Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

GP-Teams erhalten Post: Warnung des Autoverbands FIA

Von Adam Cooper
​Die Regelhüter des Automobilverbands FIA sind nicht zu beneiden. Immer wieder müssen sie Löcher im Reglement stopfen, in einem fortwährenden Kampf gegen hunderte heller Köpfe der Rennställe.

Schon im Testwinter gab es Ärger: Die Konkurrenz von Renault betrachtete argwöhnisch einen nach oben weisenden Auspuff am gelben Werksrenner. Renault-Technikchef Bob Bell verheimlichte überhaupt nicht, dass hier die Unterseite des Heckflügels angeströmt und damit mehr Abtrieb erzeugt werden soll. Dies alles im Rahmen des durchaus Erlaubten. Wenn die hellen Köpfe der zehn Grand-Prix-Teams nach Lücken im Reglement forschen und die FIA zum Reagieren gezwungen ist, dann haben die Fachkräfte des Automobilweltverbands keinen leichten Stand. Sie sind ständig am Nachbessern, so auch jetzt, in Form eines Briefes von FIA-Technikchef Nikolas Tombazis (Ex-Chefdesigner Ferrari).

Der Grieche hat sich an alle zehn GP-Teams gewandt, weil die FIA fand: Es gab so viele Anfragen, was denn nun in Sachen Auspuff erlaubt sei, dass eine Präzisierung angebracht ist. Angeblasene Aero-Teile zur Erhöhung des Abtriebs sind in der Formel 1 für kluge Aerodynamiker ein alter Hut. Schon vor acht Jahren leitete Red Bull Racing-Technikguru beim Modell RB6 Ausfpuffgase aufs Dach des Diffusors – der so genannte angeblasene Diffusor war erfunden. Der angeblasene Heckflügel ist gewissermassen ein enger aerodynamischer Verwandter.

Bei Renault ist der Auspuff um die maximal erlaubten fünf Grad nach oben gerichtet. Die Wirkung der austretenden Gase wird durch die direkt unter dem Hauptrohr angeordneten Zusatzrohre des Wastegates verstärkt. Bei der Motorabstimmung arbeiten die französischen Techniker an einer Lösung, die einen konstanten Gasstrom begünstigt – dass also der Heckflügel auch dann zusätzlich angeströmt wird, wenn der Fahrer nicht auf dem Gas ist.

Die FIA bestätigt, dass die Renault-Lösung legal ist, aber sie zeigt dennoch den Mahnfinger: Sie will keine Motorkennfelder, die zu einem konstanteren Gasstrom führen. Tombazis schreibt in seinem Brief: «Wir akzeptieren keine Einstellung des Triebwerks, die zu höherem Gasfluss zu rein aerodynamischen Zwecken führt. Eine Erhöhung ist nur dann erlaubt, wenn sie zu höherem Leistungsausstoss führt.»

Die FIA wird an den verschiedenen Motoren Stichproben durchführen. Die Regelhüter werden dann eingreifen, wenn sie glauben, dass ein Team in Sachen Auspuffgase zu sehr im Graubereich agiert. Dies ist aber nur eine mittelfristige Lösung. Das 2017er Reglement hat die Rückkehr angeblasener Aero-Teile ermöglicht, weil der Heckflügel niedriger angebracht worden ist. Für 2019 wird bereits diskutiert: Der Auspuff wird so angebracht, dass die Gase nicht mehr zur Erhöhung des Abtriebs verwendet werden können. Noch besteht innerhalb der technischen Arbeitsgruppe aber keine Einigkeit darüber, wie genau das geschehen soll.

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