zuletzt Technikchef Paddy Lowe zu Williams – und musste durch den früheren Ferrari-Mann James Allison ersetzt werden, der die Rolle des technischen Direktors bei der Sternmarke übernommen hat. «Paddy hat grossartige Qualitäten, aber James Allison zu verpflichten war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten», ist sich Wolff sicher.
«Der Erfolg eines Formel-1-Teams geht nicht auf eine einzelne Person zurück – etwa mich oder Niki Lauda, Ross Brian oder Norbert Haug. Er ist das Ergebnis der Bemühungen einer ganzen Mannschaft, die zusammenarbeitet. Und für dieses Team müssen wir den richtigen Rahmen schaffen, damit es erfolgreich sein kann», fügt der Österreicher an.