Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

FP2 Baku: Bestzeit von Ricciardo, Vettel mit Sorgen

Von Vanessa Georgoulas
China-Sieger Daniel Ricciardo durfte sich über die FP2-Bestzeit freuen

China-Sieger Daniel Ricciardo durfte sich über die FP2-Bestzeit freuen

China-Sieger Daniel Ricciardo sicherte sich in Baku die FP2-Bestzeit. Sein Teamkollege Max Verstappen ging viel Risiko ein, schaffte es aber nicht an die Zeit des Australiers heran. Sebastian Vettel kam nicht auf Touren.

Bereits in der ersten Trainingssession am Vormittag hatten die GP-Stars in Baku alle Hände voll zu tun, um ihre Renner auf der Piste zu halten. Zahlreiche Piloten mussten die Notausgänge nutzen – darunter auch Lewis Hamilton, der sich in der zweiten Kurve vertat. Auch am Nachmittag war die Arbeit der Formel-1-Fahrer nicht einfacher geworden.

Über dem Strassenkurs von Baku hatten sich dicke Wolken gesammelt und die Stars der Königsklasse mussten bei deutlich weniger Sonnenschein ausrücken. Die Aussentemperatur betrug nunmehr 19 Grad, die Strecke war noch 31 Grad heiss. Trotzdem füllte sich die Piste schnell, denn sobald die Ampel am Boxengassen-Ausgang auf Grün sprang, rückte Carlos Sainz in seinem gelben Renner aus.

Der Spanier hatte am Morgen ein verfrühtes Trainingsende hinnehmen müssen, nachdem er sich bei einem dicken Verbremser einen Bremsplatten zugezogen hatte. Er blieb nicht lange alleine, auch Sauber-Neuling Charles Leclerc und Ferrari-Star Sebastian Vettel machten sich auf. Letzterer war der Erste, der den Notausgang nehmen musste. Wie Hamilton am Morgen fuhr auch Vettel in der zweiten Kurve geradeaus, konnte danach aber unverrichteter Dinge weiterfahren.

Auch an der Spitze der Zeitenliste war am Anfang natürlich viel los. Zuerst sorgte Sainz mit 1:48,433 min für einen moderaten Auftakt, dann setzte sich Brendon Hartley mit 1:46,358 min an die Spitze, nur um von Fernando Alonso mit 1:46,093 min verdrängt zu werden.

Vettel war mit seinen Problemen noch nicht durch, den einen Umlauf nach seinem Patzer in der zweiten Kurve musste er in der dritten Kurve geradeaus fahren, nachdem sein linkes Vorderrad blockiert hatte. Gleichzeitig bewies sein Teamkollege Kimi Räikkönen, dass der rote Renner aus Maranello nicht einfach zu zähmen war, indem er in der zweiten Kurve die Notspur verwendete.

Derweil setzte sich Haas-Pilot Kevin Magnussen mit 1:45,258 min an die Spitze, während sein Teamkollege Romain Grosjean in der ersten Kurve patzte. Auch Force India-Routinier Sergio Pérez tat sich schwer mit seinem rosa Renner, der Mexikaner musste in der dritten Kurve den Notausgang nehmen.

An gleicher Stelle vertat sich kurz darauf auch Magnussen, während Hartley die Zuschauer in der 15.Kurve mit einem Patzer unterhielt. Und wer nun glaubt, dass die Mercedes-Stars weniger Mühe hatten, irrt. Bottas musste in der ersten Kurve geradeaus fahren.

Daniel Ricciardo mit früher Bestzeit

Eine Viertelstunde nach dem Start der zweiten Session sorgte Ricciardo auf den superweichen Gummis mit 1:43,947 min für eine neue Bestzeit, die er daraufhin auf 1:43,512 min verbesserte. Daran kam vorerst keiner heran. Allerdings blieb Hamilton mit 1:44,196 min knapp zwei Zehntel langsamer, obwohl er die weiche und damit härtere Reifenmischung aufgezogen hatte.

Die zweitschnellste Runde drehte sein Teamkollege Valtteri Bottas, der am Morgen noch der Schnellste gewesen war. Der Finne war jedoch auf der ultraweichen und damit weicheren Mischung als Ricciardo unterwegs, als er seinen schnellen Versuch absolvierte.

20 Minuten nach dem Trainingsstart schaffte es auch Max Verstappen wieder auf die Bahn. Der Red Bull Racing-Pilot hatte seinen RB14 am Morgen in der sechsten Kurve in die Streckenbegrenzung gesetzt und damit für eine virtuelle Safety-Car-Phase und ein verfrühtes Ende seines ersten Trainings gesorgt hatte.

Erst tat sich der 20-Jährige noch schwer, er handelte sich bei seinem ersten schnellen Versuch sogar einen Bremsplatten ein, dennoch blieb er auf der Piste und verbesserte sich erst auf den achten und mit der folgenden Runde auf den zweiten Platz. Auf Ricciardos Bestzeit fehlten ihm dennoch vier Zehntel.

So dauerte es auch nicht lange, bis der Niederländer auf den dritten Platz verwiesen wurde. Dies von Bottas, der weiterhin auf den schnellsten Reifen Gas gab und seinen Rückstand auf die Bestmarke auf 58 Tausendstel verkürzte.

Sorgen für Sebastian Vettel

Hamilton musste sich hingegen vorerst mit dem vierten Platz begnügen, weil Sainz mit einer starken Runde die dritte Position erringen konnte. Dem Renault-Piloten fehlten nur noch drei Zehntel auf die Bestzeit von Ricciardo.

Ferrari war hingegen mit ganz anderen Sorgen beschäftigt. «Ich denke, Ferrari hat Probleme», analysierte Ex-GP-Pilot Paul di Resta, der das Geschehen auf der Piste vom Streckenrand aus für Sky beobachtete. «Vettel hat eine Extra-Aufwärmrunde gedreht, und das zeigt, dass das Feeling noch nicht stimmt», erklärte der Schotte. Wie zum Beweis nahm Vettel kurz darauf in der 15. Kurve den Notausgang. Es war nicht die erste Schrecksekunde, die der Deutsche erlebte.

Probleme hatte auch Alfa Romeo-Sauber-Pilot Marcus Ericsson, der schon früh über einen Druckverlust beim Getriebe klagte. Der Schwede musste die Box ansteuern und zuschauen, wie sich seine Mechaniker daran machten, seinen Renner auseinanderzunehmen.

Für Ricciardo lief es hingegen wie am Schnürchen: Der Red Bull Racing-Star machte sich kurz vor Halbzeit zu einem schnellen Ultrasoft-Versuch auf und drückte die Bestmarke auf 1:43,017 min. Damit unterbot er Bottas’ Ultrasoft-Zeit um eine halbe Sekunde, dennoch gab er sich nicht zufrieden und legte mit 1:42,816 min nach.

Das war auch nötig, denn Räikkönen sorgte mit seiner ersten schnellen Runde auf der weichsten Mischung für Spannung in der Zeitenjagd und den Beweis, dass die Pole-Chancen im Ferrari nicht bei Null liegen. Dem Iceman fehlten nach dem ersten Versuch nur noch 48 Tausendstel auf den Red Bull Racing-Star an der Spitze. Er profitierte allerdings vom Windschatten, den ihm Hamilton auf der langen Geraden spendete. «Das macht etwa zwei, drei Zehntel aus», schätzte Sky-F1-Experte Anthony Davidson.

Max Verstappen am Limit

Beim Versuch, die starke Runde seines Teamkollegen in den Schatten zu stellen, ging Verstappen erneut viel Risiko ein. Auf seiner schnellen Runde, die er zur Halbzeit drehte, erlaubte er sich in Kurve 16 einen wilden Ritt über die Randsteine und er streifte mit seinem linken Hinterreifen auch die Mauer. Am Ende fehlten ihm zwei Zehntel, was für die dritte Position gut war.

Am Limit war auch Vandoorne unterwegs, der die Streckenbegrenzung allerdings ohne Erfolg streifte. Der Belgier blieb deutlich langsamer als sein Teamkollege Alonso.

Kurz vor Ablauf der ersten 60 Minuten konzentrierten sich die meisten GP-Stars schliesslich auf die Rennsimulationen, während Ericsson weiterhin in der Box ausharren musste. Zu diesem Zeitpunkt führte Ricciardo die Zeitenliste mit 1:42,795 min vor Räikkönen an, dem mittlerweile wieder 69 Tausendstel auf den Australier fehlten.

Verstappen, Bottas, Hamilton, Alonso, Esteban Ocon, Sainz, Magnussen und Nico Hülkenberg komplettierten die Top-10. Die Plätze dahinter belegten Vettel, Sergio Pérez, Romain Grosjean, Lance Stroll, Pierre Gasly, Leclerc, Sergey Sirotkin, Hartley, Stoffel Vandoorne und Ericsson.

Auch bei den Longruns leisteten sich diverse Piloten Verbremser und Ausritte, dazu gehörten etwa Räikkönen und Sainz, der gleich beide Vorderräder blockierte. Die erste Analyse der Rundenzeiten ergab, dass Verstappen auf den ultraweichen Reifen etwa gleich schnell wie Räikkönen unterwegs war. Beide kamen auf einen Schnitt von 1:47,5 min. Vettel und Räikkönen waren mit ihrem Durchschnitt von jeweils 1:47,7 min allerdings auch nicht weit entfernt.

Mit 1:48,7 min bzw. 1:48,8 min fehlte hingegen Hamilton und Bottas gleich mehr als eine Sekunde auf den Schnitt der Spitzenreiter. Die beiden Silberpfeil-Piloten hatten offenbar schon ab der fünften Runde mit starkem Reifenabbau zu kämpfen. Noch mehr Sorgen hatte Verstappen, der ganz zum Schluss der Session im Schleichgang an die Box zurückkehren musste. «Das klingt nach einem Problem mit dem Motor», wagte Davidson eine Fernanalyse.

Sein Teamkollege Ricciardo durfte sich mit 1:42,795 min über die Bestzeit vor Räikkönen, Verstappen, Bottas, Hamilton, Alonso, Ocon, Sainz, Magnussen, Hülkenberg, Vettel, Pérez, Grosjean, Stroll, Gasly, Leclerc, Sirotkin, Hartley, Vandoorne, Ericsson freuen.

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