FIA-Präsident Jean Todt: Warnung wegen Ferrari
Jean Todt
Sergio Marchionne lässt sich nicht in die Karten gucken. Der Präsident von Ferrari hat wiederholt damit gedroht – falls sich die Formel 1 nicht in eine Richtung entwickelt, die Ferrari in den Kram passt, dann geht Ferrari. «Wenn aus dem Sport eine Art Supermarkt werden soll, dann interessiert mich das nicht die Bohne. Die Formel 1 gehört fest zur Geschichte von Ferrari. Und ich werde alles tun, um die Position von Ferrari im Sport zu schützen und zu wahren. Aber wir bleiben nicht um jeden Preis und auch nicht aus rein geschäftlichen Gründen. Die Formel 1 hat etwas Edles, etwas Nobles, das ist kein Sport wie jeder andere, wir wollen das bewahren helfen, es sollte hier nicht nur ums Geschäft gehen.»
Die Drohungen kommen so regelmässig, dass sie an den Jungen erinnern, der immer „Feuer!“ gerufen hat. Irgendwann glaubten ihm die Leute nicht mehr. Bis es wirklich brannte. Macht sich FIA-Chef Jean Todt keine Sorgen, dass es längst brennt?
Gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE meint der 72jährige Franzose zum generellen Zustand der Formel 1: «Die Formel 1 hat eine grosse Veränderung durchgemacht, seit Bernie Ecclestone die kommerziellen Rechte an Liberty Media abgetreten hat. Ich denke, die neuen Besitzer arbeiten gut, wir haben eine grossartige Beziehung zu ihnen. Wir arbeiten daran, die Gegenwart des Formel-1-Sports zu festigen, parallel dazu laufen Verhandlungen zur Zukunft, wenn Ende 2020 das heutige Concorde-Abkommen ausläuft.»
Also die Formel-1-Verfassung, welche die sportlichen und wirtschaftlichen Verbindungen des Dreiecks FIA (Automobil-Weltverband), FOM (Formula One Management) und Rennställe regelt.
Die Gefahr, dass die Fans ab 2021 ohne Ferrari auskommen müssen, sie ist da, aber Jean Todt bleibt gelassen. «Ich versuche, mich auf die Prioritäten zu konzentrieren. Natürlich diskutiere ich mit Sergio Marchionne, wir verstehen uns perfekt. Ich kenne Ferrari sehr gut. Ich habe grossen Respekt vor Ferrari – eine grosse Marke mit legendären Rennwagen. Der Motorsport hat Ferrari viel zu verdanken, und Ferrari wäre es nicht das Gleiche ohne Autorennen.»
Jean Todt warnt vor Panikmache: «Unterm Strich sollten wir vermeiden, derzeit über Spekulationen und Drohungen zu sprechen. Besser sollten wir sicherstellen, dass wir alle in der Formel 1 auch künftig alle Teams an Bord haben.»
Im Rahmen des WM-Finales von Abu Dhabi 2017 sagte Todt zum Thema Ferrari-Abschied: «Das ist ihre Wahl. Wir wollen nicht, dass ein Hersteller den Sport verlässt. Ferrari ist eine Marken-Ikone, Ferrari ist einzigartig. Und es wäre sehr schmerzhaft für Ferrari, nicht mehr in der Formel 1 zu sein. Aber in meiner Verantwortung liegt das nicht.»
Im März 2018 ergänzte Todt zum gleichen Thema: «Der Ausstieg von Ferrari ist denkbar. Und ganz ehrlich – sie sind frei, sich so zu entschliessen. Ich hoffe aber definitiv, dass sie es nicht tun werden. Auf der anderen Seite: Wir haben es immer wieder erlebt, dass grosse Wettbewerber den Sport verlassen haben. Und dann wiedergekommen sind.»