McLaren: Tim Goss gefeuert? Rennstall tarnt sich
Tim Goss mit McLaren-Teamchef Eric Boullier
Hat McLaren seinen Technikchef Tim Goss gefeuert? Mein Kollege Andrew Benson von der BBC behauptet, dass der 56jährige Engländer seines Postens enthoben worden ist. Goss wurde Anfang 2013 zum technischen Leiter ernannt, als Nachfolger von Paddy Lowe, der zu Mercedes wechselte (und heute bei Williams tätig ist). Goss, so Benson weiter, müsse den Kopf hinhalten für die Tatsache, dass McLaren in den ersten drei Rennen 2018 unter den eigenen Erwartungen geblieben sei.
Ein McLaren-Sprecher hat es abgelehnt, eine Entlassung von Goss zu bestätigen. Aber dementiert wird diese Darstellung auch nicht. Die Antwort lautet ein wenig geheimnisvoll: «Wir schauen uns derzeit proaktiv an, wie wir uns technisch so aufstellen können, um das Team wieder zum Erfolg zu führen. Wir werden demnächst mehr dazu sagen, bis dann jedoch werden wir keine weiteren Kommentare abgeben.» Das riecht verdächtig nach PR-Tarnung einer Trennung.
Tim Goss ist seit 1990 für McLaren tätig. Er ist bis anhin Aerodynamik-Chef Peter Prodromou übergeordnet gewesen sowie Matt Morris, dem leitenden Ingenieur.
Bei McLaren hat Fernando Alonso in den ersten drei Rennen 2018 mehr Punkte erobert als in der ganzen vergangenen Saison zusammen. Aber McLaren sieht Red Bull Racing als Messlatte, die mit dem gleichen Renault-Motor fahren. RBR hat in China gewonnen, die beste Platzierung von McLaren ist ein fünfter Platz von Fernando in Melbourne (in Bahrain und China wurde er jeweils Siebter).
Wir zitieren hier gerne den langjährigen Formel-1-Techniker Pat Symonds, der die Lage von McLaren meisterhaft auf den Punkt bringt: «Ehrlich gesagt kommt für mich die gute Leistung von McLaren so überraschend wie jene von Haas. Aber leider nicht so, wie Sie nun denken würden. Im vergangenen Jahr haben wir doch alle gedacht, das McLaren-Chassis sei ausgezeichnet, und der Klotz am Bein von Alonso heisse Honda. Nun aber sind sie, ungeachtet des WM-Stands, nur drittbestes Renault-Team. Die Topspeed ist schwach, und da sie den gleichen Motor haben wie Red Bull Racing und das Renault-Werksteam, muss ich zum Schluss kommen – ihr Auto baut einfach zu viel Luftwiderstand auf. Nun hören wir aus Woking: Die späte Entscheidung, von Honda zu Renault zu wechseln, das habe die Arbeit verzögert, den wahren McLaren würden wir erst in Spanien Mitte Mai zu sehen bekommen. Die Ansage lassen wir mal stehen. Wenn sie wirklich einen so grossen Schritt machen und den Top-Teams auf den Wecker gehen: prima! Falls nicht, dann werden sie sich einige sehr unerfreuliche Fragen stellen müssen.»