Jos Verstappen: «Max weiss genau, was er kann»
1985 hat letztmals ein Grosser Preis der Niederlande stattgefunden, damals wurde in Zandvoort für Sieger Niki Lauda die Bundeshymne gespielt. Seither haben wir den Grossen Preis von Belgien scherzhaft als Heimrennen von Max Verstappen bezeichnet, weil seit 2015 so viele Oranje-Hemden in die Ardennen einfallen. Aber das war nichts gegen das Meer aus Orange am vergangenen Wochenende am Red Bull Ring – 20.000 Niederländer feierten ihren Max Verstappen nach dessen grandioser Fahrt zum vierten Formel-1-Sieg (nach Spanien 2016 sowie Malaysia und Mexiko 2017).
Mittendrin im Trubel am Fusse des Siegerpodests: Jos Verstappen, 46 Jahre alt, der stolzeste Papa der Welt. «Ich habe mir im letzten Teil des Rennens Sorgen gemacht», gab Verstappen senior zu, selber 107 Grands Prix alt geworden am Rennlenkrad. «Ich konnte sehen, in welchem Zustand seine Reifen waren. Aber Max hat das wirklich toll gemacht. Vor dieser Kulisse zu gewinnen, beim Heimrennen von Red Bull, in einem Rennen, vor dem ihm wenige Experten Siegchancen gegeben worden waren, das ist fabelhaft.»
Jos weiss aus eigener Erfahrung: «Wenn die Reifen so verschleissen, dann kannst du das spüren, du kannst es aber auch in den Rückspiegeln sehen. Du musst dann darauf achten, die Räder ja nicht durchdrehen zu lassen, das würde die Abnutzung noch fördern. Max war schon im Kartsport sehr gut darin, seine Reifen sorgfältig zu behandeln, und diese Fähigkeit hat in in die Formel 1 mitgenommen.»
«An diesem Tag hat einfach alles gepasst: Die fahrerische Leistung von Max, aber auch das strategische Vorgehen von Red Bull Racing. Hätte RBR bei der virtuellen Safety-Car-Phase nicht sofort reagiert und beide Fahrer hereingeholt, dann hätte Max diese tolle Steilvorlage nie erhalten.»
Im ersten Saisonteil wurde mit Kritik an Max Verstappen nicht gespart. Jos Verstappen blieb immer ruhig. «Wir unterhalten uns ständig, aber oft ist das überhaupt nicht notwendig. Max erkennt glasklar, was um ihn herum vorgeht. Und er hat in der Steiermark bewiesen, dass er Erfahrungen umsetzen kann. Vielleicht sollten wir damit aufhören, seine Fähigkeiten in Frage zu stellen – weil er genau weiss, was er kann.»
«Es war davon die Rede, dass er seinen Fahrstil umstellen sollte. Aber dieser Fahrstil hat ihm den Sieg in Österreich eingebracht. Hätte sich Max in der ersten Runde nicht an Kimi Räikkönen vorbeigearbeitet, so hätte er dieses Rennen vielleicht nicht gewonnen.»