Bernie Ecclestone: «Lewis Hamilton hat Schnauze voll»
Bernie Ecclestone und Lewis Hamilton
Wer Bernie Ecclestone in Baku zuhört, könnte den Irrglauben verfallen: Lewis Hamilton steht kurz vor dem Rücktritt. Der langjährige Formel-1-Promoter, inzwischen 87 Jahre alt, erkennt seinen Landsmann nicht wieder. Lewis ist jetzt ein halbes Jahr ohne Sieg, in China wirkte er merkwürdig zahnlos. Das alles drängt «Mr. E» zum Schluss, dass der vierfache Champion seine Schärfe verloren habe.
Bernie Ecclestone gegenüber der britischen Sky: «Er scheint nicht der Lewis zu sein, der er vorher war. Ich weiss nicht, ob es an mir liegt, aber wenn man mit ihm redet, oder wenn man beoabachtet, wie er auftritt, dann ist er einfach nicht der gleiche Racer wie früher. Er ist immer noch superschnell, sein Talent steht ausser Frage, und im Übrigen ist er sehr nett. Aber vielleicht hat er von all dem ein wenig die Schnauze voll.»
«Ich habe gedacht, Hamilton würde jedes Rennen gewinnen, da lag ich wohl grundfalsch. Es wäre schön, wenn Vettel siegen würde. Er ist ein Kumpel, und ich unterstütze ihn immer. Also hoffe ich, dass Seb das auf die Reihe bekommt.»
Vor nicht allzu langer Zeit klang Ecclestone über Hamilton ganz anders. Da schwadronierte der Baumeister der modernen Formel 1: «Lewis Hamilton ist der beste Weltmeister, den wir je hatten. Und warum ist er das? Nicht nur, weil er besser fährt denn je, sondern vor allem deshalb, weil er ein globales Publikum hat. Abgesehen von seinem Talent als Racer ist er da draussen und rührt ständig die Werbetrommel für unseren Sport. Er hat die Anziehungskraft eines Filmstars.»
Tatsächlich erreicht Hamilton via Twitter mehr Fans als jeder andere Formel-1-Pilot. Tattoos und Goldketten, Auftritte bei Modeschauen und in Hollywood, mit Supermodels und Rappern, Triviales wie Fotos seiner Hunde – daran reiben sich die Fans. Die einen finden es lächerlich, die anderen finden es cool.
Über die Qualitäten von Sebastian Vettel als Rennfahrer müssen wir nicht diskutieren. Aber abseits der Strecken ist der vierfache Formel-1-Champion so gut wie unsichtbar. Die ganzen sozialen Netzwerke interessieren ihn ebenso wenig wie die roten Teppiche dieser Welt. Tattoos auf dem Rücken und Bling-Bling um den Hals? Schwer vorstellbar beim Heppenheimer.
Bernie Ecclestone bedauerte das. Der Engländer erklärte: «Ich habe zu Sebastian gesagt – du solltest tun, was Lewis macht. Einige der heutigen Champions glauben, dass Rennfahren ihr einziger Job sei. Aber es gehört schon etwas mehr dazu. Schaut euch doch an, wie das Jackie Stewart gemacht hat. Ich weiss nicht, wie lange er nicht mehr in Rennwagen sitzt, aber er ist immer da, er hat sein Image gepflegt, er verdient tüchtig Geld, er repräsentiert hervorragend den Sport. So sollte das sein.»