Mercedes vergibt Chance von Bottas: Die Erklärung
Im ersten Rennviertel war zu befürchten: Wir gähnen uns hier der Zielflagge entgegen – Sebastian Vettel im Ferrari 3,4 Sekunden vor Valtteri Bottas, 6,8 Sekunden dahinter Max Verstappen, von Kimi Räikkönen nicht übermässig belästigt.
Dann brachte Red Bull Racing Pfeffer in die Suppe. Der frühe Stopp beider Piloten erzeugte Druck auf Bottas – der Finne musste gegen Verstappen geschützt werden. Die Dominosteine fielen, denn nun musste sich Ferrari wiederum gegen Bottas absichern, doch die Italiener hatten ein Nickerchen eingelegt, und Valtteri fand sich vor Sebastian auf der Bahn wieder.
Später mischte eine Safety-Car-Phase die Karten nochmals, ein weiteres Mal agierte Red Bull Racing am schnellsten, das war die Grundlage zum Sieg von Daniel Ricciardo.
Berechtigte Frage nach dem Rennen: Hat Mercedes den Sieg von Bottas verschlafen?
Teamchef Toto Wolff: «Als das Safety-Car herauskam, glaubten wir, dass es wichtiger ist, die Positionen auf der Strecke zu halten als frische Reifen zu holen; auch deshalb, weil wir im ersten Teil des Rennens kaum Positionswechsel erlebt hatten. Red Bull Racing traf die mutige Entscheidung, die Jungs sofort an die Box zu holen, und damit haben sie sich den Sieg verdient. Rückblickend müssen wir zugeben, dass diese Entscheidung richtig war, doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Hinterher bist du immer schlauer.»
Der Engländer Andrew Shovlin ist einer der besten Rennstrategen der Branche. Aus seiner Sicht entwickelte sich dieser turbulente Grand Prix so: «Valtteri fuhr ein starkes Rennen, achtete gut auf seine Reifen und hatte den Speed, um den Undercut gegen Vettel umzusetzen.»
«Es wäre grossartig gewesen, wenn er heute auf der obersten Stufe des Podests gestanden hätte, zumal in seinem 100. Grand Prix, aber das haben wir heute verpasst, weil wir im Vergleich zu Red Bull Racing nicht schnell genug waren.»
«Bis zur Safety-Car-Phase verlief das Rennen ziemlich gut. Valtteri lag in Führung und Lewis war auf Rang 4, weil Ferrari Kimi im ersten Rennteil lange draussen liess. Die Safety Car-Phase veränderte das Bild komplett: Wir mussten mit Valtteri auf der Strecke bleiben, um die Führung zu behalten, und entschlossen uns dazu, Lewis nicht hereinzuholen, da wir dann einen Platz an Ricciardo hätten verlieren können und Gefahr liefen, eine weitere Position an Kimi abzugeben.»
«Wir konnten während des erstens Rennsegments nicht überholen, entsprechend nahmen wir an, dass wir womöglich festgesteckt wären, wenn wir diese Position verloren hätten. Letztlich müssen wir gestehen: Wir hatten einfach nicht das Tempo, um Red Bull Racing auf der selben Strategie zu schlagen.»